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[ 30. Nov 2003 // letzte änderung: 30. Nov 2003 ]

Das EKH muss bleiben! - für unabhängige Kulturprojekte und Freiräume

Die Kommunistische Partei Österreich (KPÖ) moechte das selbstverwaltete Ernst Kirchweger Haus (EKH) in Wien verkaufen und somit de facto seiner Räumung ausliefern.

 

Eine Finanzkrise, bedingt durch die Niederlage im Rechtsstreit um das Vermoegen der Firma Novum, wird nun zum Anlass genommen, um die ungeliebten Mieter auf die Strasse zu setzen. Von einer Raeumung waeren zahlreiche Organisationen aber auch Einzelpersonen in ihrer Existenz bedroht. Im folgenden von uns - als eine der direkt betroffenen Organisationen - eine Stellungnahme der Rosa Antifa Wien zu den KPOe-Plaenen:

Seit mehr als 10 Jahren ist das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse 2-4 im 10.Wiener Gemeindebezirk ein Ort kultureller Vielfalt und kreativer Politprojekte. Das "Haus" beinhaltet neben einer Reihe unabhaengiger, kulturell-politischer und nicht-kommerzieller Initiativen auch Wohnraum fuer MigrantInnen und Menschen, die alternative Formen des Zusammenlebens bevorzugen. Es stellt in Oesterreich ein einzigartiges - weil selbstverwaltetes - Projekt dar, aus dessen Umfeld in den letzten Jahren eine Menge an Kultur- und Politangeboten hervorgegangen sind. Dieses Potential, unabhaengig von öffentlichen Geldern und anderen Sponsoren, darf nicht verloren gehen. Eine Gefahr die durch den geplanten Verkauf des Hauses durch die KPOe akut im Raum steht.

In und aus diesem Freiraum abseits des kulturellen und politischen Mainstreams entstand auch das Que(e)r-Beisl, ein Projekt, das seit mehr als fuenf Jahren die Symbiose von gemuetlichem Beisl und politischem Veranstaltungsraum woechentlich unter Beweis stellt. Das Que(e)r-Beisl bietet in entspannter Atmosphaere Menschen einen Kommunikationsort und einen freien Zugang zu Informationen, weshalb der Besuch der Veranstaltungen prinzipiell gratis ist. Mittwoch fuer Mittwoch werden die unterschiedlichsten Themen vorgetragen und diskutiert: So gehoeren Veranstaltungen ueber die NS-Opfer am Spiegelgrund oder die Situation von Roma und Sinti in Tschechien ebenso zum Repertoire wie feministische Themen, Gender-Fragen, Antifa-Infos oder aktuelle innenpolitische Ereignisse. Abseits des "klassischen" linken Politikverstaendnis versuchen wir einen besonderen Schwerpunkt auf das Aufbrechen von üblichen Geschlechterrollen und Verhaltensweisen zu legen.

Das Que(e)r im Que(e)r-Beisl bedeutet naemlich fuer uns, dass wir, ohne fixe politische/sexuelle/... Identitaeten zu beanspruchen, die oft zu festgeschriebenen Kategorisierungen fuehren, trotzdem klare politische Aussagen treffen wollen. Aussagen, die sich mit dem Begriff des "crossover" noch am ehesten beschreiben lassen, ein Konzept, den Fokus politischer Theorien und Praxen nicht nur auf ein oder wenige ThemengebietE zu legen, sondern verschiedene, auch wenig diskutierte, Machtverhaeltnisse (wie Hetero/Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, ...) zu hinterfragen, nach Gegenstrategien zu suchen und diese (durchaus lustvoll) auszuprobieren. Dieses gesamtpolitische Verstaendnis macht das Que(e)r-Beisl-Programm zu einem bunt gemischtem Repertoire an lebendigen und aktuellen Veranstaltungen, das regelmaessig von zahlreichen Menschen in Anspruch genommen wird.

Das Que(e)r-Beisl stellt aber auch ganz bewusst einen Freiraum dar, der abseits der ueblichen Beislkultur Menschen die Moeglichkeit bietet, sich ohne Konsumzwang mit anderen zu unterhalten und ungezwungen Vortraege zu besuchen. Auch sollen sich ganz besonders Frauen in dieser Struktur wohl fuehlen und nicht durch sexistische Anmache belaestigt werden.

Das gute Feedback der BeislbesucherInnen laesst erahnen, dass es durchaus Bedarf an einer solchen alternativen Beislkultur gibt. Wir wollen die Vielzahl an Veranstaltungen und die Moeglichkeiten, neue Leute kennen zu lernen nicht missen. Der Austausch mit unseren GaestInnen ist uns, den BeislmacherInnen, sehr wichtig und traegt einen erheblichen Anteil zum Gelingen des Projekts bei.

Das Que(e)r-Beisl ist nur ein Projekt von vielen, das ohne EKH nicht moeglich gewesen waere. Initiativen wie die Volxbibliothek mit einer Unmenge an (linker) Literatur und zahlreichen Raritaeten, der Fluechtlingsbereich, der Infoladen 10, die Proberaeume, das Volxtheater oder auch der gesamte Veranstaltungsbereich sind durch einen Verkauf in ihrer Existenz bedroht. Das EKH muss im Gesamtkontext als Polit-, Kultur- Arbeits- und Wohnprojekt erhalten werden. Verhindern wir den politischen Selbstmord der KPOe! Finger weg vom EKH! Der KPOe gemeinsam auf die Pfoten haun!

EKH bleibt!

die Que(e)r-Beisl-BetreiberInnen