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[ 08. Mar 2000 ]

Frauen auf die Barrikaden! Flugblatt zur Demo

Gegen die besondere Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen im Kapitalismus!
Aus dem imperialistischen und patriarchalen Elend können wir uns nur selbst befreien!

 

Es reicht offensichtlich nicht, wenn wir Frauen einmal im Jahr, am 8. März, dem Internationalen Kampftag der werktätigen Frauen, unserer Wut über die HERRschenden Zustände freien Lauf lassen.

Die HERRschenden Männer und Frauen werfen uns tagtäglich Prügel vor die Füße. Ihr Kampf gegen unsere Lebensinteressen hat System: sie locken uns mit "Kinderbetreu-ungsschecks", und "familienfreundlichen" Teilzeitjobs und drohen uns mit höherem Pensionseintrittsalter und verschärften Arbeitsbedingungen.

Was sollen wir tun? Zuallererst müssen wir die Demagogie entlarven, die hinter diesen Lockungen und Drohungen steckt. Wir müssen wissen, was das Karenzgeld "für alle", oder die zuckersüß servierten Teilzeitjobs für uns bedeuten. Wir müssen fragen: Wem nützt es? Nur dann können wir gezielt dagegen kämpfen.

Das Karenzgeld ist eine seit Jahrzehnten bestehende Versicherungsleistung für werktätige Frauen. Schwarz-blau präsentiert das Karenzgeld "für alle" (vormals Kinderscheck) als großartiges Geschenk: 6.250,- ÖS (davon werden 250 ÖS für die Pension einbehalten) soll jede Frau erhalten, unabhängig davon, ob sie eine Bourgeoisfrau ist, die damit ihr Kindermädchen bezahlt, oder ob sie zu den durch Lohnarbeit ausgebeuteten Frauen zählt, die zusätzlich zur Kindererziehung den Haus- halt "schupft". Gut, und wer zahlt dieses "Zuckerl", das den erwerbs- tätigen Frauen nur 300 ÖS mehr bringt als das derzeit noch gültige Karenzgeld (5.700 ÖS)? Nicht etwa die Unternehmer, die ja größtes Interesse daran haben, dass die kleinbürgerliche Familie als Ordnungsfaktor des kapitalistischen Systems weiter- besteht! Nein, die Ausgebeuteten selbst müssen für ihr Karenzgeld und das Karenzgeld "für alle" aufkommen, denn bezahlt wird aus dem Familienlastenausgleichsfonds: einem "Topf", den die Werktätigen Monat für Monat mit einem Teil ihres spärlichen Lohns fällen, und aus dem die HERRschenden "großzügig" schöpfen, z. B. ein Karenzgeld "für alle".

Auch die nun gebotene "Möglichkeit", mittels "Arbeit zu Hause für Kinder (und Mann)" zu einer eigenen Mindestpension zu kommen, ist nichts als Gewäsch: So eine Mutter muß sieben oder acht Kinder im Abstand von zwei Jahren in die Welt setzen, damit sie im Alter von 60 Jahren über 8.000 ÖS verfügen kann.

Ein Vollerwerbs-Arbeitsplatz bei gleichem Lohn für gleiche Arbeit ist seit jeher ein unverzichtbarer Bestandteil im Forderungskatalog der kämpferischen Arbeiterinnenbewegung. Sobald wir allerdings mit unseren Protesten aufhören, werden wir zum Spielball der Ausbeuter. Ein Beispiel dafür sind die Teilzeitarbeitsplätze oder die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse, die den Frauen als "besonders familienfreundlich" verkauft werden: Teilzeitausbeutung, so die Herrschenden, sei ideal vereinbar mit dem Familienleben, sprich: wenn frau sich den ganzen Tag im Haushalt abgerackert hat, darf sie zwischen 16 und 20 Uhr beim Billa hackeln und hat nachher noch genug Zeit um die Kinder ins Bett zu bringen und Wäsche zu bÃŒgeln. Auch die geringfügige Beschäftigung wird uns im Zusammenhang mit einer "besseren" Finanzsituation der Familie schmackhaft gemacht: frau kann locker ca. 3.800 ÖS dazuverdienen, ohne sich "besonders anstrengen zu müssen". Auch hier muß die Frage gestellt werden: Wem nützt es? Flexible Arbeitszeiten: Wir sollen jederzeit abrufbereit sein für den kapitalistischen Profit. Den Frauen wird unter der scheinheiligen BeRücksichtigung von Doppelbelastung durch Familie und Beruf die Vorreiterrolle bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit und beim allgemeinen Lohnabbau zugewiesen. Flexibel für das Kapital! Dieser Kampfansage der HERRschenden müssen wir unseren konsequenten Kampf für das Recht auf einen Vollzeit-Lohnerwerbs-Arbeitsplatz, für mehr und billigere Kinderbetreuungseinrichtungen und gegen patriarchale Strukturen entgegenstellen!

