no-racism.net logo
 
 

[ 03. Mar 2015 ]

Aufruf zum 8. März - Internationaler Frauenkampftag

Demo 8. März 2015 Wien

Aufruftext zur Demo zum internationalen Frauenkampftag am 08. März 2015 in Wien. Treffpunkt: 12 Uhr, Stephansplatz, 1010 Wien.

 

FrauenLesbenDemo
Treffpunkt: Sonntag, 8. März 2015, 12 Uhr, Stephansplatz, 1010 Wien.

mit Redebeiträgen, Musik, Tanz, Trommeln, Lieder
vom Stephansplatz über Fleischmarkt, Schwedenplatz zum Praterstern


Liebe F*L*I*T*s [Frauen*, Lesben*, Inter*personen, Trans*],

am 8. März 2015 findet anlässlich des internationalen Frauen*tages wieder eine Demo in Wien statt. Wir wollen als Frauen*, Lesben*, Inter* und Trans*Personen diesen queer-feministischen Kampftag gemeinsam feiern und rufen daher dazu auf, sich zu einem F*L*I*T*-Block zusammenzuschließen und so zur Demo zu gehen.

Es ist uns wichtig, auf dieser Demonstration sichtbar zu sein, explizit gegen Trans*phobie und Heteronormativität aufzutreten und jenseits scheinbar klarer Geschlechtszuschreibungen aktiv an diesem Tag Raum einzunehmen.

Nicht nur Cis-Frauen sind vom Patriachat benachteiligt. Lasst uns als Transmänner*, als Transfrauen*, als Trans*personen, Lesben*, Inter*personen und Frauen* gemeinsam gegen Patriarchat, gegen Sexismus und das System von Zweigeschlechtlichkeit/Heteronormativität auf dieStraße gehen.

gegen die cis-HERRschende Ordnung
gegen die HERRschende Ordnung überhaupt
für die queer-feministische Unordnung!

Aufruftext zur :: Demo am 8. März 2015 - Internationaler Frauenkampftag


Für Frauenbefreiung als Grundlage für alle Bereiche einer freien Gesellschaft.
Der 8. März ist ein sichtbarer Tag für Frauenkampf und -widerstand. Frauen und Lesben auf der ganzen Welt kämpfen gegen patriarchale Herrschaftssysteme und Frauenunterdrückung. Eine eigenständige, sichtbare und starke FrauenLesben-Organisierung ist wichtig und notwendig. Feminismus ist international eine revolutionäre Kraft um die Gesellschaft grundlegend zu verändern und die Welt aus der Sicht von Frauen in Freiheit zu erkämpfen, zu gestalten und zu leben.

Raus auf die Straße, bringen wir die patriarchalen, kapitalistischen, rassistischen, lesbenfeindlichen und neokolonialen/imperialistischen Herrschaftsmodelle zum Tanzen und kämpfen für grundlegende Frauenbefreiung.

Frauen auf der Flucht - Gewalt gegen Frauen als Flucht- und Asylgrund anerkennen.
Frauen flüchten vor Krieg, sozialer und politischer Verfolgung, aus ökonomischen Gründen, und zusätzlich vor Männergewalt und patriarchalen Systemen. Sie sind davon auch auf der Flucht und hier in Europa betroffen. Wir heißen Flüchtlinge willkommen, d.h. soziale, politische Rechte für alle, z.B. medizinische Versorgung, lebenswerte Wohnbedingungen und gleichberechtigter Zugang zu Arbeitsverhältnissen sofort, Abschiebungen verhindern und gemeinsam gegen jede Form von Ausgrenzung und herrschende Flüchtlingspolitik kämpfen!

Frauen stehen gegen Rassismus, antimuslimische Hetze, Antisemitismus und (Neo-)Faschismus
- kein Raum für Neonazis und Faschisten, Pegidas, Identitäre, religiöse - und klerikale Faschist_innen und deren rassistische, sexistische, homophobe und antifeministische Hetze.

