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[ 16. Jan 2001 ]

TÃŒbingen: "Weise aus dem Morgenland besetzen Ausländerbehörde"

Seit 16.1.01 17.30 Uhr halten ungefähr 20 verkleidete AntirassistInnen die Ausländerbehörde in der Wilhelmstrasse vorläufig besetzt. Sie protestieren damit gegen die alltägliche rassistische Praxis der Behörde.

 

Im Ordnungsamt in der Wilhelmstrasse geht"s alles andere als ordentlich zu. Die drei Weisen aus dem Morgenland sind von weit her angereist, um den MitarbeiterInnen der Ausländerbehörde die Leviten zu lesen. Sie haben sich um zehn Tage verspätet, weil die Einreise ins "Schengen-Europa" so beschwerlich gewesen sei - so meinen die
drei weisen Künige. Die verkleideten AktivistInnen erklärten, nicht gehen zu wollen, solange nicht bürgermeister Weimer eintreffe und sich vor anwesender Presse einen Forderungskatalog überreichen lasse. "Auch im Morgenland haben wir die frohe Kunde vom "Aufstand der Anständigen" gegen Rassismus vernommen," so Sprecher "Melchior", "doch die Floskel von der Fremdenfreundlichkeit kann nicht ganz ernst gemeint sein. Schließlich hört man täglich von Schikane im Alltag und bei der Gewährung eines sicheren Aufenthaltstatus und von gewaltsamen. Abschiebungen."

Die Zielrichtung der Aktion beschreibt "Melchior" so: "Den Ausländerbehörden als ausführende Kraft kommt aufgrund ihres direkten Kontaktes zu Flüchtlingen und MigrantInnen eine besondere Bedeutung im System des staatlichen Rassismus zu."
Die Ausländerbehörden kontrollieren alle alltäglichen Angelegenheiten von der Aufenthaltsgenehmigung und der Arbeitserlaubnis bis hin zu FamilienzusammenFührung, Heirat und Wohnort. "Wegen jeder Kleinigkeit, z.B. einer Reisegenehmigung, ist für Flüchtlinge der Gang zur Ausländerbehörde nötig. Diese Sonderbehörde zur Kontrolle soll den Eingereisten täglich vor Augen führen, daß sie Menschen zweiter Klasse sind", so "Balthasar". Auf der Behörde empfange die Flüchtlinge und MigrantInnen ein eiskaltes Klima. Den MitarbeiterInnen der
Behörde wird vorgeworfen, den Spielraum, der bei der Auslegung der ohnehin schon strikten Gesetze bleibt, grundsätzlich gegen Flüchtlinge und MigrantInnen anzuwenden.

Von der Mitarbeiterin Schelling seien auch schon Äußerungen wie "Packen Sie doch schon mal Ihren Koffer" vernommen worden, auch wenn das Asylverfahren im betreffenden Fall noch nicht abgeschlossen war. Die MitarbeiterInnen bekamen darum auch Geschenke überreicht: einen Gesetz-Expander, um eine weite Auslegung der Gesetze einzuÃŒben, eine Weihrauch-Pfeife für Gelassenheit und Ruhe sowie einen Hut, damit sie ihren Hut nehmen können. Die Forderungen der drei Weisen aus dem Ausland werden sein, "Hardliner" in der Auslegung von Gesetzen abzusetzen und im besten Fall die Ausländerbehörde ersatzlos abzuschaffen.