Initiative: Ehe ohne Grenzen versuchte die Abschiebung einer von Gewalt bedrohten Nigerianerin zu verhindern.
16.11.2006
Polizeianhaltezentrum Rossauerlände Donnerstag Morgen 4.20h. Eine Gruppe von Menschen schart sich um Christian (25) den Verlobten von Esther (22). Christian ist über 500 Kilometer von Tirol angereist um sich von seiner Gattin in spe noch verabschieden zu können. Um fünf Uhr Früh soll sie nach Schwechat überstellt werden, um sie dann nach Nigeria via Frankfurt zu deportieren. Doch die Polizei hat es offensichtlich eilig - um 4.30h öffnet sich ein Tor, ein Bus fährt mit quietschenden Rädern heraus mit hoher Geschwindigkeit überfahren sie eine rote Ampel und rasen Richtung Schwechat. Für den Bruchteil einer Sekunde können sich Christian und Esther noch durch die Wagenscheibe in die Augen schauen.
Nach einem Moment der Fassungslosigkeit laufen die Mitglieder von Ehe ohne Grenzen, Esthers Mann und ihr Rechtsberater zu ihren Autos in der Hoffnung am Flughafen Schwechat das Schlimmste noch verhindern zu können.
Bange Stunden
Esther wird zur Polizei in Schwechat gebracht um dort auf die Abschiebung zu warten. Ihr Verlobter versuch vergebens dort einen Beamten zu finden um die Möglichkeit zu bekommen sich zumindest von Esther noch verabschieden zu können - vergeblich - niemand öffnet.
Die Gruppe fährt zum Terminal um die Fluglinien zu informieren das die Abschiebung nicht freiwillig passiert und das Paar in neun Tagen Hochzeitstermin hat. Eine Mitarbeiterin der Lufthansa meinte daraufhin lapidar:" wer wird denn schon freiwillig abgeschoben".
Nun heißt es warten, laut einer Mitarbeiterin der AUA muß Esther durch den Check in - das heißt durch den öffentlichen Terminal. Die Gruppe rund um Christian verteilt sich in und um den Flughafen nervöses telefonieren von Beamten in Uniform und in Zivil ist zu bemerken. Zwischen 7 und 8 Uhr gehen vier Flüge Richtung Frankfurt. Esther ist nirgends zu entdecken ihr Verlobter wird zunehmend verzweifelter.
Das Unfaßbare ist geschehen
Christian fährt erneut zur zuständigen Polizeistation am Flughafen. Nach längerem läuten öffnet ein Polizist die Türen und erklärt trocken Esther befindet sich schon im Flieger, die Abschiebung wird ordnungsgemäß durchgeführt meint er. Christian bricht zusammen.
Ordnungsgemäß?
Esther und Christian sind seit Monaten ein Paar. In neun Tagen wollten sie heiraten. Binnen 48 Stunden wurde sie verhaftet und abgeschoben - der Antrag auf Unzulässigkeit der Abschiebung wurde in Rekordzeit zurückgewiesen. Esther ist in Nigeria der Gefahr einer Genitalverstümmelung ausgesetzt.
Die Initiative Ehe ohne Grenzen ist fassungslos und entsetzt - das Recht auf Ehe und Familienleben wird hier mit Füßen getreten. Was für ein Interesse kann der Staat daran haben das er dieses junge Paar nicht heiraten lässt. Eine Frau wird in ein Land abgeschoben in dem sie von akuter Gefahr bedroht ist - wir fragen uns wer dafür die Verantwortung dafür übernehmen wird wenn das Schlimmste geschieht?
Zwischen fünf und acht uhr früh konnten wir in Schwechat übrigens noch drei weitere Abschiebungen beobachten.
Ein schwarzer Tag für die Menschenrechte - nur heute? der Wahnsinn hat Methode.
Angela Magenheimer
Koordinatorin Initiative: Ehe ohne Grenzen
magenheimer (at) ehe-ohne-grenzen.at
www.ehe-ohne-grenzen.at