Gegen Vergewaltigung und Frauenmord - Kampf dem Sexismus an jedem Ort
- Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und männliche Verfügungsgewalt über Frauen hat System und ist weltweit ein grundlegender Bestandteil patriarchaler Gesellschaften. Vergewaltigungen und Frauenmorde sind Kriegsstrategien gegen alle Frauen - sowohl im Alltag als auch in Kriegen. Hier in Österreich werden jährlich ca. 40 Frauen vom männlichen Lebenspartner ermordet. Wir nennen diesen männlichen Besitzanspruch und Frauenhass, der in den Medien als "Beziehungstat" oder "Ehrenmord" bezeichnet wird, als Feminizid. In Kriegssituationen verschärfen sich die patriarchalen Systeme und Denkweisen. U.a. wurden im letzten Jahr in Nigeria 300 Mädchen und junge Frauen von der Boko Haram entführt und im südkurdischen Shengal 3000 ezidische Kurdinnen vom IS verschleppt, vergewaltigt und auf Sklavinnenmärkten verkauft. Frauen kämpfen weltweit gegen sexistische Gewalt und die dahinterliegenden patriarchalen Strukturen und Denkweise, denn Frauen sind frei und wild - kein Freiwild, keine Dienerinnen und kein Besitz. Organisieren wir unsere feministische Selbstverteidigung und arbeiten an solidarischen Unterstützungs- und Befreiungsstrukturen.

Gegen die sexuelle Ausbeutung und sexistische Zurichtung von Frauen durch Werbung, Pornografie und Prostitution. Wir stellen die Verfügbarkeit von Frauenkörper und den Kauf "weiblicher" Dienste für "männliche" Lust, Befriedigung und Macht grundsätzlich in Frage - sowohl in der Sexindustrie und in den Medien, als auch bei der Arbeit, im Alltag, in Beziehungen oder im Ehebett. Das System der Sexindustrie bedeutet für viele Frauen Gewalt, Ausbeutung und ein Eingesperrt-Sein. So genannte Sexarbeit ist für viele Frauen eine Frage ökonomisch überleben zu können. Solidarität mit den Kämpfen der Frauen, die in der Sexindustrie arbeiten und gearbeitet haben.

Arbeiterinnen halten zusammen.
Wir haben die miesen Arbeitsbedingungen und Löhne und die fremdbestimmten Arbeitsverhältnisse satt. In der kapitalistischen Wirtschaft sollen wir gegeneinander hetzen, ob im Betrieb, EU-weit oder international. Wir sind gegen die Spardiktate der Troika und gegen internationale Freihandelsabkommen auf Kosten der Arbeiterin_nen und Erwerbslosen. Wir wissen es ist genug Geld, Arbeit, Wohnraum, Nahrung für alle da. Doch Lohnarbeit von Frauen und Migrantin_nen wird schlechter bezahlt und die unbezahlte Versorgungs- und Pflegearbeit, die immer noch vor allem Frauen machen (müssen) wird unsichtbar gemacht und ausgebeutet. Erwerbslose und Sozialhilfeempfängerin_nen werden verachtet und schikaniert. Wir stellen die unterschiedliche Bewertung von Arbeit und ungleiche Bezahlung radikal in Frage. Armut und ökonomische Ausbeutung sind unzumutbar - bedingungsloses Grundeinkommen für alle! Wir wollen radikale Umverteilung der Besitzverhältnisse und der Arbeit an sich und eine kollektive, solidarische Ökonomie und ökonomische Eigenständigkeit für Frauen weltweit - statt geschlechtsspezifische und hierarchische Arbeitsteilung, Kapitalismus, Ausbeutung und Profite.

