Skandal in der griechischen Polizei

Die Szene spielte sich am 24. Juni 2006 in der Athener Omonia-Polizeiwache ab. Die beiden misshandelten Männer wurden dort wegen des Verdachts auf Diebstahl festgehalten. Auf dem :: Video ist zu sehen, wie mindestens vier PolizistInnen die beiden Festgenommenen foltern. Sie zwingen die beiden aufeinander einzuschlagen, während einer der Polizisten sie auffordert härter zuzuschlagen.

Nahezu ein Jahr wurde das Video unter PolizistInnen via Mobiltelefon weitergegeben. In den frühen Morgenstunden des 16.06.2007 wurde es auf die homepage eines kommerziellen Videoanbieters gestellt, und von dort auf die website von Indymedia Athen. Einige Stunden später war das Video in allen griechischen TV-Kanälen zu sehen. Premierminister Karamanlis sah sich gezwungen ein Statement abzugeben, in dem er die Vorkommnisse verurteilte.

Bis jetzt unterstützt Karamanlis noch seinen Innenminister Polydoras und ignoriert die Stimmen, die dessen Rücktritt verlangen. Aber warum sollte er? Folter von Zivilpersonen in Polizeistationen, sogar im Polizeihauptquartier, sogenannte "unbeabsichtigte" Erschiessungen, Schläge, Kidnappings und Erniedrigungen von MigrantInnen, Anschläge auf jene, die gegen die Brutalität des griechischen Staates vorgehen, sind heutzutage alles konkrete Realitäten für die griechische Polizei - wobei deren Aktivität durch die konservative Regierung vollständig gedeckt ist.

Am kommenden Mittwoch kommt es in Griechenland zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt, für die politischen Rechte der Häftlinge und für den Rücktritt des Innenministers Polydoras.


Weitere Informationen auf deutsch finden sich auf :: Elan-Weblog:

Dort findet sich u.a. eine Übersetzung des Dialoges auf dem Folter-Video:
Polizist: Schlag ihn!...Du bist Nummer Eins und du Nummer zwei. Wenn ich eure Nummern sage, schlägt der Eine den Anderen...Schneller! Schneller!...Setzt euch gegenüber und sagt "Ich bin ein Wichser" und schlagt euch gegenseitig!...Lockerer! Wieso kannst du es nicht, der Andere kann das gut. Sieh ihn dir mal an! Schlag richtig! Richtig!

Weiters schreibt die Autorin, dass :: die griechische Polizei kein Einzelfall ist und solche Szenen auch in anderen Ländern stattfinden können.

Ein Besipiel, dass diese Einschätzung belegt, ist ein Vorfall aus Österreich: Am 7. April 2006 hatten vier Abschiebepolizisten der Polizeisondereinheit WEGA Bakary J. nach einer verhinderten Abschiebung in eine Lagerhalle in Wien gebracht und massiv misshandelt. Sie hatten kein Problem damit, ihre Tat vor Gericht zu gestehen. Der Richter hatte in der Folge kein Problem, am 31. August 2006 ein mildes Urteil zu sprechen, das keinerlei Konsequenzen zur Folge hat. Die Beamten konnten mit lachenden Gesichter den Gerichtssaal verlassen. Mehr dazu im Bericht :: Im 'Auftrag dich zu töten': Mildes Urteil für lachende Beamte

Der Text wurde aus Beiträgen auf at.indymedia.org, athens.indymedia.org und dem elan-weblog zusammengestellt.