Stellungnahme der Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague zum 6. Verhandlungstag am 2. November 2005
Am dritten Tag der Fortsetzung des Prozess um den Tod von Seibane Wague, setzte die Wiener Rettung die Strategie (Unwissenheit, keine oder mangelhafte Schulungen) der Wiener Polizei fort. Laut einem Sachverständigen der Wiener Rettung, dessen Tätigkeitsfeld die
Sanitäterausbildung ist, sei in keiner Schulung darauf hingewiesen worden, dass der Brustkorb eines Patienten freizuhalten sei. Der Chefarzt der Wiener Rettung Dr. Kaff, der als Zeuge der Verteidigung aufgerufen wurden, sagte sinngemäß aus, dass das Verhalten des Notarztes Dr. K. bei Amtshandlung in der Nacht von 14. auf 15 Juli 2003 bei dem Herr Wage starb- hier auch wieder- ausbildungskonform war.
In den Notfallkursen wurde der lagebedingte Erstickungstod angeblich nicht thematisiert. Reanimationen erfolgt laut Herrn Kaff nur dann, wenn sie für den Arzt bzw. Sanitäter gefahrlos ist und wenn Aussicht auf Erfolg bestünde! und weiter Nothilfe und Zivilcourage seien natürlich zugelassen, eine Verpflichtung hätte er daraus jedoch nie daraus abgeleitet. Für die Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague, ergeben sich aus der Aussage folgende Fragen:
Welcher Gefahr hat sich der Notarzt ausgesetzt gefühlt, als Herr Wague bereits mit Armen und Beinen gefesselt am Boden lag und von mehreren Beamten wie Sanitätern mit Beinen und Knien fixiert wurde?
Warum war es ihm nicht möglich als ausgebildeter Mediziner die Gefahren die aus jener Behandlung resultieren zu erkennen und sowohl die Beamten als auch die Sanitäter darauf aufmerksam zu machen?
Warum hat Herr Dr. Kaff kurz nach erscheinen des Videos 2003, die angeklagten Sanitäter und den Notarzt vom Dienst suspendiert, mit der Begründung, im speziellen dass der Notarzt „zu langsam reagiert hat und zu wenig Engagement gezeigt habe“ und generell, aufgrund von Ungereimtheiten und Widersprüchen in den Aussa en der am Einsatz beteiligten Personen?
Wer gewährleistet, dass sich der Arzt sowohl als auch die Sanitäter in einer ähnlichen Situation so verhalten können, dass das Leben des Patienten gerettet wird, wenn bislang angeblich immer noch keine Nachschulung stattgefunden hat?
Weitere Zeugen des Tages waren, die beiden Chefinstruktoren die das Meeting zur Absprache festgesetzt und geleitet haben. Bei der Befragung hat sich ganz klar herauskristallisiert, dass sie den übrigen Instruktoren in den Mund gelegt haben, noch nie vom dem Erlass 38201/136-II/A/00, aus dem Jahr 2000 des Innenministeriums gehört zu haben, indem auf die Gefahr der positionelle Asphyxie“ hingewiesen wird.
Mit Spannung erwartet die Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague, die Aussage von Herrn Primarius Dr. Hudabiunigg, der in seinem Gutachten als Todesursache bei Herrn Wague „fixationsbedingte Asphyxie (Herr Wague sei unter der Last der Einsatzkräfte erstickt) und nicht wie in vorangegangenen Gutachten Herzversagen festgestellt hat.
Weiters stellt der Gerichtsgutachter Herr Pföhs (Experte für Einsatztechnik bei der Polizei), in seinem Gutachten fest, dass die angeklagten Polizeibeamten nicht die notwendigen Fixierungsmaßnahmen gesetzt hätten.
Für eine große Überraschung könnte ein bislang unbekannter Zeuge sorgen, der nach eignen Aussagen über polizeiinterne Informationen verfügt, demnach die beklagten Polizeibeamten sehr wohl, die notwenigen Schulungen erhalten haben. (Gefahren der positionelle Asphyxie“, Patienten nicht länger als 4min fixieren etc)
Seine Aussage vor Gericht, angesetzt für Donnertag 03. November 2005 ist jedoch fraglich, da der Zeuge von dem Polizisten der ihm die Ladung zugestellt hat, angeblich so sehr unter Druck gesetzt worden ist, dass sich der Zeuge „nicht traut“ vor Gericht auszusagen.
Die Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague hofft deshalb, dass es sich bei dem Zeugen um eine seriöse Person handelt, die die notwenige Zivilcourage und auch den Mut besitzt die Wahrheit vor dem Landesgericht auszusagen.
Nächster Termin:
Donnerstag 03.11.2005; 9 Uhr
Großer Schwurgerichtssaal (Erdgeschoss), Landesgericht für Strafsachen,
Wickenburggasse 18- 20,
A-1080 Wien
Gertrud Lamptey
Sprecherin der Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague