Ein Bericht über Aufstände und alltäglichen Widerstand in den Internierungslagern in Italien - und das Schweigen darüber. Es ist an der Zeit, auch von draußen Widerstand gegen diese Einrichtungen zu leisten.
Wenn etwas von den Massenmedien vergessen oder häufig auch verschwiegen wird, scheint es nicht zu passieren. Der ebenso häufige Mangel an Informationen legt sich wie eine Nebeldecke über die Haftlager und macht es sehr schwer, kontinuierlich die Ereignisse zu verfolgen, die das Leben (Nicht-Leben) in diesen Einrichtungen prägen.
Die Vorgänge rund um die Frage der der Cpt's - Centri di Permanenza Temporanea = "Provisorische Anhaltezentren" für Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis - in Italien sind seit dem letzten Sommer von einer Reihe von Aufständen und Fluchtversuchen geprägt. Denken wir an die Revolten von Bari und an die dichte Folge von Fluchtversuchen und Auftständen im Cpt von Gradisca d'Isonzo und nicht zuletzt an die Tränengasvergiftung eines 8 Monate alten Mädchens, das in einem der "Gefängnisstadt" von Isonzo integrierten centro sociale "zu Gast" war. Dann der Selbstmord von zwei Jugendlichen im Cpt von Modena, die ihrer Freiheit beraubt worden waren. Es ist eine lange Reihe von Ereignissen, der nichts als Schweigen folgte.
Seit einigen Monaten hört man nur noch wenig aus den Zentren. Kann man sagen, dass sich die Situation in den Cpt's beruhigt hat? Es wurde schon viel darüber diskutiert, die Bedingungen humaner zu gestalten. Es kann aber ganz offensichtlich nicht um die Verbesserung von Lebensumständen gehen, sondern um die Existenz einer so monströsen Einrichtung als solcher, die sich "administrative Verwahrung" nennt.
Aber steht das Ausbleiben von Nachrichten für eine Befriedung? Während es in Frankreich eine Reihe von Revolten sowie interner und externer Initiativen in den Anhaltelagern gibt, zeigen die Nachrichten, die aus Bari und Modena kommen, aus den Zentren San Paolo und Sant'Anna, dass die Befriedung vielleicht das Sprechen darüber betrifft, aber sicher nicht die Realität in diesen Einrichtungen.
Auf der einen Seite ist es zwar nicht gelungen, diese Anhaltezentren zum Verschwinden zu bringen (ihre Existenz ist integrativer Teil des Kontroll- und Unterwerfungsdispositivs von Migration), andererseits konnten sie aber auch nicht umgewandelt und voll legitimiert werden. Es ist dem Eingreifen der Bewegungen zu verdanken, dass eine gnadenlose Rationalität des Haftsystems verunmöglicht wurde. Jedes Mal, wenn sich diese Zentren wieder füllen - auch in Folge der häufigen Landungen an den südlichen Küsten der Halbinsel -, kommt ihre Grausamkeit wieder ans Licht, und dadurch beginnen auch wieder die Fluchtversuche.
Die Zeit der begleiteten Besuche, der Kommissionen und der Mystifikationen ist schon lange vorbei, jetzt geht es darum, wieder Widerstand gegen diese Einrichtungen zu leisten.
Bari und Modena fordern ein Durchbrechen der Befriedung - auch jener des Sprechens.
Dieser Bericht erschien im Original auf italienisch am Donnerstag, 6. März 2008 auf :: meltingpot.org