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[ 13. Jul 2004 ]

Uni-Wien lässt altes AKH mit Polizeigewalt räumen

Eingangstor

Montag, 12. Juli 2004, um ca. 19 Uhr wurde das besetzte Areal im Alten AKH von der Polizei (WEGA) geräumt. Im Anschluss daran kam es zu einer spontanen Demonstration durch den 9. Bezirk an der sich rund 90 Menschen beteiligten.

 

Nach drei Tagen der Besetzung und der Aktivitäten wurde das besetzte Areal hinter dem Narrenturm im alten AKH von der Polizei geräumt. Die AktivistInnen wollten einen Raum schaffen, der nicht dem wirtschaftlichen Verwertungszwang unterliegt. Der Uni-Verwaltung war das allerdings nicht genehm - lieber setzt mensch kommerzielle Bierabfällstationen in den Campus.

Was vor der Räumung geschah


Die Universität Wien streute bereits das ganze Wochenende GerÃŒchte in den Medien, wonach "Baupolizeiliche und sicherheitstechnische Bedenken" in einem der Gebäude gegen die Besetzung sprechen. Die Räumung sei aufgrund der großen Gefährdung der Personen und "zum Schutz" derselben wegen der BaufÀlligkeit notwendig - soweit die vorgeschobenen Argumente der Universität.

Tatsache ist jedoch, dass ExpertInnen die räumlichkeiten vor der Besetzung begutachteten und dabei keine Einsturzgefahr ausgemacht wurde. Im Gegenteil: Die Bausubstanz ist gut, die nötigen Renovierungsarbeiten konnten ohne Risiko gleich nach der Besetzung angegangen werden.

Während der drei Tage andauernden Besetzung konnten bereits viele Vorhaben in die Tat umgesetzt werden. In dem praktisch nicht nutzbaren Gebäude-Komplex wurde innerhalb weniger Stunden eine Gratis-Volxküche, ein Schlafraum und eine Kunst-Gallerie eingerichtet. Draussen entstand eine kleine Bühne, auf der am Sonntag Abend bereits mehrere Bands und KünstlerInnen auftraten. Durch ein großes zu einem Zelt umfunktionierten Segel, dass zwischen mehreren BÀumen gespannten wurde, Wären die ZuschauerInnen auch bei Regen im trockenen gestanden. Ein umfangreiches Programm aus Podiumsdiskussionen, Konzerten, Lesungen und Performances war bereits bis Freitag organisiert und bestätigte die Notwendigkeit eines Freiraums in der Universität.

Bereits wenige Stunden nach der Besetzung gab es Strom und eine funktionierende Toilette. Zuvor sei nach der Aussage eines Besetzers nicht nur das Klo, sondern auch der kleine Innenhof wo sich selbiges befindet "nicht betretbar" gewesen.

In einer Grundsatz Arbeitsgruppe wurden wenige Stunden vor der Räumung längerfristige Optionen für das Projekt wie z.B. ein Frauenraum angedacht. Das es den wohl nicht so schnell geben wird, zeichnete sich am Montag gegen 18:15 Uhr ab, als Beamte der Wiener Alarmabteilung (WEGA) in Kampfmontur vor dem besetzten Areal aufzogen.

Die Räumung


Nachdem sich die verantwortlichen der Wiener Universität weigerten in ernsthafte Verhandlungen mit den BesetzerInnen (bei denen es sich bei ca. 2/3 um StudentInnen handelte!!!) einzusteigen, wurde sogar noch eine gewalttätige Räumung von Uni-Verantwortlichen schriftlich gutgeheißen. Ab 18:00 Uhr zog die Polizei verstärkt Kräfte im alten AKH zusammen. Menschen die sich gerade auf dem Weg zur Besetzung befanden wurden von der Polizei bedroht und eingeschÃŒchtert.

WEGA-Beamte mit Helmen und Schlagstücken brachen um ca. 19 Uhr ein Tor zum besetzten Areal gewaltsam auf und zersTürten zudem ein Fenster des benachbarten Narrenturms. Die AktivistInnen versuchten zunächst noch das Eindringen der Polizeikräfte durch das Bilden von Ketten und passiven Widerstand zu verhindern. Als das aufgrund des rabiaten Vorgehens der WEGA nicht mehr möglich war setzten sich die rund 40 verbliebenen BesetzerInnen auf den Boden und forderten die Polizei auf den Einsatz sofort zu beenden.

Miese Psychotricks Marke "Polizeilehrbuch" und der Spaß der BeamtInnen an der Gewalt, machten die Räumung zu einem sehr unschönen Erlebnis. Einige AktivistInnen wurden am Boden aus dem Areal geschliffen, andere wurden beschimpft und bedroht. Rund 50 solidarische Menschen die sich vor dem Areal einfanden, drängte die Polizei sukzessive zurück.

Damit es möglichst keine Zeugen für den brutalen Polizeieinsatz gibt, verhängte (so die Auskunft eines Beamten) die Polizei ein Platzverbot im Bereich des alten AKH. Ein Fernsehjournalist, der die Räumung zunächst unentdeckt von einem Baum aus mit filmen konnte, wurde von der Polizei am filmen gehindert und ebenfalls perlustriert.

Während der gesamten Räumung befanden sich Kinder auf dem Areal, was weder die Verantwortlichen der Uni Wien (die Einsatz jederzeit hätten stoppen können) noch die Polizei zum einlenken brachte. Die Personalien aller sich noch auf dem Gelände befindlichen Personen wurden aufgenommen.

Spontan-Demo


Ab 20:30 Uhr sammelten sich rund 90 Menschen vor der Nationalbank um gegen die Räumung des Geländes sowie das verantwortungslose Verhalten der Universitäts-Verhandler während der Räumung zu demonstrieren. Der Kampf um einen Freiraum in Wien soll weiter gehen.

Demoroute: Nationalbibliothek (Abmarsch: ca. 21:00 Uhr) - Alserstrasse (Einzelzählung: 90 TeilnehmerInnen) - Spittalgasse (ab hier mit Polizeibegleitung) - Kreuzung Währingerstrasse/Spittalgasse (kurze Zischenkundgebung: 21:40 Uhr) - Währingerstrasse