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[ 07. Jul 2000 ]

Polizei am Gipfel der Glaubwürdigkeit: Todesschätze ermittelte gegen sich selbst!

Anwalt empört - Die übrigen an der Amtshandlung beteiligten Beamten scheinen in einschlÀgigen Amnesty Reports auf

 

Wien - Der Fall Imre B. sorgt weiter für Aufregung. Wie der "Falter" in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet, hat Bezirksinspektor E., jener Mann, der den unbewaffneten und mutmaßlichen Drogendealer Imre B. in Wien Penzing nach einer Razzia auf der Flucht erschossen hatte, noch in der Nacht nach der tödlichen schußabgabe persönlich die verhafteten Tatzeugen des tödlichen Vorfalles einvernommen. Dies geht aus dem Polizeiakt der umstrittenen Amtshandlung hervor, der dem "Falter" vorliegt. Gegen den Inspektor läuft nun ein Strafverfahren am Wiener Landesgericht.

Laut Polizeipräsident Stiedl hat der "schwer geschockte Beamte", der an einem Post Shooting-Trauma leide, noch am am Tag nach dem Vorfall eine Hausdurchsuchung, sowie am 24. Mai eine weitere Einvernahme durchgeführt. Er wurde weder wegen psychologischer Ausnahmesituation beurlaubt, noch suspendiert.

Heinrich Vana, der Anwalt eines der beschuldigten mutmaßlichen Dealer, ist laut "Falter" empört: "Es widerspricht dem Geist der Anti-Folter-Konvention, wenn jener Mann, der beschuldigt ist, einen Mann erschossen zu haben, in der selben Nacht die Tatzeugen seiner eigenen Tat vernimmt". Im Innenministerium bestätigt ein hoher Beamter, daß die "Optik schief" ist. Polizeipräsident Stiedl will zu dem Skandal nicht Stellung nehmen.

"Die Polizisten waren nicht berechtigt zu schiessen"
Vana erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei: "Ich habe die internen Richtlinien der Polizei und den Akt genau studiert. Die Polizisten waren überhaupt nicht berechtigt, die Waffe zu ziehen, geschweige denn zu schiessen." Ein tödlicher Schusswaffengebrauch sei nur zulässig, wenn eine Person oder die Sicherheit des Staates gefährdet Wären. Dies war aber nicht gegeben.

Ein zweiter Augenzeuge bestätigt: Die AutoTüre des Wagens wurde nicht gegen den Beamten geschleudert. Vielmehr hätte der Beamte nach den Worten: "Bleib stehen!" einfach auf den Wagen geschossen. Vergangene Woche sagte ein Anrainer zum "Falter": "Sie haben gesagt: Bleib stehen Du Sau. Dann wurde geschossen!".

Ermittler: "Die Polizeiversion kann nicht stimmen"
Nach dem Obduktionsbericht saß der Erschossene "linke Schulter links, rechte rechts" gerade im Auto. Ein Ermittler: "Die Polizeiversion kann nicht stimmen. Der Mann kann die Türe nicht aufgerissen haben. Der Einschusskanal in seinem körper wäre anders verlaufen".

Kurto.Wendt (at) reflex.at