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[ 13. Jul 2012 ]

Seestadt Aspern gegen Wagenplatz

Wagenplatz Wien

Presse- aussendung des "Wagenplatz Ausschußware" zur Besetzung von öffentlichem Parkraum bei der zukünftigen "Seestadt Aspern", dem großen Stadtentwicklungsgebiet im Nord-Osten Wiens. Ab Freitag, 13.07.2012, wird dort eine mehrtägige Kundgebung für die Entstehung neuer Wagenplätze abgehalten.

 

Presseaussendung der "Wiener Gänseblümchen" bzw. des "Wagenplatz Ausschußware"


Seestadt Aspern verweigert WagenplatzbewohnerInnen temporäre Nutzung von riesigen Brachflächen

Wir, die "Wiener Gänseblümchen" bzw. der "Wagenplatz Ausschußware" alias "Trailer Park Broken Heart" sind eine Gruppe von 7-10 Personen, denen es äußerst schwer gemacht wird, ein Grundstück zu nutzen, um unser Lebenkonzept, gemeinschaftlich in Wagen zu leben, auszuprobieren und weiterzuentwickeln.

Wir befinden uns auf einem Parkstreifen im Westen der künftigen Seestadt Aspern und warten seit eineinhalb Wochen auf eine Zusage, ein Grundstück auf dem Stadtentwicklungsgebiet, zumindest vorrübergehend, besiedeln zu können. Nun wurden die Gespräche seitens der Asperner Verwertungsgesellschaft "3420" abgebrochen. Darüber hinaus wurde uns von dieser Gesellschaft eine Räumung vom Parkstreifen angekündigt, falls wir diesen nicht bis Montag Mittag verließen.

In der Seestadt Aspern allein stehen insgesamt 240 Hektar (Zwei Millionenvierhunderttausend Quadratmeter) Land zur Verfügung, auf nur einem Bruchteil finden derzeit Bautätigkeiten statt. Die Seestadt bewirbt sich mit Zwischennutzung und Aspern-Publik, und hat den Wagenplätzen in der Vergangenheit schon mehrmals einen Platz angeboten. Trotzdem möchte der Betreiber uns, jetzt wo wir ihn bräuchten, aus "Sicherheitsbedenken" keinen Grund weder kurz- (2-3 Monate) noch längerfristig (2-3 Jahre) zur Verfügung stellen. Im Gegenteil, er fordert uns auf, von der öffentlichen Straße in der Nähe seines Grundstücks zu verschwinden. Unserer Gruppe schlagen Vorurteile entgegen, wie sie Roma, fahrende Völker und andere Reisende seit jeher erfahren. Während jede/jeder sesshafte Bauer/Bäuerin abgerissene/marode Schuppen in Benutzung hat, werden bei den WagenbewohnerInnen alte Wagen zu Dreckskübeln stilisiert, Brennholzhaufen als chaotische Zustände beschrieben und gelagertes Baumaterial und zugehörige Baustellen als untragbar bezeichnet. Dieses Image kann die neue Stadt nicht gebrauchen und deshalb werden Sicherheitsbedenken vorgeschoben warum uns eine temporäre Nutzung jetzt plötzlich verweigert wird.

Zwischennutzung von ungenutzten Flächen muss nicht so schwer sein und nur weil Menschen in Wagen leben gefährden sie weder Recht noch Ordnung. Vielmehr geben die zwei bestehenden und der sich kürzlich gebildete 3. Wagenplatz vielen Menschen einen Ort der Inspiration, des Lernens durch soziale Interaktion, Beobachtung und Ausprobierens. Als öffentlicher Raum bieten Wagenplätze anderen Personen einen Platz zum partizipieren, Anteil zu nehmen oder um Hilfe und Gastfreundschaft zu empfangen.

1. Wir fordern alle verantwortlichen Personen der MA 18, der 3420, der Bezirksvorstehung und der Grünen auf, sich mit uns an einen Tisch zu setzten und eine zufriedenstellende und tragfähige Lösung für dieses hochgespielte Problem zu finden.
2. Für den Zeitraum der Verhandlungen fordern wir einen geeigneten Grund in der Nähe unseres jetzigen Standortes, damit wir unserem normalen Leben weitestmöglich nachgehen können und weiter am Aufbau unserer Infrastruktur tätig sein können.
3. Über Solidaritätsbekundungen von Privatpersonen, Institutionen, Vereinen oder Personen der Öffentlichkeit freuen wir uns sehr und nehmen auch alternative Grundstücksangebote dankend entgegen.

Zwischennutzung muß niederschwellig möglich sein, Zwischennutzung schafft viele positive Synergieeffekte und Zwischennutzung macht eine Stadt lebenswerter!

Kundgebung in der Johann-Kutschera-Gasse in der Höhe der Bernadiner-Allee am Freitag dem 13. Juli ab 17.00 Uhr.

Rückfragen gerne per E-Mail einstweilen unter hafenstrasze (at) wagenplatz.at


Nachlese - bisherige Situation

I. Akt: Von seiten der MA 18 wurde uns vorvergangenen Montag angekündigt, dass ein OK seitens der Planungsstadträtin Maria Vassilakou für die Besiedlung einer Parzelle auf dem Flugfeld Aspern vorhanden wäre und ein OK seitens der Liegenschaftsentwicklung "3420" in Aussicht stünde, weshalb wir vorerst in die Johann-Kutschera-Gasse übersiedelt sind und seither vor dem Tor des Flugfelds auf Einlass warten.

II. Akt: Von seiten der KulturmanagerInnen für das Projekt Seestadt Aspern, sowie der 3420-Gesellschaft wurde uns eine Aufnahme auf das Flugfeld in den Raum gestellt, Doch wollte zuerst offenbar der Bezirksvorsteher Norbert Scheed mit Nachdruck keinen weiteren Wagenplatz im 22. Bezirk haben. Da angeblich das Projekt Seestadt Aspern in schwieriger Beziehung mit dem Bezirk stünde, hieß es von seiten der 3420-Gesellschaft, dass sie die Gesprächsbasis mit dem Bezirk nicht platzen lassen wollen

III. Akt: Wir haben mehrfach versucht Kontakt mit dem Bezirksvorsteher Scheed aufzunehmen, dieser ging just diese Tage in Urlaub und so konnte wenigstens Kontakt mit seinem Büroleiter aufgenommen werden. Dieser setzte sich mit diesem mit unserer Anfrage in Verbindung und teilte uns diese Woche mit, dass der Bezirksvorsteher unser Anliegen erst bearbeiten kann, wenn der Liegenschaftseigentümer (3420 ist gemeint) ein schriftliches Einverständnis zur Aufnahme unseres Projektes abgibt. Dieser wiederum erwartet sich ein schriftliches OK von seiten der Bezirksvorstehung - keine der beiden Seiten will also den ersten Schritt setzen.

IV. Akt: Heute erreichte uns eine Stellungnahme der 3420, in welcher das gesamte Grundstück als nicht sicher bezeichnet wurde und deswegen uns keine Fläche zur Verfügung gestellt werden kann und wir den benachbarten Parkstreifen bis Montag 16.07 12.00 zu räumen hätten.