Mit der blau-schwarzen Regierung wird die ökonomische und rechtliche Situation der werktätigen Frauen mit Sicherheit verschlechtert werden. Alibifrauen in der Regierung mit ihren reaktionären Vorstellungen über die Rolle der Frau in der Gesellschaft können die Probleme der werktätigen Frauen niemals lösen. Das Motto "Die Familie geht vor" richtet sich gegen die persönliche und organisierte Beteiligung der Frauen am Kampf für Verbesserungen und stellt die bürgerliche Gesellschaft über unsere Klasseninteressen.

Auch die Annahme, unter einer SP-Regierung würden es die Frauen "besser haben", ist ein zweischneidiges Schwert. Die Rechte und Freiheiten, die den Frauen in den letzten Jahrzehnten zugestanden worden sind bzw. die sie sich erkämpft haben, sind nicht mehr wert als das Papier auf dem sie stehen, solange diese Errungenschaften von den HERRschenden "bei Bedarf" wieder aufgehoben oder in ihr Gegenteil verkehrt werden können. Was nützt die Stellenausschreibung "Sachbearbeiter/in" oder "Lagerverwalter/in", wenn schließlich doch Männer bevorzugt eingestellt werden? Was nützt eine Gleichbehandlungsstelle, wenn Frauen - aus Angst ihren Job zu verlieren - sich nicht trauen, diese Einrichtung zu nutzen? Wozu ein Frauenvolksbegehren, wenn den großen Worten keine Taten folgen? Der Fisch stinkt vom Kopf und genau das vertuscht die kleinbürgerliche Frauenbewegung, die den Kampf ausschließlich gegen die Männerherrschaft, aber nicht gegen den Kapitalismus richtet; ein "Kampf zwischen den Geschlechtern" tut dem kapitalistischen System nicht weh, und so sehen die Herrschenden in den kleinbürgerlichen Feministinnen auch keine besondere Gefahr; im Gegenteil, sie integrieren sie in das System. Und was hat das den Frauen gebracht? Verbesserte Chancen im Konkurrenzkampf mit den Männern und das Gefühl von mehr Respekt und Bedeutung in der Gesellschaft. Die kämpferische Frauenbewegung muß den kleinbürgerlichen, vom Staat vereinnahmten Feminismus aber stets als das begreifen, was er wirklich ist: eine Gegenstrategie der HERRschenden gegen den Kampf um die wirkliche Befreiung der Frau und gegen den proletarischen Klassenkampf, der die überwindung der ganzen Ausbeutung und Unterdrückung zum Ziel hat.

Langfristig kann unser Motto also nur lauten: "Vom kapitalistischen Kochtopf zum proletarischen Staatsruder". Dazu ist der Sturz dieses frauenfeindlichen, aus-beuterischen Systems notwendig, und das wiederum erfordert ein diszipliniertes, organisiertes und systematisches Vorgehen aller ausgebeuteten Werktätigen. Dafür brauchen wir eine kampfstarke revolutionäre Arbeiter/innen-Partei.

für den Tageskampf schreiben wir das Motto "selbstbewußt und klassenbewußt" auf unsere Fahnen: d. h., den HERRschenden mit ihrer systematischen Einlulltaktik nicht auf den Leim gehen, den rassistischen Spaltern offensiv entgegentreten, im Gespräch mit Freundinnen und Arbeitskolleginnen die bestehende Situation kritisieren, im Betrieb solidarisch um bessere Arbeitsbedingungen und höhere LÃŒhne kämpfen, denn nur durch gemeinsame Aktionen lernen wir kämpfen und wird uns unsere Stärke bewußt.

Gleichzeitig müssen wir dem Männerchauvinismus, dem wir in Betrieb, auf der strasse und in der Familie in Form von Sexismus, Benachteiligung und Gewalt ausgesetzt sind, kämpferisch entgegentreten.

Frauenbefreiung fordert Revolution - alles andere ist Illusion!



Dieses Flugblatt wurde gemeinsam herausgegeben von:
Bolsevik Partizan Anhänger/innen in Wien
Initiative Marxist/innen-Leninist/innen
Kommunistische Aktion