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[ 26. Mar 2009 ]

31.03: Gedenken an die Betroffenen rechtsextremer und faschistischer Gewalt nach 1945

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Kundgebung verschiedener antifaschistischer Gruppen am Dienstag, 31. März 2009 um 17 Uhr vor der Universität Wien, Karl-Lueger Ring 1 (U2 Schottentor), 1010 Wien.

 

Von der "Braunzone Österreich"...


Am 31. März 1965 fand eine Demonstration gegen den rechtsextremen Universitätsprofessor Taras Borodajkewicz statt, um dessen antisemitischen Äußerungen an der Universität Wien, die unter anderem durch den heutigen Bundespräsidenten Heinz Fischer aufgedeckt wurden, öffentlich entgegenzutreten. Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) organisierte parallel dazu eine Pro-Borodajkewicz Kundgebung, von der aus die antifaschistische Demonstration angegriffen wurde. Dabei schlug der Burschenschafter Günter Kümel den KZ-Überlebenden und Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger nieder. Der damals 67 jährige Kirchweger starb drei Tage später an den Verletzungen. Der 23jährige RFS-Aktivist Kümel wurde zu nur 10 Monaten Haft wegen "Notwehrüberschreitung" verurteilt. Ernst Kirchweger gilt als erstes bekanntes Opfer faschistischer Gewalt in der zweiten Republik. Leider setzten sich rechtsextreme Gewalttaten nach 1945 in trauriger Kontinuität bis in die Gegenwart fort.

Am vehementesten artikulierte sich der Rechtsextremismus mit österreichischer Beteiligung im Südtirolterrorismus, bei über 300 Anschlägen wurden mehr als 20 Menschen getötet. In den 90er Jahren erschütterten Serien von Briefbomben gegen "ausländerfreundliche" Personen das Land, bei denen mehr als 15 Menschen verletzt wurden. Am 5.2.1995 starben 4 Roma in Oberwart infolge einer Rohrbombenexplosion. Diese Anschläge und Morde fanden fanden nicht aus heiterem Himmel statt sondern waren eingebettet in den rassistischen, nationalistischen Grundkonsens der Mehrheits-Österreicher_innen begleitet von der Hetze der FPÖ und den Medien. In einem solchen rassistischen Klima ist es eine grausame Konsequenz, dass der institutionalisierte Rassismus Menschenleben fordert - wie Seibane Wague oder Marcus Omofuma, dessen Tod sich heuer zum 10. Mal jährt.


... über den Tellerrand des "Schnitzellands" hinaus...


Rechtsextreme Morde und Gewalttaten sind kein österreichspezifisches Problem, in ganz Europa häufen sich Meldungen über rassistisch und faschistisch motivierte Verbrechen. Am heftigsten sind die Berichte von russischen AntifaschistInnen. Allein in den ersten zehn Monaten 2008 verloren 73 Menschen ihr Leben durch faschistisch motivierte Angriffe. Im Jahr zuvor wurde seit Beginn der Aufzeichnungen des SOVA-Centers ein trauriger Höchstand von 81 Getöteten bekannt, leider muß von einer höher liegenden Dunkelziffer ausgegangen werden. Weiters geraten in ganz Europa antiziganistisch motivierte Übergriffe vermehrt ins Blickfeld der Öffentlichkeit. 2006 vertrieb ein Dorfmob in Ambrus/Slowenien die ansässigen Roma und setzte deren Häuser in Brand. Ähnliches passierte im Jahr darauf in Neapel/Italien, als eine Romasiedlung mit Brandsätzen attackiert wurde. Zuletzt waren Tschechien und Ungarn Schauplätze antiziganistischer Gewalt. Während im November 2008 in Tschechien zwischen 500 und 1000 DemonstrantInnen gegen eine Roma Siedlung marschierten und diese attackierten, wurden im gleichen Monat in Ungarn 16 gewaltsame Übergriffe auf Roma registriert. In den vergangenen zwei Jahren summierten sich die antiziganistischen Übergriffe auf 54 öffentlich gewordene, bei denen mehr als 7 Menschen getötet wurden.


... gilt die Solidarität den Betroffenen rechtsextremer und faschistischer Gewalt!


Um den Verstorbenen und Betroffenen zu gedenken, findet dieses Jahr am 31. März eine Kundgebung am Schottentor statt. Die Thematisierung rechtsextremer Gewalt ist notwendig und wichtig, doch Antifaschismus darf sich nicht allein in ritualisiertem Gedenken erstrecken. Vielmehr gilt es, die gesellschaftlichen Grundlagen und Ausformungen rassistischer, antisemitischer und faschistischer Ideologie auf allen Ebenen aufzuzeigen und anzugreifen.