Am 2. November griffen PolizistInnen Radio Universidad (Radio APPO) in Oaxaca an. Nach mehreren Stunden Auseinandersetzungen mussten sie sich zurückziehen!
Solidaritätsdemonstration mit der Basisbewegung in Oaxaca am Montag, 6.11.2006 in Wien: Treffpunkt 16.30 Uhr Ballhausplatz, danach Demo zu mexikanischen Botschaft (Operngasse 17 - 21).
Bilanz von Donnerstag, 2.11., durch die APPO ("Versammlung der Bevölkerung Oaxacas") um Mitternacht - Stand: 7 Uhr MEZ, Mitternacht in Oaxaca:
200 Verletzte, davon fünf mit Schusswunden.
55 Verhaftete, viele davon werden gefoltert.
Es wurden nach den Auseinandersetzungen wieder 1500 Barrikaden in der ganzen Stadt errichtet. Die APPO ruft den mexikanischen Präsidenten Fox auf, sich dem Konflikt in Oaxaca selbst direkt anzunehmen.
Für Sonntag, 5.11., ruft die APPO zu einer :: Großdemonstration in Oaxaca auf.
Am Mittwoch, 8.11., veranstaltet die :: Mexiko-Plattform Österreich in Wien eine Informationsveranstaltung zur aktuellen Lage in Mexico, Atenco und Oaxaca; 19 Uhr, Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Text zu den Geschehnissen vom 2.11. in Oaxaca von :: de.indymedia.org
Die PFP (mexikanische Bundespolizei) hat beim Versuch die besetzte Universität Benito Juarez (Zentrale von Radio APPO) einzunehmen eine schwere Niederlage erlitten. Sie zog sich (vorerst?) komplett aus der Stadt zurück.
Die Operation begann um 8 Uhr am Morgen. Es schien für die schwerbewaffnete PFP ein leichtes, die Barrikaden um das Universitätsgelände zu räumen und Radio Universidad zum Schweigen zu bringen. Jetzt, neun Stunden später zogen sich die letzten zwei Helikopter aus der Stadt zurück. Vorher haben sie noch das Quartier Aleman mit Tränengasbomben eingedeckt. Die APPO und die Studentinnen haben eine grosse Zahl von Verletzten zu verzeichnen, die genaue Zahl ist bisher nicht bekannt. Unbekannt ist zudem die Zahl von Verhafteten, es ist nur bekannt, das es viele sind, darunter zwei Kinder (Mädchen).
Die Studenten und Studentinnen verteidigten die autonome Universitätsstadt erfolgreich, mit der Unterstützung der Bevölkerung, die in der ganzen Stadt auf die Strasse ging. Die PFP kam anfänglich gut voran mit ihrem Überfall, doch bald schon waren sie mit erbittertem Widerstand von allen Seiten konfrontiert. Es half auch nicht, dass die Helikopter ständig im Tiefflug über die Leute fuhr und unzählige Tränengasbomben auf die Manifestanten abwarfen. Die Wasserwerfer waren schon bald leer und damit funktionsunfähig und damit kamen die Polizisten je länger je mehr in Bedrängnis und mussten sich schlussendlich auf direkten Befehl des Innenministeriums zurückziehen.
Teile der Bevölkerung mobilisierten sich mittlerweile massenhaft und griffen die PFP an, so dass sie sich nur sehr langsam zurückziehen konnte. So verstickten sich die Polizeikräfte an mehreren Punkten in heftige Auseinadersetzungen. Am Zocalo gab es auch Angriffe, aber bisher ist nicht klar ob sie sich da zurückziehen mussten oder nach wie vor den Platz besetzt halten. Während all diesen Geschehnissen, blieben die Radiosprecherinnen und Sprecher von Radio Universidad bewundernswert ruhig und versuchten mit Aufrufen und Infos die Verteidigung zu organisieren. Es ist wichtig zu unterstreichen, dass die PFP mehrmals schon auf dem Universitätsgelände war, was illegal ist, weil es autonomen Status geniesst. Der Rektor Neri hatte darum schon sehr früh am Radio Universidad eine Erklärung verlesen, wo er die Bundesbehörden aufforderte, sich aus der Universität zurückzuziehen.
Anschliessend haben verschiedene Autoritäten der Universität dasselbe gefordert und sich mit den Studenten und Studentinnen solidarisiert. Die PFP hat erklärt, dass die Operation nie zum Ziel hatte die Universität zu betreten, sondern nur die Strassenbarrikaden um die Universität zu räumen.
Das entspricht eindeutig nicht der Wahrheit. Die PFP ist in das Sportgelände der Uni eingedrungen und hat ausserdem von Helikoptern aus, das ganze Gelände mit Tränengasbomben beschossen. Ausserdem ist wichtig zu sagen, dass zweimal das Gebäude von Schlägertrupps und Polizeikräften von Ulises mit Schusswaffen angegriffen wurden. Die Schüsse waren in den Kabinen von Radio Universidad zu hören und die Angreifer von unzähligen Zeugen beobachtet worden. Dieselben Elemente haben gemäss Informationen von Anrufern in Radio Universidad mehrmals gegen andere Barrikaden geschossen.
Die Fernsehmedien Televisa und Tele Azteca versuchen die Niederlage herunterzuspielen und betonen das gewalttätige Vorgehen der Manifestanten und zeigen Bilder der verletzten Polizisten. Die PFP ihrerseits versucht zu betonen, dass sie zuwenig Kräfte einsetzen konnte und darum gegen eine Übermacht von Aktivisten keine Chance gehabt haben. Das zeigt auf der einen Seite auf, wie die PFP weiter vorgehen könnte: Mit mehr Kräften!
Andererseits muss die Bundespolizei mittlerweile an allen Ecken und Enden Kontingente von Polizisten abstellen, um die von ihr besetzten Orte zu bewachen. Sie kann darum im Moment gar nicht unendlich viele Polizisten einsetzen. Die Situation bleibt angespannt und es wird eine lange Nacht werden. Radio APPO versucht im Moment vor allem sich für die Freilassung der Gefangenen einzusetzen und vor allem zu fordern, dass diese lebend freigelassen werden.