Aufruf zu Pro-Choice Demo und Aktionen am 25. Juli 2015 in Salzburg gegen die "Lebensschützer _innen" und ihren Gebetszug mit weißen Kreuzen, mit denen sie gegen die Rechte von Frauen marschieren. Mit :: Broschüre zum Download.
Aufruf zu Pro-Choice Demo und Aktionen
Jedes Jahr im Sommer wird die Salzburger Altstadt Bühne eines befremdlichen Spektakels. Damit sind hier nicht die Salzburger Festspiele gemeint, sondern der sogenannte "Gebetszug 1000 Kreuze für das Leben" ultra-religiöser FundamentalistInnen. Weiße Holzkreuze tragend ziehen selbsternannte "Lebensschützer" dabei durch die Gassen. Der Zweck ihres Auftrittes: Propaganda gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen reproduktive Selbstbestimmung und gegen Emanzipation ganz allgemein. Dem wollen wir entgegentreten. Wir rufen zu einer Pro-Choice-Demo und vielfältigen Gegenaktivitäten auf.
Der Marsch in Salzburg ist in Österreich das einzige Event der klerikal-faschistischen AbtreibungsgegnerInnen, welches nach dem Muster der "1000 Kreuze Märsche" stattfindet. Organisiert werden diese von EuroProLife (Lebenszentrum München), in Salzburg gemeinsam mit Human Life International (HLI, Lebenszentrum Salzburg). Der "1000 Kreuze Marsch" in Salzburg ist ein Treffen christlicher AntifeministInnen aus Österreich, Bayern und Südtirol.
Von Anfang an wurde Widerstand von Pro-Choice-Seite auf die Beine gestellt. Klar, dass das weder den AntifeministInnen von HLI und Co., noch den Vertreter_innen der Staatsgewalt schmeckt. Die Bullen reagierten in den letzten drei Jahren mit Festnahmen auf den (pro-)feministischen Widerstand. Sie haben es darauf angelegt, unseren Handlungsspielraum kontinuierlich einzuschränken: vor drei Jahren gab es noch zwei Festnahmen, im Jahr darauf waren es 36. Letztes Jahr wurden zehn Pro-Choice-Aktivist_innen schon wegen des bloßen Rufens von Parolen ("Hätt' Maria abgetrieben wärt ihr uns erspart geblieben") festgenommen. Vier Festnahmen in Handschellen gab es wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung.
Je fadenscheiniger die Gründe für Festnahmen umso grantiger werden wir. Wir sind entschlossen, uns heuer unseren Handlungsspielraum wieder zurückzuholen!
Denn es gibt einiges zu erkämpfen. Schwangerschaftsabbrüche müssen endlich raus aus dem Strafgesetzbuch! Wir können nicht zulassen, dass sich sogenannte "Lebensschützer" immer weiter ausbreiten und - wie in Wien - Kliniken terrorisieren, bis diese schließen. Es reicht nicht, wenn Schwangerschaftsabbrüche in den ersten drei Monaten straffrei sind; sie müssen in öffentlichen Krankenhäusern praktisch möglich sein. Das ist in Tirol und Vorarlberg noch immer nicht der Fall. Abtreibung auf Krankenschein muss her!
Doch das ist nur eine Facette des Problems. Bei den Pro-Choice-Protesten treten wir ein gegen den rassistischen, bevölkerungspolitischen Zugriff auf die Körper von Frauen* und ungewollt schwangerer Inter*Trans*Personen. Wir wenden uns gegen patriarchale Geschlechternormen und Zwangsheterosexualität, und gegen das Abschieben von unbezahlter Care-Arbeit auf Frauen*. Und beim Gedanken an die Verbandelungen von organisierten AbtreibungsgegnerInnen mit der sonstigen extreme Rechten, der Wirtschaft und Parteien kommt uns das Kotzen!
Streicht euch den 25. Juli 2015 fett im Kalender an. Diesmal sind die Pro-Choice-Proteste an einem Samstag, was auf eine größere Anzahl von Aktivist_innen hoffen lässt als ein Wochentag. Das wollen wir nützen, um den organisierten Abtreibungsgegner_innen ordentlich einzuheizen. Wir wollen in die Offensive, und dafür müssen wir viele sein.
Kommt am 25. Juli 2015 nach Salzburg! Demostart 12:30 Hauptbahnhof
Vorne wie immer ein kämpferischer FrauenLesbenInterTrans*Block!
