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[ 10. Mar 2007 ]

USA: MigrantInnenkinder im Gefängnis

Privatied Prisons

"Die Kinder tragen Gefängnis- uniform und werden einmal täglich für eine Stunde in den Hof gelassen"... Das ist Teil der Unternehmenspraxis der Corrections Corporation of America (CCA), des grössten Betreibers von Privatgefängnissen in den USA. Die Eltern der Kinder sind abgelehnte AsylbewerberInnen oder illegalisierte MigrantInnen...

 

Inhaftierung von MigrantInnenkindern: Ein blühendes Geschäft

von Amy Goodman, Democracy Now

"Ich will frei sein. Ich will hier heraus und zur Schule gehen", fordert ein 9jähriger Junge vor dem Mikrophon im Gefängnis. Dieses Gefängnis befindet sich nicht etwa in einem Land, in dem eine jener Diktaturen herrscht, die Kinder einsperren. Es befindet sich in den USA.

Der Junge, Kevin, ist in der Srafvollzugseinrichtung T. Don Hutto Residencial Facility, in Taylor, Texas eingesperrt. Auch seine Eltern sind hier inhaftiert. Die Geschichte welche die Familie erlebte und die sie in dieses Gefängnis gebracht hat, ist nur ein Beispeil mehr für die zerstörerischen Effekte der Migrationspolitik der Vereinigten Staaten. Es ist eine Geschichte von verlassenen Kindern; von hinter Gitter gesperrten familiären Werten und davon, wofür unsere Steuergelder benutzt werden.

Die Eltern von Kevin stammen aus dem Iran und leben bereits seit 10 Jahren in Kanada, wo der Junge geboren wurde. Der Asylantrag der Familien wurde letztendlich abgelehnt und sie selbst mit dem Flugzeug in den Iran abgeschoben. Majad, der Vater, berichtet, dass sie dort eingesperrt und gefoltert worden sind. Es gelang ihnen in die Türkei zu fliehen und sich griechische Pässe zu verschaffen. Sie hofften in Kanada erneut Asyl beantragen können, indem sie die im Iran erlttene Folter beweisen würden. Während des Rückflug nach Kanada aber erlitt ein Passagier einen Herzanfall und das Flugzeug musste in Puerto Rico notlanden. Dort wurden die Pässe der Familie für fragwürdig befunden und man verhaftete sie. Sie wurden nach Hutto gebracht, wo sie seit mehr als drei Wochen inhaftiert sind. In dieser legalen Vorhölle können sie auf unbestimmte Zeit festgehalten werden, bis sie erneut zurück in den Iran und die Folter abgeschoben werden.


Eingesperrte Kinder - ein lukratives Geschäft

Diese schändliche Praxis, Kinder einzusperren, ist an sich schon ein zur Genüge reichendes Übel. Schlimmer noch aber ist, dass sie von der Corrections Corporation of America (CCA) wie von einem florierenden Unternehmen betrieben wird. Die CCA ist der wichtigste öffentliche Betreiber von privaten Gefängnissen in den USA, die fast 70 über das gesamte Land verteilte Einrichtungen unterhält. Ihre letztbenannten Einnahmen beliefen sich auf 1,33 Mio Dollar und der Preis für ihre "Dienstleistung" erbrachte im vergangenen Jahr eine Gewinnspanne von 85%. Die Analysten der Industrie weiden sich an dem Gewinnpotential, das die Privatgefägnisse versprechen. Ihre Ware: Menschen.

Zwei Non Profit Organisationen (NPO) - die Women's Commission for Refugee Women and Childrens und der Lutheran Immigration and Refugee Service - haben vor Kurzem unter dem Titel: Locking Up Family Values: The Detention of Immigrant Families (Familiäre Werte hinter Gittern: Die Inhaftierung inmigrantischer Familien) erarbeitet, das ein düsteres Bild der Bedingungen, welche diese Familien erleiden müssen, reproduziert.

Entgegen der Anweisung vom US-amerikanischen Kongress im Jahr 2005 an das Department of Homeland Security and Immigration and Customs Enforcement, verhaftete MigrantInnenfamilien "in Nicht-Straf-Einrichtungen mit häuslichem Ambiente" festzuhalten, beschreibt das Info detailliert den Stil der Einrichtung in Hutto, die in jedem Punkt ein Gefängnis ist. Hutto wurde von einer herkömmlichen Strafvollzugsanstalt zu angeblich erneuerten Einrichtung erklärt.

Im Alter von 6 Jahren werden die Kinder von ihren Eltern getrennt und in Zellen mit schweren Stahltüren, die überdies mit einem sensiblen Laseralarmsystem ausgestattet sind, eingesperrt. Die Kinder tragen Gefängnisuniformen. Einmal täglich erhalten sie eine Stunde Unterricht und eine weitere Stunde am Tag haben sie "Hofgang". Jeder nicht-anwaltliche Besuch wird als "Nicht-Kontakt" kathegorisiert, was heißt, dass eine Unterhaltung zwingend über ein Mikrophon und durch eine Plexiglasscheibe hindurch geführt werden muss. Nach jedem dieser "Nicht-Kontakte" erfolgt eine Ganzkörperdurchsuchung.

Der Präsident des Direktionskomitees der CCA, William Andrews, vertritt indessen eine andere Sichtweise der Dinge: "Die Informationen stammen von Gruppen mit gesonderten Interessen ( ), die versuchen die Privatisierung zu beenden und endlos die Einwanderungsfrage wieder aufzuwerfen... Die Familieneinrichtungen, ganz besonders in T. Don Hutto, sind fast ein zu Hause!"

Den jüngsten Angaben zufolge befinden sich in Hutto zwischen 170 und 200 Kinder.

Ein Jahr nach den massiven Märschen für die Rechte der MigrantInnen in allen großen Städten Nordamerikas, ist die Migrationspolitik unverändert zerstörerisch, mit spektakulären Schlägen gegen die ArbeitsmigrantInnen ohne Papiere; der Planung einer Multimillionen teuren Mauer entlang der Grenze zwischen den USA und México und die Interniefung von mehr als 26.000 InmigrantInnen in Gefängnissen.

Die Handlungsweise der CCA führt zu einer Gewinnmaximierung auf dem Markt, aber der neunjährigen Kevin bleibt niedergeschmettert, eingesperrt in einem Privatgefängnis, das mit föderalen Mitteln subventioniert wird. Er möchte in seine Heimat Kanada, Sein Schiksal und das seiner Eltern liegt in den Händen der US-amerikanischen MigrationsbeamtInnen: Abschiebung in eine mögliche Folter im Iran oder Asyl und die ev. Rückkehr nach Kanada. Mit einem Kongress der Besessen ist, von nichtzwingenden Resolutionen der Administration Bush, die Abu Ghraib mit sich gebracht hat, und der skandalösen Deportation von Maher Arar, sind die Aussichten für Kevin und seine Eltern, gelinde gesagt, düster.

Dieser Bericht von Amy Goodman erschien auf spanisch zuerst auf :: rebelion.org (als Übersetzung von Amaranta Süss für :: sinpermiso.info). Die deutschsprachige Übersetzung von tierr@ erschien am 8. Mar 2007 auf :: de.indymedia.org.
Amy Goodman leitet :: Democracy Now!, eine tägliche Radio-TV-Nachrichtensendung, die von 500 Stationen in Nordamerika aus sendet.