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[ 26. Feb 2012 ]

Am 1. März sprechen wir Sprachstreik!

transnationaler sprachenstreik

Avusturya macht Sprache zum Lieblings-problem. Einfache Lösung: Deutschpflicht für alle. Aufruftext und Programm für den 01.03.2012

 

Hayır, Jo, Lo, Ne, Njet, No, Non, Nu! Nicht mit uns!

Mit Ausschluss Basta! haben wir 2011 dem austriakischen Integrations-Theater eine Absage erteilt. Dieses Jahr reden wir übers Reden: Unsere gemeinsame Sprache ist nicht Deutsch! Wir rufen zum Streik gegen den Deutschzwang auf. Sprechen wir gemeinsam die Sprache der gleichen Rechte - am 1. März beim transnationalen, translationalen Migrant_innenstreik.

Let´s Sprachstreik the one-language-show down!

Auf Baustellen, in Fabriken, im Gastgewerbe, im Einzelhandel, in Büros, in den Krankenhäusern, an den Universitäten, im Transport, in Haushalten ... 50 Jahre lang haben wir an vielen Stellen gehackelt und uns auf vielen Sprachen verstanden - auch, aber nicht nur auf Deutsch. Das zählt nicht mehr? Nun gilt: A1-Prüfungen, B1-Nachweise, C1-Zertifikate - überall Deutsch! Wer kein Geld, keine Kraft und keine Zeit hat, nach Dienstschluss auch noch für die B1-Deutschprüfung auf Maturaniveau zu lernen, kann nicht mal mehr sicher sein, in diesem Land bleiben zu dürfen. Politische Rechte rücken in immer weitere Ferne. Der in Austrija lebenden Mehrheit mit dem richtigen EU-Pass stehen viele Rechte ganz ohne Überprüfung ihrer Sprachkenntnisse zu, während alle anderen Deutsch-Prüfungen bestehen müssen. Da diesen neuen Pflichten kein entsprechendes Gratis-Deutschkursangebot gegenübersteht, handelt es sich zudem um eine Sonderbesteuerung. Der Sprachunterricht in den Erstaufnahmestellen für Asylwerber_innen reicht nicht einmal dazu aus, um auf Deutsch durch den Alltag zu kommen, geschweige denn, um sich in Gesprächen mit der Fremdenpolizei behaupten zu können. Durch die Sprache als Schallmauer wird den Migrant_innen einmal mehr gezeigt: Ihr habt in Autriche nie dazugehört und ihr werdet nie dazugehören.

Dafür werdet ihr in Austria immer an allem Schuld sein. Neuerdings seid ihr auch Schuld an der Bildungsmisere. Ausgerechnet der Mythos einer bildungsverweigernden, pisaversauenden Parallelwelt soll den Deutschzwang begründen. Im Blockieren von Bildungszugängen und Auseinanderdividieren von angeblich bildungsnahen und -fernen Schichten besteht das österreichische Bildungssystem jede Prüfung mit Auszeichnung. Hingegen gibt es ein Nichtgenügend nach dem anderen für die Bekämpfung von sozialen Ungleichheiten, dem Bereitstellen ausreichender Sprachlernangebote und der Förderung von Erstsprachenunterricht.

Österreich ist ein EIN-WAN-DER-UNGS-LAND, fashtest me?!

Besonders miserabel ist die Bildungspolitik im Innenministerium aufgehoben: Sie schreibt nicht nur Deutschpflicht fest, sondern schafft auch eine diffamierende Sprache gegenüber Asylsuchenden: 'Asylmissbrauch', 'Scheinasylant_innen', 'Illegale' und als letzter Schrei 'Ankerkinder'. Statt die Lebensbedingungen von Flüchtlingen zu thematisieren, hagelt es verbale Untergriffe.

Parallel dazu sieht sich Övustyria vom kulturellen Untergang bedroht: Koroška ist durch die Slowenisierung und ein paar zweisprachige Ortstafeln bereits todgeweiht. Nun ist wieder Viyana dran, muss wieder beschützt werden, diesmal ohne Stadtmauer - dafür mit Pflicht dort und Zwang da! Wehe wir bestellen unser Brot auf türkçe oder na našem und der_die Verkäufer_in wagt es, auf türkçe oder na našem zu antworten. Aufregung, Skandal, die Wiener Lebensart geht flöten!

Nix da! Wie Kärnten immer schon auch Koroška war, war Wien immer schon ein Stück Beč, Bech, Bécs, Dunaj, Vídeň, Viena, und Viyana. Das Problem ist nicht die Vielfalt an Sprachen, sondern der Versuch des Regierens über Menschen mittels Sprache, mittels Sprachherabwürdigung, mittels Sprachaberkennung, mittels Sprachzwang, mittels Sprachzertifikaten.

Wir sprechen gerechtisch, lustisch, politisch und kämpfisch. Rozumiješ mi?

Wir lassen uns nicht eindeutschen. Wir sind hier und reden mehrsprachig! Auf der Straße mit Slang und eigenem Akzent, in der Arbeit gscheit, in der Schule gleich in mehreren Sprachen und wie wir es für angebracht halten, wie es uns passt. Weil es unser Recht ist und unsere Freude, und weil Sprache das Mittel ist, mit dem wir uns zur Wehr setzen!