Frauen entscheiden - international gegen patriarchale Bevölkerungspolitik.
Abtreibungsverbote sind wie Zwangssterilisationen, Gebärverbote und Reproduktionstechnologien Mittel der Bevölkerungspolitik und ein zentraler Bestandteil von Frauenunterdrückung und auch Teil rassistischer und imperialistischer Gesellschaftsstrukturen. Sie sind ein Angriff auf die Würde, Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen. Als Selbstbestimmung verstehen wir nicht den individualistischen neoliberalen Zeitgeist - nach dem Motto "Ich kann machen was ich will". Wir verstehen Selbstbestimmung als gesellschaftlicher Entscheidungsraum, in dem sich Frauen für oder gegen die Schwangerschaft und Geburt entscheiden können, in dem u.a. Sexualität, Menstruation, Verhütung, Geburtenkontrolle, Schwangerschaft, Geburt, ein Leben mit und ohne Kindern u.a.m. aus der Sicht von Frauen lebendig ist und entwickelt werden kann. Abtreibung raus aus dem Strafgesetzbuch und kostenlose Abtreibung in allen öffentlichen Spitälern. Für kostenlose Verhütung. Gegen die Ausbeutung von Frauen durch Reproduktionstechnologien und Leihmutterschaft. Für kostenlose und flächendeckende Kinderbetreuung.

Frauen und Mehrgeschlechtlichkeit.
Unser LebendigSein lässt sich nicht bemessen, berechnen und zurechtschneiden. Wir stellen uns gegen das Konzept der "Zweigeschlechtlichkeit" und dessen medizinische und soziale Zurichtung ob gegen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Es gibt keinen "falschen" Körper, aber ein System mit seinen Denkweisen, Normen und Konditionierungen, das uns behindert und reglementiert. Rebellieren - statt epilieren, Diäten, Medikamente schlucken und "Schönheits"operationen! Wir pfeifen auf Geschlechternormen und Geschlechterrollen.

Für lebendige Sichtbarkeit lesbischer Existenz;
Lesben sind immer und überall! Für Frauenliebe und Frauensolidarität - statt Frauenverachtung, patriarchale Konkurrenz und Spaltung unter Frauen.

Für vielfältige solidarische Lebensformen und Lebensgemeinschaften - statt patriarchale Kleinfamilie, Isolation und Ehe als "Keimzelle des Staates". Für einen Wohnungsbau, der ein gemeinschaftliches Leben ermöglicht - statt (Kinder)Zimmer, Küche, Kabinett oder unbezahlbare hochsanierte Luxuswohnungen.

Frauen gegen Militarismus, Kriegspolitik und neokoloniale/imperialistische Kriege.
Der Krieg in der Ukraine sowie die kriegerische "Neuordnung" im Irak, Syrien, Libyen, Afghanistan u.a. sind Brennpunkte, an denen die EU mit ihren wirtschaftlichen und politischen Machtinteressen beteiligt ist. Wir stellen uns gegen ein Europa, das im Namen von "westlichen Werten" Kriege und Zerstörung mit Panzern, Drohnen und wirtschaftlicher Ausbeutung exportiert. Heuer ist 70 Jahre Befreiung vom NS-Faschismus. In unserem feministischen antifaschistischen Gedenken beziehen wir uns auf das politische Vermächtnis der WiderstandskämpferInnen und Überlebenden der Konzentrationslager - Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Es fordert nicht nur zum Gedenken, sondern zum Handeln auf. Handeln wir jetzt gegen Überwachung, Aufrüstung und Kriegstreiber hier. Gegen die eurozentristische und koloniale Denkweise - für internationale Solidarität. Wir fühlen uns verbunden und solidarisch mit den Frauenverteidigungseinheiten (YJA Star und YPJ) in Kurdistan und ihrem Widerstand in Kobane und Shengal (Syrien, Irak). Ihr organisierter Widerstand stärkt auch uns und ist ein bedeutungsvoller Teil des Kampfes für die Freiheit von Frauen weltweit.

Gemeinsam mit der feministischen Karawane (die am 8. März 2015 in Nordkurdistan/Türkei beginnt und bis Oktober durch Europa bis nach Portugal unterwegs ist) sind wir am Weg bis alle Frauen frei sind!

Frauen, wehrt euch und kämpft! Egal ob am Arbeitsplatz, auf der Uni, in der Schule, im Stadtviertel, in der Beziehung oder auf der Straße. Vereinzelt werden wir leicht geschlagen, gemeinsam sind wir un-schlag-bar! Gehen wir am 8. März auf die Straße. Es ist nicht nur ein Traditions- oder Feiertag, es ist vor allem ein Kampftag der Frauen weltweit!

Feministisches Frauenbündnis zum 8. März