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[ 17. Jan 2005 ]

Antifa-Demo gegen rechtsextreme Gewalt in Vorarlberg

Auf nach Bludenz!

Nachdem ein Neonazi einen Besucher eines Konzerts am 25. Dezember 2004 mit einem Schuss aus einer Gaspistole am Kopf verletzte, sieht das offizielle Vorarlberg noch immer keinen Anlass etwas gegen den braunen Sumpf im "Ländle" zu unternehmen. Deshalb wird nun für den 26. Februar 2005 überregional zu einer Antifa-Demo nach Bludenz mobilisiert.

 

Vorarlberg wurde in den letzten Jahren zu einem Tummelplatz der internationalen Naziszene. Vor zehn Jahren noch schien der Faschismus im "Ländle" ein biologisch lösenbares Problem zu sein: alte Kameraden, Ewiggestrige, intellektuelle Täter vom Schlage eines Walter Ochsenberger (mit seiner Zeitung "Sieg") und einige aggressive Saufskins prägten eine durch und durch überalterte Szene.

Der braune Sumpf


Doch wer sich auf die Biologie verlässt ist selbst schuld. Vorarlberg ist auch heute noch ein brauner Sumpf - nur die agierenden Personen sind andere.

Mit "Tollschock" ist eine szenebekannte rechtsextreme Band in Vorarlberg beheimatet und selbst die Fußballkultur ist rechtsextrem unterwandert (z.B. bei den "Schwarz-weissen" (Bregenz) oder der "Walhalla" - Stube in Lustenau) .

Im Mittelschülerbereich agiert eine akademische Kameradschaft, deren "alter Herr" in der Szene nicht unbekannt sein soll. Nichtsdestotrotz ist er in Mittelschul-Elternvereinen ein angesehenes Mitglied und fällt dort u.a. durch sein Eintreten für härteste Disziplinarmaßnahmen gegenüber linken SchülerInnen- und Protestbewegungen an den Vorarlberger Schulen auf.

Skinheadübergriffe


Fast schon im Wochentakt kommt es mittlerweile zu Übergriffen von Naziskins auf antifaschistische Jugendliche. So auch am Samstag den 25. Dezember 2004 in Bludenz, als fünf Naziskins mit Gaspistole, Schlagstöcken und Messern bewaffnet Besucherinnen eines Punkkonzertes angriffen. Dabei wurden mehrere Jugendliche verletzt - eine Person trug eine Schusswunde am Kopf davon.

Schon eine Woche vor diesen Ereignissen wurde eine Gruppe Jugendlicher von vier an diesem Übergriff in Bludenz beteiligten Naziskins angegriffen. Im Verlauf einer verbalen Auseinandersetzung wurde einer Person eine Gaspistole an die Schläfe gehalten. Schlussendlich wurde aber niemensch verletzt, und die Naziskins zogen ab.

Am 25.12.2004 war es schon am Bahnhof in Bludenz zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen antifaschistischen Jugendlichen und Naziskins gekommen. Danach machten sich die fünf Naziskins auf den Weg zum Veranstaltungsort Remise, wo an diesem Abend ein Konzert von Nachwuchspunkbands aus dem Raum Bludenz stattfand.

Um ca. 23:15 erreichten sie den Vorplatz der Remise, wo es wiederum zu verbalen Auseinandersetzungen kam. Zwar kam schon zu diesem Zeitpunkt erstmals ein Gendarmeriebus am Ort des Geschehens vorbei, fuhr aber ZeugInnen zufolge nach kurzem Anhalten einfach wieder weg.

Doch es blieb nicht bei den verbalen Auseinandersetzungen, und die Lage eskalierte entgültig. Die Naziskins griffen die jugendlichen KonzertbesucherInnen körperlich an, wobei sie eine Gaspistole, Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzten.

ZeugInnen bedroht


Die 5 Naziskins wurden schließlich von der Polizei festgenommen und auch mehrere KonzertbesucherInnen mussten an diesem Abend auf die Wache um Aussagen zu machen.

Dabei kam es zu weiteren Übergriffen von zwei anderen, am ersten Überfallg nicht beteiligten Naziskins, die vor der Gendameriewache (!) zwei Jugendliche angriffen. Als diese sich wehrten, mussten sie das gegenüber der Gendarmerie auch noch rechtfertigen, was zu einer Anzeige wegen Beamtenbeleidigung führte. Die fünf Neonazis wurden ebenfalls angezeigt, sind aber schon wieder auf freiem Fuss.

Die ÖVP sieht zu


Still wird es, wenn man auf Strategien der politischen VerantwortungsträgerInnen in Vorarlberg wartet, wie der Neonazi-Gewalt im "Ländle" beizukommen sei. Das darf jedoch nicht sonderlich verwundern, schaute die Landessicherheitsdirektion in der ÖVP-Hochburg Vorarlberg der Reorganisierung und Finanzierung der Szene doch über Jahre hinweg tatenlos zu. Viele Umstände lassen darauf schließen, dass es hier ein Abkommen gab, das ungefähr so lautete: "Tut's nichts auffälliges, dann lassen wir euch in Ruhe". Die Früchte dieser Politik des Wegschauens dürfen jetzt die Vorarlberger Jugendlichen in Form permanenter Gewaltandrohungen ernten.

Die Vorarlberger Medien verschreiben sich indessen einer Berichterstattung die fast ausschließlich durch die Gleichsetzung von AntifaschistInnen und Nazis ins Auge sticht und konsequent am eigentlichen Thema vorbei steuert. Beim durchblättern der regionalen Kleinformate stellt sich die rechtsextreme Gewalteskalation zumeist als unpolitische Scharmützel zwischen rivalisierenden "Jugendbanden" dar (siehe Antifa-Demo in Dornbirn: Mediale Hetze und massives Polizeiaufgebot).

Antifa-Demo in Vorarlberg
Samstag, 26.02.2005
Treffpunkt: Bahnhof Bludenz

Beginn: 16:30

Quellen:
www.n3tw0rk.org
www.jugendkaempft.com
www.at.indymedia.org