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[ 04. Oct 2005 ]

Tod in der Linzer Schubhaft

Am Dienstag, 4. Oktober 2005, starb in Linz ein Mann aus Gambia in der Schubhaft.

 

Seit 12. September 2005 musste der Mann aus Gambia in Schubhaft verbringen. Am 28. September 2005 begann er einen Hungerstreik um für seine Freilassung zu kämpfen. Laut Angaben von Christian Grufeneder von der Linzer Polizei wurde er am Dienstag vormittag zur medizinischen Kontrolle ins AKH gebracht. Nach Angaben der Polizei hätte er dort bei der Blutabnahme zu randalieren begonnen und mit den Füßen gegen eine Krankenschwester getreten. Der Mann wurde zurück in das Polizeigefängnis gebracht - in eine so genannte Sicherungszelle.

Jede halbe Stunde sei von einem Polizisten kontrolliert worden, wie der Zustand des Häftlings sei, beteuert Grufender. "Um 12.50 Uhr hat ein Beamter dann entdeckt, dass der Betroffene leblos da lag, und hat den Notarzt alarmiert. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben aber erfolglos."

Am Mittwoch vormittag soll eine gerichtsmedizinische Obduktion durchgeführt werden, um die Todesursache zu klären. Ob der Mann aus Gambia vom Hungerstreik so geschwächt gewesen sein könnte, dass er starb, wollte der Polizeisprecher nicht beurteilen. "Er konnte Dienstagvormittag zumindest noch ohne fremde Hilfe ins Krankenhaus gehen und musste nicht gestützt werden." Auch wenn der Schubhäftling vor seinem Tod geschlagen worden wäre, würde das die Obduktion zeigen, ist Grufeneder überzeugt.

Eine Misshandlung ist nicht auszuschließen. Im aktuellen Bericht des Anti-Folter-Komitees des Europarates ist explizit die Linzer Polizei im Zusammenhang mit Prügel für Verdächtige aufgeführt. Genauso wie der Bericht eines Schubhäftlings, der angab, wenige Wochen vor Besuch der Kommission an Händen und Füßen gefesselt in eine kleine Einzelzelle gesteckt worden zu sein, weil er eine Batterie verschluckt hatte. Zitat des Komitee-Berichts: "Der Bericht des diensthabenden Beamten zeigte auf, dass, nachdem er ins Spital gebracht worden war, der Mann in eine Einzelzelle gebracht wurde, weil er drohte Selbstmord zu verüben und aggressiv war."

Quelle: derstandard.at