Vom 17.- 24. Juni 2012 findet in Stockhol, Schweden, ein transna- tionales No Border Camp statt. Wissenswertes und Praktisches. Für eine Welt ohne Grenzen, Kontrollen und Ausweise!
- Grenzen töten
- Grenzen sind ein großes Geschäft
- Grenzen gibt es auch in Stockholm
Weltweit sind heute 12 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Jahr 2010 haben 235.900 Menschen in der EU um Asyl angesucht, aber nur wenige Ansuchen wurden genehmigt. Im Jahr 2011 starben 2000 Menschen bei dem Versuch, die EU von Libyen und Tunesien aus zu erreichen.
Was ist ein No Border Camp?
Seit den 1990er Jahren finden Aktionscamps unter dem Namen "No Border" statt, um Aufmerksamkeit auf die Grenzen zu lenken, die Menschen voneinander trennen. Egal, ob sich der Fokus auf Staatsgrenzen richtet oder auf vom Kapitalismus geschaffene Grenzen, so dienen die Camps als Freie Autonome Zonen, aufgebaut von Menschen, die all die verschiedenen Kämpfe gegen die herrschende Grenz- und Migrationspolitik zusammenbringen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen und direkte Aktionen gegen eine autoritäre Gesellschaftsstruktur durchführen, deren deutlichste Ausdrucksform ihre Grenzen sind.
No Border ist keine Organisation, sondern ein Konzept, eine Idee. Es geht um den Kampf für eine Welt ohne Grenzen, in der alle die Möglichkeit haben, sich ohne Hindernisse zu bewegen, und in der niemand als "illegal" bezeichnet wird.
Warum in Stockholm?
Grenzen betreffen uns alle, aber auf unterschiedliche Weisen, je nach Geschlecht, Klasse und Ethnizität. Die Gewalt und Kontrolle des Staates finden sich nicht nur an den äußeren Grenzen eines Territoriums, sondern auch in Flughäfen, Spitälern, Häfen, U-Bahnsystemen und Schulen, bei der Arbeit, auf den Straßen und auf öffentlichen Plätzen. Die Gewalt wird Teil der Luft, die wir atmen, Teil unseres täglichen Lebens. Die ständige Jagd auf nicht-europäische Migrant_innen legitimiert die Verfolgung aller, die fremd erscheinen. Grenzen schaffen Rassismus.
Die EU verfolgt eine gemeinsame Grenzpolitik, in der Schweden eine aktive Rolle einnimmt. Nicht-Europäer_innen, die die Grenze überqueren, werden kriminalisiert, eingesperrt und abgeschoben. Migration wird heute als Bedrohung unserer Sicherheit dargestellt. Schweden legt in seiner Migrationspolitik besonderen Wert auf Effizienz und Sparsamkeit. Die Effizienz wird gestärkt durch spezielle Polizeieinheiten, die nicht-uniformiert Razzien an Arbeitsstellen durchführen, durch ein beschleunigtes Rechtssystems und durch koordinierte Massenabschiebungen in FRONTEX-Flugzeugen. Die Abschiebungsrate stieg im letzten Jahr um 40 Prozent.
Menschen, die sich in einer von Grenzen geschaffenen prekären Situation befinden, werden vom Kapitalismus ausgebeutet. Dies führt zu billigen und beliebig austauschbaren Arbeitskräften sowohl für den Staat als auch für Privatunternehmer. Migrantische Arbeit wird ausgebeutet und gleichzeitig dazu verwendet, Gehälter zu drücken und das soziale Netz zu schwächen. Die gegenwärtige Migrationspolitik erlaubt privaten Unternehmen, die der staatlichen Deportationsmaschine mit Kontroll- und Überwachungstechniken dienen, Profit zu machen. Diese Unternehmen bedienen einen Markt, der ausschließlich von der Grenzpolitik geschaffen wurde.
Öffentlich wird die Gewalt der Grenzen verschwiegen. Mitten in der Nacht werden Menschen mit Handschellen, Windeln und Beruhigungsmitteln durch den Frachtausgang zu einem Flugzeug geführt. Die Abschiebehaftanstalten liegen in Industriezonen an den Rändern von Großstädten oder so abgelegen auf dem Land wie möglich. Unternehmen können problemlos Gewinne machen in einem lukrativen Sektor, der keinerlei Verantwortung verlangt.
