Immer wieder kommt es zu Aufständen in den diversen Internierungs- Lagern für Flüchtlinge und Migrant_innen. So auch am 26. April 2016 in Moria auf der griechischen Insel Lesbos.
Am 26. April hat der griechische Vizeminister für Einwanderung, Muzala, Moria besucht, um sich die Situation vor Ort anzusehen.
Es ist offiziell nicht erlaubt Minderjährige in Moria gefangen zu halten, deshalb dürfen sie jeden Tag eine halbe Stunde raus gehen. Diese 30 Minuten sind das große Tagesereignis, worauf die Minderjährigen jeden Tag warten.
Vermutlich aufgrund des Besuchs des Vizeministers wurden sie am 26. nicht zur gewöhnlichen Zeit heraus gelassen. Nach Stunden des Warten wurden sie immer aufgebrachter und befürchteten, dass sie an diesem Tag überhaupt nicht mehr raus kommen. Um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, warfen sie Wasser auf den Vizeminister, der durchnässt, zur eigenen Sicherheit aus dem Gefängnis gebracht wurde. Einige Minderjährige setzten die Rebellion fort, indem sie Sachen (vermutlich Mülleimer und andere brennbare Materialien) anzündeten. Die Polizei reagierte damit, dass sie diese Minderjährigen verprügelte, was immer mehr der jungen Leute gegen sie aufbrachte. Gegen 16 Uhr gab es einen Aufruhr am Haupteingang von Moria. Mülleimer wurden in Brand gesetzt und Steine auf die Bereitschaftspolizei geworfen, die direkt vor dem Haupteingang von Moria stationiert ist.
Die Bereitschaftspolizei ging in das Lager, musste sich aber nach einigen Minuten zurückzuziehen. Sie rannte um ihr Leben, zusammen mit ÜbersetzterInnen, FrontexbeamtInnen und den Leuten, die in Moria arbeiten. Die Auseinandersetzungen übertrugen sich auf unterschiedliche Bereiche des Gefängnisses, wo es Flüchtlingen gelang den Zaun niederzureißen und außerhalb die Konfrontation mit der Bereitschaftspolizei zu suchen. Diese war eindeutig unterbesetzt und unvorbereitet und die Auseinandersetzung mit der Polizei dauerte über Stunden.
Tränengas blieb aufgrund des fehlenden Windes ohne besondere Auswirkung. Die Flüchtlinge schafften es in das Büro einzubrechen, das den Zugang zur Hauptlautsprecheranlage von Moria hat. Sie riefen "Freiheit" über die Lautsprecher, was im ganzen Camp zu hören war und verschafften sich auch Zugang zum Registrierungszentrum, in dem Dokumente und Computer zerstört wurden. In der Nacht kletterten die Leute auf das Dach des Gebäudes, entzündeten noch mehr Feuer auf dem Campgelände und versuchten auch, das Gebäude selbst zu zerstören. Auch gab es einige weitere Versuche Zäune innerhalb des Lagers zu zerstören.
Schließlich betrat die Polizei wieder das Gelände und versuchte verzweifelt durch das Verschießen von Blendgranaten auf kurze Distanz (vermutlich direkt auf Flüchtlinge), die Revolte zu beenden. Fünf Krankenwagen trafen ein. Es ist nicht bekannt, ob sie verwundete Kiwara oder Flüchtlinge ins Krankenhaus brachten. Was danach geschah ist unbekannt, weil die Polizei anordnete, dass die letzten AugenzeugInnen das Gebiet verlassen. Sie hat dann beidseitig die komplette Straße nach Moria versperrt, so dass es nicht mehr möglich war, sich dem Gebiet zu nähern. Am Morgen hatte sich die Situation beruhigt.
Für uns zeigt dieser Vorfall, dass Menschen nicht gefangen gehalten werden können, ohne darauf mit emotionalen Widerstand zu reagieren. Wir unterstützen Flüchtlinge in ihren Kampf für Gerechtigkeit, würdigen ihre Situation und Existenz in Europa und außerhalb der Europäischen Union und wir unterstützen sie in ihrem KAMPF FÜR FREIHEIT.
Freiheit für alle Gefangenen!
Übersetzung eines Artikels einiger AnarchistInnen, zuerst veröffentlicht am 30. April 2016 auf :: de-contrainfo.espiv.net. Das englische Original findet sich :: hier.