Gleiche (Sprachen-)Rechte für alle!

Raise your voice!

Sprachstreik now!


PROGRAMM 1. März 2012 - Transnationaler Migrant_innenstreik


10.00-18.00h: Centro Once
Frühstück, Streikküche, Ausstellung, Live-Musik
Veranstaltung in Spanisch
Schneidergasse 15a, 1110 Wien

12.00-14.00h: Kundgebung Handelskai/ Millennium City
Schwerpunkt Migration
Veranstaltung in vielen Sprachen
1200 Wien

14.30-16.30h: Kundgebung Stephansplatz
Schwerpunkt Flucht und Asyl
Veranstaltung in Englisch u. Französisch
1010 Wien

17.00-19.00h: Abschlusskundgebung Viktor Adler Markt
Jam Session: Instrumente mitbringen!
Universelle Sprache: Musik
1100 Wien

18.30h-22.00h: Brunnenpassage
Hor 29. Novembar: öffentliche Chor-Probe/ Mitsingen
Film zum Sprachstreik: Drei gegen Troja (Roadmovie De/Tü)
Sprachen: BKS, Türkisch, Deutsch
Yppenplatz/ Brunnengasse, 1160 Wien

19.00-late: Abschlussfest im Planet 10
Pernerstorferg. 12, 1100 Wien
Sprachen: Alle willkommen!


Programm 1. März 2012 in Centro Once


MOTTO: VON DORT, BIS DAHER! DE ESA A AQUI!

10:00 Uhr: Frühstück für ALLE! Kaffe, "Tente en pie" Latino und süße Torte um die ersten Gäst_innen herzlich willkommen zu heißen

11:00 Uhr: Eröffnung der Fotographie -Ausstellung "Über MACONDO" in der Zinnergasse 29a im Simmering, wo gerade einen Häfen zur Abschiebung von Flüchtlings - Familien eingerichtet worden ist. Die Fotografien geben Auskunft über Leben und menschlichen Bedürfnisse der neu angekommenen Wiener lebend in MACONDO.
Einen Rundgang durch die Ausstellung für 45 Minuten gibt Einblick über der menschenunwürdigen Art und Weise in den Menschen aufgrund ihrer Herkunft in Österreich behandelt werden.

11:45 Uhr: Eröffnung der Dezentralen Aktion am 1. März 2012 im CENTRO ONCE durch BA Zoraida Nieto in spanische Muttersprache.
Zur Geschichte der Transnationalen Migrant_innenstreik 2011/12 weltweit und in Österreich.
Präsentation des offiziellen Video zur Kampagne und Initiative sowie einen Kurzfilm über die Aktionen am Viktor-Adlermarkt vergangenes Jahr. Der ÖGB Tirol unterstützt die dezentralen Aktionen des 1. März 2012!

12:30 Uhr: Musikgruppe Luis Parra & Pacha Manka aus Lateinamerika (Lebend in Österreich)

12:50 Uhr: Solidaritätsworte der diplomatischen Mission Paraguay in Österreich

13:00 Uhr: MOTTO: ALLES IST NICHT NUR ARBEIT, ESSEN MUSS MAN AUCH KÖNNEN! NO SOLO SE TRABAJA, SE COME TAMBIÈN!
Symbolisch laden wir alle herzlich ein, um Streik in der Küche des CENTRO ONCE zu machen, um Ideen auszutauschen im Rahmen der nächsten Aktionen im Jahre 2012
Maiz-Teigtaschen mit Fleisch und Käse (vegetarisch) sowie Schinkenbrot aus Venezuela
Roter und weißer Wein (Bio) / auch Antialkohlische Getränke

14:30 Uhr: Redebeitrag des Botschafters der bolivarischen Republik Venezuelas, Alí de Jesús Uzcátegui Duque in spanische Muttersprache : Die Rückkehrdirektive in Europa

15.00 Uhr: Redebeitrag des österreichischen politischen Aktivist Federico Mahrer rund um die Lage in Ausschluss von Migrant_nnen in Österreich und Spanien (Basis -Diskurs in spanische Muttersprache)

15:30 Uhr: Musikgruppe Marca Tambo (Integration-Musikprojekt des CENTRO ONCE) in Österreich

16:00 Uhr: Poesie und Prosa zur Basis -Diskurse in der Migration: Manuel Ramos Martinez (MACONDO City) in spanische Muttersprache

16:30 Uhr: Redebeitrag von Ivet Lopez, Zweite Sekretärin der Botschaft der Republik Kuba in spanische Muttersprache

16:45 Uhr: Pedro Vargas, lebend in Schweden, kommend aus Lateinamerika wird Grußworte zum 1. März geben, und über die Lage in seine jetzigen zweiten Heimat berichten, sowie faszinierenden Musik darbieten

17:15 - 18:00 Uhr: Wir verabschieden uns mit der Tanzgruppe ARPA aus Paraguay der auch der 1. März unterstützt und uns Grußworte schenken wird. Weiter mobilisieren wir uns in Richtung Abschlusskundgebung in Viktor Adler Markt, U1 Reumanplatz 1100 um danach an den Fest in PLANET 10, Pernerstorfergasse 12 auch im gleichen wiener Bezirk gemeinsam zu feiern. Alle seid's Willkommen!