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[ 30. Jan 2008 // letzte änderung: 01. Feb 2008 ]

Demonstrationen gegen deutschnationale Burschenschaften

Demonstration am 25. Jan 2008

Zusammenfassung antifaschistischer Proteste in Wien gegen den Ball des WKR in der Hofburg am 25. Jan 2008 und gegen die Burschenschaft Olympia am 26. Jan 2008. Bericht und Audio von Zip-FM.

 

Heftige Proteste gab es am 25. Jänner 2008 gegen einen Ball deutschnationaler Burschenschaften in der Wiener Hofburg. Dieser Ball zählt laut Eigendefinition zu den größten rechten Gesellschaftsereignissen im deutschsprachigen Raum. Demonstriert wurde auch gegen den Liederabend eines rechtsextremen Bardens in einer Burschenschafterbude am 26. Jänner 2008. Eine Zusammenfassung der Ereignisse an einem für Wiener Verhältnisse ausgesprochen stürmigen Wochenende.

Am Freitag, den 25. Jänner feierten deutschnationale und rechtsextreme Burschenschaften den Wiener Korporationsball - trotz aller Proteste im Vorfeld wieder in der Hofburg. Dieser Ball zählt laut Eigendefinition zu den größten rechten Gesellschaftsereignissen im deutschsprachigen Raum. Das Schweigen und die Ruhe um dieses rechte Großevent sollte heuer ein Ende finden. Der von vielen autonomen und antifaschistischen Personen ins Leben gerufene "AK gegen den WKR" organisierte unter dem Titel "DekaDance - Rechte Verbindungen wegbassen" eine Veranstaltung im Museumsquartier, mit der unter anderem Raum geschaffen werden sollte, in dem Widerstand lustvoll und praktisch werden kann.

Zirka um 23.30 Uhr war es soweit, rund 400 Personen sammelten sich und machten sich auf in Richtung der nahen Hofburg.

Rund um die Hofburg und am Heldenplatz hatte die Polizei ein Platzverbot verhängt und alle Zugänge verschlossen oder mit Tretgittern gesichert. Bis 23 Uhr waren praktisch nur Ballbesuchende durchgelassen worden. Dann verringerte die Polizei ihr Aufgebot. Auch die bis dahin massiv beim Museumsquartier rund um DekaDance wachenden Polizeikräfte waren zu diesem Zeitpunkt großteils abgezogen worden.

So gut wie ohne Polizeibegleitung setzten sich die Protestierenden in Bewegung und gelangten tatsächlich trotz Platzverbot bis vor die Hofburg. Bis zu diesem Zeitpunkt schienen die Proteste ein voller Erfolg zu sein. ORANGE 94.0 berichtete bis 1:00 Uhr in einer Sondersendung. Eine Aktivistin des AK gegen den WKR berichtete live von den Protesten und zog, als sich die Demonstration aufzulösen schien, und zahlreiche Demonstrierende zurück ins Museumsquartier zogen, Bilanz:

Nachdem bereits auf der Ringstraße Barrikaden errichtet und Müllcontainer in Brand gesteckt worden waren, nutzten zwischen 100 und 200 Personen die für Wiener Verhältnisse ungewohnte Dynamik und zogen weiter in Richtung der Bude der Burschenschaft Olympia. Unterwegs verlor die Demonstration jedoch weitgehend ihren antifaschistischen Charakter. Dass ein Stein eine Scheibe eines China-Restaurants zerschlug, kann auch als Ausdruck eines tief sitzenden Rassismus verstanden werden. Euphemistisch wird in einem Text auf Indymedia davon geschrieben, dass sich der Stein verirrt habe (Anmerkung). Derartige Leugnungen rassistischer Gewalttaten ist sonst eher aus anderen Zusammenhängen bekannt. Andere Protestierende sollten gegen diesen Steinwurf durch Buhrufe protestiert haben. Die Demo zog allerdings weiter, als ob nichts geschehen wäre. Erst zirka um halb 2 Uhr wurde die Demo von der Polizei aufgelöst, die bis dahin fast kaum präsent war.

Über Festnahmen gibt es unterschiedliche Informationen. Während in einigen Postings im Internet von Festnahmen zu lesen ist, meldete die Rechtshilfe, von keinen Festnahmen informiert worden zu sein.


Für Samstag, den 26. Jänner hatte eine Antifa Kitten Brigade zu Katzenmusik gegen den Auftritt des rechtsextremen Barden Jörg Hähnel in der Bude der Burschenschaft Olympia aufgerufen. Bei heftigem Sturm kamen knapp 170 Personen zu der Protestveranstaltung. Die Polizei war diesmal wieder mit einem Großaufgebot vertreten und sperrte die Straße vor und nach der Bude der Olympia.

Unbestätigten Meldungen zufolge mag der Auftritt des rechtsextremen Bardens möglicherweise kurzfristig abgesagt oder verlegt worden sein. Gründe für die Demonstration gab es dennoch genug.

Die Demonstration zog zuerst bis zur Absperrung und umkreiste den Häuserblock dann durch Seitengassen, ehe sie Richtung U-Bahn-Station Neubaugasse weiterzog. Die Polizei verhielt sich friedlich.


Ruhe sollen die deutschnationalen Burschenschaften in nächster Zeit nicht so schnell finden. An den kommenden Mittwochen sind wie auch in den letzten Wochen Proteste gegen den wöchentlichen Farbenbummel der deutschnationalen Burschenschaften an der Universität Wien zu erwarten.

Dieser Beitrag findet sich auf der Seite der :: Wiener Lokalausgabe von Zip-FM und auf :: freie-radios.net als mp3 :: Download :: Anhören


Weitere Berichte von den Protesten gegen den WKR-Ball und :: gegen den Liederabend der Burschenschaft Olympia auf Indymedia :: Antifaschistisches Wochenende: Militanter Protest in Wien.

Siehe auch die Aufrufe :: DekaDance - Rechte Verbindungen wegBASSEN und
:: Katzenmusik statt Jammerbarden!.



Anmerkung no-racism.net: In einem :: auf no-racism.net veröffentlichten Bericht ist zu diesem Vorfall zu lesen: "Ein Stein, der seine Richtung verfehlte, schlug in die Fenster eines chinesischen Restaurants ein, woraufhin AktivistInnen hineingingen, um sich zu entschuldigen." Ob es nun Absicht war oder nicht, können wir ebensowenig bestätigen wie die Behauptung, dass es sich dabei um "tief sitzenden Rassismus" handelt. Auf jeden Fall erscheint es übertrieben, in diesem Zusammenhang von "Leugnungen rassistischer Gewalttaten" ist sicherlich ein falsche Einschätzung. Jedenfalls erreichte uns nach Veröffentlichung des Beitrages folgende Nachricht:
"ich finde es unglaublich, dass ihr einen artikel veröffentlicht, der aus einem antirassisischen protest plötzlich einen rassistischen macht. (...) damit reicht der versuch, antirassimus umzukehren und somit unmöglich zu machen bis auf no-racism.net. (...) der protest war ein antirassistischer! und mehr als sich entschuldigen für den unfall(!) beim china restaurant kann man halt im nachhinein nicht."