Am Mittwoch den 9. April findet vor dem Haupteingang der Universität Wien wieder eine größere antifaschistische Kungebung gegen deutschnationale Burschenschaften und deren institutionelle Duldung statt.
Mittwoch, 09. April, Semesterstart@Aula - im Hauptgebäude der Uni Wien präsentieren Studierendenvertretungen, Stipendienstellen, das universitäre Diversity Management und weitere Gruppen sich an Beratungsständen, in Workshops und mit Filmen von ihrer besten Seite, bieten Unterhaltung und Informationen, Kontakte und Unterstützung. Zeitgleich - sowie jeden Mittwoch Mittag - steht ein harmlos anmutender Karnevalsverein buntberockter Knaben auf der Rampe des Hauptportals und "zeigt Präsenz". Mit ihren Kapperln, den farbenfrohen Bändchen und den martialischen Gesichtsverletzungen mögen sie spontan eher Mitleid oder Hähme hervorrufen - in Wahrheit ist ihr Treiben jedoch gar nicht zum Lachen. So vehement sich Lehrende wie Studierende der Uni Wien immer wieder von rechten Umtrieben verbal abgrenzen mögen oder sich sogar das Leitbild Antifaschismus auf die Fahnen schreiben: Das studentische Korporations(un)wesen ist fester Bestandteil des universitären Alltags in Wien. Dessen Aktivitäten an den österreichischen Universitäten - als Studierende, als Lehrende und jeden Mittwoch auf der Rampe - stellen ein beständiges höchst bedenkliches Ärgernis dar. Mitgliederlisten oder auch die Gästeliste des alljährlichen Stelldicheins nationaler Korporierter ganz Europas auf dem Ball des Wiener Korporationsrings, lesen sich in weiten Teilen wie ein Who is Who des Neofaschismus: die österreichische Naziprominenz enstammt fast geschlossen dem burschenschaftlichen Milieu, welches das Scharnier zwischen legalem Rechtsextremismus (FPÖ) und der Neonaziszene bildet.
Burschenschafter stehen nicht nur für völkischen Nationalismus, NS-Verherrlichung, Holocaust-Leugnung, sondern konservieren als Männerbünde dazu ihr Idealbild einer Universität ohne Frauen. Ihr Frauenbild lässt selbst jenes der vatikanischen Glaubenskongregation als progressiv erscheinen . Selbstverständlich werden (bekennende) Homosexuelle in Burschenschaften nicht geduldet.
Dir kommt das Grausen? Nun, das sind nur einige Punkte des burschenschaftlichen Selbstverständnis, gesellschaftliche Elite zu sein; In ihren Reden vom "Leistungsprinzip" offenbaren sie einen Sozialdarwinismus, der im Dienste der Absicherung rechter und männlicher Herrschaft und Privilegien im Sinne autoritäter Erziehung und Strukturen steht sowie die Abwehr jeder gesellschaftlichen Diversität.
Dass die Universität Wien dem Auftreten und der Immatrikulation offener Rechtsextremisten keinen Einhalt gebietet ist symptomatisch für den heuchlerischen Umgang Österreichs mit seiner nazistischen Vergangenheit und ihren bis alle gesellschaftlichen Lebens- und Organisationsbereiche durchziehenden Ableger hinter dem larmoyantem Jammern über die sogenannte sowjetische Besatzung und der Blindheit auf dem rechten Auge. Wenn selbst offenkundigste Huldigungen rechter Vergangenheit und Gegenwart toleriert, ja sogar durch Polizist_innen geschützt werden, kann es für uns keine andere Möglichkeit geben als durch permanente Öffentlichkeit, direkte Aktionen und widerständiges Student_in-Sein dem rechtskonservativen bis neonazistischen Treiben entschlossen entgegenzutreten.