Dies muss nicht akzeptiert und aufrechterhalten werden! Grenzen werden überwunden, wenn sie von Menschen ohne gültige Papiere überschritten werden; das System der Staatsbürger_innenschaft wird unterminiert von Personen, die in Räumen ohne Staatsbürger_innenschaft leben; Mauern werden bezwungen, wenn Menschen über sie klettern. Wir laden alle dazu ein, ihre Wut über Grenzen auf die Straßen Stockholms zu tragen, das Schweigen zu brechen und die Grenzgewalt zu konfrontieren. Wir laden ein zu einer Woche direkter Aktion gegen die Grenz- und Sicherheitspolitik! Kommt nach Stockholm und zeigt euren Widerstand gegen Rassismus und eure Liebe für eine Welt ohne Grenzen, Kontrollen und Ausweise! Kommt und zerstört, was uns unterdrückt, und schaffte etwas Neues!
Was sind die Ziele des Camps und seiner Aktionen?
- Die Interessen der Unternehmen und des Kapitals, die die staatliche Migrationspolitik unterstützen und von ihr profitieren, deutlich zu machen und gegen sie vorzugehen.
- Unsere Erfahrungen und Fähigkeiten auszutauschen und unser Wissen gemeinsam zu verwenden, um immer mehr Solidaritätskampagnen zu organisieren und den Nationalstaat und seine Migrationspolitik immer stärker bekämpfen zu können.
- Die Argumente für freie Mobilität und eine Welt ohne Grenzen in der öffentlichen Debatte zu stärken.
Wann?
- Der Aufbau des Camps beginnt in der zweiten Juniwoche.
- Events finden vom 17. bis zum 24. Juni statt.
- Am 17. Juni wird eine Massendemonstration für eine Welt ohne Grenzen in Stockholm organisiert.
- Am 18. Juni ist eine Solidaritätsaktion für die Insass_innen der Abschiebehaftanstalt in Märsta geplant.
- Die gesamte Woche hindurch wird es zu Aktionen kommen gegen die Profiteur_innen der Abschiebungsindustrie, gegen Firmen, die Migrant_innen ausbeuten, sowie gegen staatliche Repression und Sicherheitspolitik.
Prinzipien
- Die Grundlagen des Camps sind Selbstverwaltung, Dezentralisierung und Autonomie. Das Camp wendet sich gegen den Kapitalismus, der sich auf Krieg, Elend, Nationalstaat und Grenzen stützt.
- Von den Teilnehmer_innen am Camp wird erwartet, verschiedene politische Taktiken zu respektieren. Wir kommen in Solidarität zusammen und distanzieren uns nicht von anderen aufgrund politischer oder persönlicher Interessen.
- Die Teilnehmer_innen des Camps wenden sich gemeinsam gegen alle Formen von Repression.
- Sexismus, Rassismus, Homophobie, Transphobie und andere Formen von Unterdrückung und Herrschaft sind im Camp nicht willkommen und werden nicht toleriert.
- Das Camp wendet sich gegen alle autoritären Strukturen, protestiert gegen diese mit direkten Aktionen und bietet Alternativen an.
- Repression betrifft uns alle. Der Kampf gegen Grenzen beinhaltet eine Reihe anderer Kämpfe, etwa für Antifaschismus, eine klassenlose Gesellschaft, die Umwelt, Tierrechte, Feminismus und Queers. Wir ermutigen alle Gruppen, Organisationen, Kollektive und Individuen während des Camps dezentrale Aktionen durchzuführen und auf jede denkbare andere Weise gegen die herrschende Migrationspolitik vorzugehen!
Wie könnt ihr das Camp unterstützen?
Ein selbstverwaltetes Camp wird das, was alle daraus machen. Alle sind eingeladen, an seiner Gestaltung teilzunehmen!
- Du kannst dich an der Organisierung des Camps beteiligen, indem du dich einer der Arbeitsgruppen anschließt (Logistik, Mobilisierung, Medien, Programm, Demonstration 17. Juni, Übersetzung, Sanitätsdienst, Rechtshilfe, Website, Grafik usw.)
- Ihr könnt einen Workshop, Filmvorführung, Vorlesung oder ähnliches zu Migration und Grenzpolitik vorschlagen.
- Ihr könnt mobilisieren, Abschiebungen blockieren, zum Camp kommen, an der Massendemonstration teilnehmen, Menschen in Abschiebehaftanstalten besuchen und auf andere Weise gegen die Deportationsmaschine vorgehen.
- Ihr könnt eine Solidaritätsveranstaltung (Fest, Konzert oder anderes) organisieren.
- Ihr könnt dabei helfen, geeignete Orte für das Camp und andere Aktivitäten zu finden.
- Ihr könnt uns mit Geld, Fähigkeiten und Materialien unterstützen.
- Ihr könnt uns Dinge leihen, die wir benötigen: große Zelte, Lieferwägen, Baumaterialien und anderes.
Contact: info (at) noborderstockholm.org
http://www.noborderstockholm.org
Konto (PostGiro): 62 88 02 - 1
IBAN: SE49 9500 0099 6042 0628 8021
BIC (Swift): NDEASESS