Broschüre: Pro-Choice is ois - Vorwort
WIR SINDS, die Infoladen-Frauen* aus Salzburg. Jahrelang schlagen wir uns nun mit fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen rum. In Salzburg, ein Erzbistum und Brutbecken für alle religiösen und möglichen Sekten, religiös-fundamentalistischen Gruppen, gibt es doch erbitterten Widerstand. Viele Aktionen und Demos machen den Fundis hier sprichwörtlich und tatsächlich die Hölle heiß. Wir, von den FeindInnen als "Kultur des Todes" betitelt, wollen mit dieser Broschüre "Pro-Choice is ois!" einen Diskussionsbeitrag zur aktuellen Debatte um reproduktive Rechte aus linksradikaler Sicht geben. Sie ist ein Ergebnis aus unseren jahrelangen Erfahrungen mit den Fundis. Wir sind keineswegs Expertinnen, und wollen dies gar nicht sein. Wir erhoffen uns, dass dieser Beitrag erstens Gruppen in anderen Städten dazu mobilisiert, gegen "ihre" organisierten AbtreibungsgegnerInnen vor Ort aktiv zu werden und sich bei Pro-Choice-Aktionen zu beteiligen. Zweitens erhoffen wir uns eine Vernetzung und Austausch mit anderen Pro- Choice-Gruppen. Drittens wollen wir Anregungen und Kritik. Ja, das meinen wir ernst!
Wenn wir über Pro-Choice schreiben, beinhaltet dies wirklich viele Themen. Wir hoffen, dass wir viele in dieser Broschüre ausformulieren oder zumindest anschneiden konnten. Doch wir sind keine Repräsentantinnen von Personen, die ebenfalls von der Propaganda der Fundis betroffen sind. Wir sind eine ziemlich homogene Gruppe, wir sind beispielsweise keine People of Color, noch sind Trans*personen an der Herstellung der Broschüre beteiligt gewesen. Deshalb wollen wir in der Broschüre einerseits niemanden ausklammern oder zum Verschwinden bringen, aber gleichzeitig können wir nur bedingt darüber reden, was diese Personen / euch betrifft.
Wir wollen keine Stellvertreterinnen sein, sondern in der Auseinandersetzung zu möglichen gemeinsamen Schnittpunkten, Aktionen ... kommen. Deshalb ist der Aufruf zur Kritik und weiteren Diskussionsbeiträgen absolut ernst gemeint! Wir sind wissbegierig und lernbereit! Wie das nunmal so ist, frisst das Herstellen einer solchen Broschüre viel Zeit. Wir haben uns sehr viel vorgenommen, vieles geschafft, und weniges nicht. Deshalb fehlt beispielsweise eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Verbindungen zwischen den Parteien (in Österreich) und den organisierten fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen. Sofern Beiträge eintrudeln, würden wir gerne eine weitere Auflage rausbringen und dabei auch versäumte Themen nachholen.
Nun zur Broschüre selbst: diese darf gerne kopiert und verteilt werden! Zuerst gehen wir darauf ein wogegen wir kämpfen, was alle möglichen Zumutungen des hetero-normativen Alltags in einer kapitalistischen Gesellschaft beinhalten soll. Wofür wir kämpfen, versuchen wir im zweiten Kapitel auszuformulieren. Anschließend wollen wir die relevanten Anti-Choice-Gruppen, die in Salzburg aktiv sind, darstellen und einige ihrer wichtigsten Personen und Methoden nennen. Bei dem Kapitel "Verbündete, Mitstreiter_innen, Solidaritäten" gehen wir auf (potentiell) solidarische Gruppen, Personen und Bewegungen ein und ver orten unseren Kampf hier in Salzburg in der radikalen Linken. Dann gibt's noch einen kleinen Abriss der bisherigen Proteste in Salzburg und einen Diskussionsbeitrag zu Aktionsformen. Abschließend kommen Lesetipps und Links und ein Glossar (die Begriffe, die im Glossar erklärt werden, sind im Text gekennzeichnet). Soweit, so gut, so schlecht:
PRO CHOICE IS OIS!
KOMMT AM 25. JULI NACH SALZBURG!
Demostart 12:30 Hauptbahnhof
Die komplette :: Broschüre hier als PDF-Download
Quelle :: Infoladen Salzburg