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[ 02. May 2006 // letzte änderung: 03. May 2006 ]

Berlin: Bei Abschiebungsversuch misshandelt

Stop mit Abschiebung!

Am Mittwoch, 26. April 2006 gegen 22:00 Uhr kamen Beamte in die Zelle von Manuel Antonio P. Ohne Vorwarnung packten sie seine Sachen, nahmen ihn in Handschellen und sagten: "Manuel, die schöne Zeit in Deutschland ist vorbei".

 

Manuel Antonio P. wurde mitten in der Nacht zum Flughafen Berlin Schönefeld gebracht. Weder sein Anwalt noch eine andere Stelle wurden vorab von dem bevorstehenden Abschiebetermin informiert. Der Abzuschiebende schaffte es aber noch vor dem Flug seine Frau zu informieren, die sich wie ein paar andere Leute sogleich zum Flughafen begab, wo ihr aber der Kontakt mit ihrem Mann verwehrt wurde.

Im Flugzeug wurde Manuel Antonio P. an den Beinen und Armen gefesselt. Brust und Becken waren mit Gürteln am Sitz festgeschnallt. Als das Flugzeug anrollte fing er an sich lautstark bemerkbar zu machen. Ihm wurde ein Tuch in den Mund gesteckt. Ein Beamter hielt ihm die Augen zu. Er konnte mit der Zunge das Tuch ausspucken und schrie so laut, dass alle Passagiere auf ihn aufmerksam wurden. Der Kapitän wurde gerufen und weigerte sich die Deportation unter diesen Umständen durchzuführen.

So mussten die Beamten das Flugzeug unverrichteter Dinge mitsamt den in ihrem Gewahrsam befindlichen Gefangenen wieder verlassen. Die selben Beamten, die ihn zum Flughafen gebracht hatten, holten ihn von dort wieder ab um ihn zurück in die Abschiebegewahrsam Köpenick zu bringen. Dabei gingen sie äußerst brutal vor.

Herr Manuel wurde gepackt und mit einem "Spezialgriff" wurden die Arme hinten verschränkt und er wurde auf eine Bank geschleudert. Dabei schlug sein Gesicht gegen die Bank. Er soll Tritte und Faustschläge in den Rücken erhalten haben. Auf dem Rücktransport im Auto lag er gefesselt auf dem Boden. Er berichtete, dass er die ganze Zeit malträtiert wurde.

Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen veranstaltete der Verein PRO-AFRIKA e.V. Mahnwachen vor dem Abschiebegewahrsam Köpenick, Grünauer Str. 140.

update 3. Mai: Abschiebeknast Grünau blockiert


Am 3. Mai protestierten erneut Mitgliedern der Initiave Pro Afrika und der :: WASG Berlin vor dem Polizeiabschiebegewahrsam Köpenick in der Grünauer Straße gegen die unmenschliche Abschiebepolitik des rot-roten Senats. Gegen 11:00 Uhr ketteten sich die Aktivistinnen und Aktivisten an das Tor des Berliner Abschiebeknasts.

Etwa zehn Menschen schlossen sich mit einer Stahlkette an das Tor des Abschiebeknasts an, um gegen die Abschiebepolitik zu protestieren und konkret auf das Schicksal von P.A. Manuel aufmerksam zu machen. Ein Transparent und Klebebänder forderten "Hiergeblieben!". Unter den angeketteten AktivistInnen befanden sich Mitglieder der Initiative Pro Afrika sowie Mitglieder der WASG Berlin sowie parteilose Kandidaten ihrer Landesliste. Sie forderten einen sofortigen Abschiebstopp und Aufenthaltsrecht für

  • Familie Aydin, die seit 17 Jahren in Berlin lebt, deren Kinder hier aufgewachsen sind, die Berlinerinnen und Berliner sind.

  • Familie S., die als Kriegstraumatisierte aus dem Kosovo nach Berlin gekommen sind, und die nach illegaler Abschiebung sogar von der UN-Verwaltung nach Berlin zurückgeflogen wurde, weil nur hier die entsprechende Therapie möglich ist.

  • Prospeiro Antonio Manuel, der als 16jähriger Kriegsflüchtling in Berlin Schutz suchte und seit 14 Jahren hier seine neue Heimat gefunden hat.

Nach einer Stunde wies Polizeioberrat Michael Scharnowski seine Beamten an, den Abschiebegegnern die Ketten zu entfernen, die Personalien aufzunehmen und ein Platzverweis auszusprechen. Zuvor sicherte er die Weiterleitung des Anliegens der DemonstrantInnen an Innensenator Körting zu. Knastleiter Kiele zeigte gleich im Anschluss daran die täglich praktizierte Unmenschlichkeit. Prospeiro Antonio Manuels Arzt, der sich zum Besuch angekündigt hatte, durfte auf direkte Anweisung von Kiele aufgrund der Ankettaktion seinen Patienten nicht mehr besuchen. Nur der Besuch von Manuels Frau wurde genehmigt.

Die AktivistInnen der WASG knüpfen mit dieser Aktion an die guten Zeiten der grünen Partei an. Als im Sommer 1983 Cemal Kemal Altun und andere als erste türkische Asylbewerber nach dem Militärputsch in der Türkei 1980 aus Berlin abgeschoben werden sollte, ketteten sich Mitglieder der Grünen, darunter Petra Kelly, vor dem Bundeskanzleramt in Bonn an. Nun bleibt zu hoffen, dass die AktivistInnen der WASG Berlin einen anderen Weg einschlagen und ihren außerparlamentarischen Aktivismus fortsetzen und solchen unterstützen anstatt wie die Grünen zu einer Regierungspartei zuwerden, unter der zwangsläufig unmenschliche Abschiebungen durchgeführt werden.

Weitere Informationen und Bilder von der Aktion :: auf de.indymedia.org

Quellen: :: pro-afrika.de, :: at.indymedia.org und :: de.indymedia.org