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[ 30. Jun 2004 ]

Russland: Rassismusexperte ermordet

Neonazis in Russland

Als der Ethnologe Nikolaj Girenko am Samstag Mittag nach einem Klingeln durch den Türgucker schaute, zerfetzten sieben Gewehrkugeln die HolzTür. Ein Geschoss traf den 64-Jährigen tödlich.

 

Girenko hatte sich als Sachverständiger in Neonazi- und Skinheadprozessen einen Namen gemacht. für Freunde und Bekannte des Wissenschaftlers steht fest, dass die Spur zu St. Petersburger Rechtsextremen führt.

Girenko, der mehrmals vor der Zunahme rassistischer überfaelle warnte, hatte unter anderem ein Gutachten über die Gruppe "Schultz-88" verfasst. Der Vereinigung werden Überfallge auf AusländerInnen zur Last gelegt, darunter die Tötung der neunjaehrigen Tochter eines tadschikischen Markthändlers im Februar.

Der Wissenschaftler schrieb ausserdem ein Gutachten zur Kunstausstellung "Achtung Religion!" im Moskauer Sacharow-Zentrum, die letztes Jahr von russisch-orthodoxen Eiferern zersTürt worden war. Auf der Anklagebank sitzen nun aber nicht etwa die Täter, sondern die Organisatoren der Ausstellung - wegen Anstachelung zu religiösem Hass. Die Anklage stützt sich auf zum Teil haarstraeubende - Expertisen über die angeblich gotteslÀsterlichen Kunstwerke. Girenko hingegen wies in seinem Gutachten nach, dass die Gefühle der GlÀubigen durch die Ausstellung nicht verletzt wurden.

Die fälle ausländerInnenfeindlicher Gewalt in Russland hÀufen sich. Bereits im September letzten Jahres töteten Skinheads bei St. Petersburg zwei tadschikische Mädchen. Einer der Verhafteten erklärte, er wollte das Land "von Zigeunern sÀubern". Im Februar töteten drei Jugendliche im südrussischen Woronesch einen Medizinstudenten aus Guinea-Bissau mit Messerstichen. Hunderte ausländische StudentInnen boykottierten daraufhin tagelang die Vorlesungen und forderten schärfere Sicherheits-vorkehrungen.

Nach offiziellen Angaben gibt es zurzeit 50000 rechtsextreme Skinheads in
Russland. Prozesse wegen Skinheadterror enden meist mit Freisprüchen oder
Bewährungsstrafen. Die russischen Behörden verharmlosen die Taten
üblicherweise als "Rowdytum".

Quelle:
akin.mediaweb.at