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[ 04. Oct 2005 ]

Rassistische Diskriminierung am Flughafen Wien-Schwechat

Nichtfliegerzeitung

Weil ein Fluggast vor dem Start der Maschine eine arabische Zeitung las, wurde er vom Pilot der Polizei übergeben.

 

Der Pilot machte von seinem Recht gebrauch die Mitnahme eines Passagiers zu verweigern. Zuvor war einigen anderen InsassInnen der Student aus der Türkei "dubios vorgekommen", wie es der Standard heute in seiner Online-Ausgabe formulierte.

Der türkische Staatsbürger hatte im Flugzeug lediglich eine arabische Zeitung gelesen. Das reichte jedoch offensichtlich um von rassistisch-paranoiden Fluggästen verdächtigt zu werden unmittelbar vor der Durchführung eines terroristischen Anschlags zu stehen.

Der junge Mann wurde von Bord gewiesen, die Maschine evakuiert. In der Folge musste sich der Zeitungsleser von der örtlichen Polizei verhören lassen. Albert Zeman, Kommandant der Stadtpolizei Schwechat, verkündet das überraschende Ergebnis: "Wir haben bei ihm überhaupt nichts gefunden, er ist auch nicht zur Fahndung ausgeschrieben." Das Verhör hätte des Weiteren "nichts Auffälliges" ans Licht gebracht, wie Zeman am Dienstagabend der APA mitteilte.

Dennoch wurde die Maschine der dänischen Fluggesellschaft "Maersk", die um 9.20 Uhr abheben sollte, durchsucht. Gefunden wurde - wer hätte das gedacht - nichts. Da nach dem Rausschmiss des türkischen Staatsbürgers nun aber ausschließlich Kronen- und Kurier-LeserInnen an Bord waren, konnte das Flugzeug mit zweistündiger Verspätung abheben.

Von einer Entschuldigung der Fluglinie beim aus rassistischen Gründen vom Flug ausgeschlossenen Passagier ist nichts bekannt und auch die Medienberichterstattung konzentrierte sich auf anderes. Etwa titelt der ORF seine Online-Story mit "Verdächtiger Passagier - Flugzeug geräumt" und legitimierte damit den rassistischen Generalverdacht.

Quellen:
Der Standard
ORF
APA