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[ 26. Jan 2006 ]

'Geheimakte Heß', Neonazis und die FPÖ

In der rechtsextremen Szene wird für mehrere Vorführungen des Films "Geheimakte Heß" in der Lugner Kinocity geworben. Hinter der nationalen PR Kampagne steht der Verein "Kulturring 3,4", der im Büro einer FPÖ Bezirksgruppe ansässig ist.

 

Der Webauftritt geheimakte-heß.org, mit dem für den revisionistischen Film "Geheimakte Heß" geworben wird, ist auf Werner Grudenz vom "Kulturring 3,4" registriert. In der Vergangenheit fiel dieser Verein unter anderem durch Veranstaltungen zum nationalsozialistischen Flieger Walter Nowotny auf. Als Postanschrift wird die Adresse "Am Modenapark 8-9/6" in Wien-Landstraße angegeben. Eben dort befindet sich auch die Bezirkszentrale der Freiheitlichen Partei Österreichs. Es liegt nahe, dass die Homepage auf der für die "Geheimakte Heß" Vorführungen in der Wiener Lugner Kinocity geworben wird, von der FPÖ bzw. von einer Vorfeldorganisation betrieben wird.

Die Adresse im Bezirk Landstraße ist immer wieder Schauplatz rechtsextremer Diskussionsveranstaltungen. Erst gestern sprach dort Johann Gudenus zum Thema "Allianz der Rechten in der EU", am 15.2.2006 wird H.C. Strache zu einer Veranstaltung erwartet und am 8. März wird Barbara Rosenkranz für das FPÖ-Volksbegehren "Österreich bleibt frei!" die Werbetrommel rühren.

Neben den FPÖ-Nahen Zeitschriften "Zur Zeit" und "AULA", werden auf der Werner Grudenz vom "Kulturring 3,4" registrierten Homepage etwa die vom DÖW als rechtsextrem eingestuften "Wiener Nachrichten Online" als UnterstützerInnen genannt. Des Weiteren verlinken die Betreiber von geheimakte-heß.org auch Carsten Becks Veritas-Versand, dessen Angebot vor allem aus Druckwerken des rechtsextremen Druffel-Verlags besteht.

In diesem Verlag sind auch mehrere Bücher von Martin Allen erschienen, auf dessen Thesen der Film "Geheimakte Heß" aufbaut. Martin Allen, der laut IDGR in der "Tradition des ominösen David Irving" steht, bezeichnet sich trotz fehlender fachlicher Qualifikation immer wieder als Historiker. Das ist möglich, da es sich bei "Historiker" um keine geschützte Berufsbezeichnung handelt. Richard J. Evans von der Universität Cambridge, der Allens Arbeiten als "totalen Unsinn" qualifiziert, verwahrt sich gegen derartige Autoren: "Kein ernsthafter Historiker hierzulande schenkt ihnen irgendeine Aufmerksamkeit."

Trotzdem erfährt er aus dem rechtsextremen Lager derzeit großen Zuspruch. Vom neonazistischen "Bund freier Jugend" über diverse Nazi-Webforen bishin zur FPÖ wird mit "Geheimakte Heß" ein Film beworben, in dem Allen als kompetenter Historiker ausgewiesen wird und die Geschichte des zweiten Weltkriegs umlügen darf. Umso schlimmer, dass nicht nur eindeutig rechtsextreme Gruppierungen auf ihn herein fallen sondern auch einige Kinos und der Nachrichtensender n-t-v als Propagandaplattform für "Geheimakte Heß" dienten und dienen. Für den gesellschaftlichen Umgang mit Rechtsextremismus bezeichnend ist auch die Tatsache, dass der Film im Online-Shop der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und auf der Website des Wochenmagazins "Der Spiegel" vertrieben wird.

Quellen:
Informationsdienst gegen Rechtsextremismus
Indymedia
n3tw0rk.org