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[ 17. Jan 2005 ]

Veranstaltung zum Flüchtlingsheim in Floridsdorf

Gartenzwerge

Am 12.1.2005 fand eine Diskussion im Floridsdorfer Haus der Begegnung um das von den AnrainerInnen bekämpfte Heim für AsylwerberInnen statt.

 

Am Mittwoch, 12.1.2005 fand eine Diskussion im Floridsdorfer Haus der Begegnung um das bei AnrainerInnen äußerst umstrittene Heim für AsylwerberInnen statt. Ziel der Veranstaltung wäre es gewesen, Informationen über das Heim zu vermitteln, doch sie entwickelte sich zu einer emotionsgeladenen rassistischen Debatte.

"Hundstage, Alltagsgeschichten von Spira über KleingÀrten und Michael Moore bzgl. der Paranoiden - das ganze gemixt mit rund 600 Menschen" so eine Beschreibung des anwesenden Publikums von einem Menschen, der dabei war.

"Nein, nein, nein"-Sprechchöre empfingen die Diskussionsteilnehmer, darunter auch Peter Hacker vom Fonds Soziales Wien (FSW) und Siegfried Sellitsch, präsident des Wiener Arbeitersamariterbundes (ASB). "Nein, nein, nein"- der Grundtenor der aufgebrachten Menschen bei der Veranstaltung, die viel zu spät stattfand, denn bereits am Montag, 17.1. sollen die ersten Familien einziehen.

Die rassistisch trainierten Menschen argumentierten reflexartig mit der Angst um die Sicherheit der Umgebung und forderten mehr Polizei, denn AsylwerberInnen sind ja in der öffentlichen Meinung automatisch kriminell und ein Risiko für "unsere" Sicherheit. Die Betreiber haben darauf hingewiesen, dass in der Umgebung anderer Quartiere die Kriminalität nicht gestiegen sei.Erfahrungen bei anderen Flüchtlingsquartieren, wie zum Beispiel jenem in der Donaufelder strasse, würden das zeigen. Dort sei die Kriminalität seit Bestehen des Quartiers definitiv nicht gestiegen.
Die Ängste der Anrainer um ihre Sicherheit will Hacker ernst nehmen. So sicherte etwa Hacker zu, dass die Polizei nicht nur dann kommen solle, "wenn etwas passiert ist, sondern die Polizei soll auch davor da sein, damit nichts passiert." Dabei ist es wohl auch angebracht, sich um die Sicherheit der BewohnerInnen des Heims Sorgen zu machen, ist es doch unwahrscheinlich, dass die Polizei Geflöstertes wie "Anzünden sollt ma s" ernst nimmt.

Das Heim wird vom Fonds Soziales Wien (FSW) und dem Arbeitersamariterbund betrieben. Am Montag werden die ersten 60 tschetschenischen Asylwerber in das Quartier beim öBB-Gelände einziehen. Darunter sind 37 Kinder. In den nächsten Wochen würden alle 150 Plätze mit AsylwerberInnen bezogen sein.

Mit der Obfrau des betroffenen Kleingartenvereins einen regelmäßigen Runden Tisch vereinbart, an dem etwaige Probleme besprochen werden sollen. Auch ein Tag der offenen Tür im Quartier ist angedacht, bei dem sich Anrainer und Asylwerber persönlich kennenlernen können.

Doch die Menschen ließen sich Mittwochabend kaum beruhigen. Sie schrieen, sie buhten und tobten. Ein aufgebrachter Mann versuchte sogar, dem Moderator das Mikrofon zu entreißen. Als ASB-präsident Sellitsch Zuhörern, die nicht zu beruhigen waren, empfahl, "die G"oschn zu halten", kam es beinahe zum Eklat. Die Veranstaltung stand am Rande des Abbruchs. Sellitsch entschuldigte sich später für die Äußerung.

Auch prominente FP PolitikerInnen wie Wiens FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache liessen sich diese Chance für einen öffentlichen Auftritt nicht nehmen. Die Ängste der bürger seien "flapsig beiseite geschoben und ignoriert" worden, so Strache. Er bezeichnete die Wiener "Asylunterbringungs- und Aufnahmepolitik" als "mehr als eine Watsch"n für die Wiener". Strache forderte stattdessen, AsylwerberInnen an der Staatsgrenze unterzubringen.

Strache kündigte an, für AnrainerInnen des AsylwerberInnenheims eine Hotline einzurichten und einen Rechtsanwalt bereitzustellen, um rasche Rechtshilfe vor Ort zu ermöglichen. Auch ein privater Sicherheitsdienst sei denkbar.
Die FPÖ steht also dem rassistischen Mob im Floridsdorf hilfreich zur Seite - der Artikel schliesst mit dem vor Ort aufgekommenen Gedanken eines anderen Teilnehmers: "Liebe MigrantInnen: Laßt uns mit diesen Wahnsinnigen bitte nicht allein!"

(Quelle: orf.at, Kommentar eines Teilnehmenden)

Am 19.1. erreichte www.no-racism.net folgender Bericht einer Teilnehmenden:

Eigentlich war ja das, was am Mittwoch, 12.1.2005 im Haus der Begegnung in Floridsdorf stattfand, als Informationsveranstaltung für "besorgte" AnrainerInnen des AsylwerberInnenheimes in Jedlersdorf gedacht.

Was ich dann aber vorfand, war eine Masse von etwa 500 Leuten, die ihre vermeintliche "Angst" vor den zu erwartenden tschetschenischen Flüchtlingen lautstark und äußerst rassistisch zur Geltung brachten, unterstützt von FPÖ-Politikern. Bilder von rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock drängten sich mir unwiderruflich auf, eine sachliche Information - welche ja von den aufgebrachten AnrainerInnen gefordert worden war, war in dieser Situation nicht mehr möglich.

Die wenigen, die für die Flüchtlinge sprachen, wurden ausgelacht, ausgebuht und mit herablassenden Bemerkungen - naTürlich auch weit über einer erträglichen Lautstärke - heruntergemacht. Angst habe ich im übrigen auch - vor einem Mob, der sich in die eigenen Ängste so verbeißt, was mitunter für die, die anders sind (aussehen/denken/leben/
) lebensgefährlich werden könnte.