Flüchtlinge aus der EASt Traiskirchen demonstrierten am 24. November 2012 den 35 km langen Weg von Traiskirchen nach Wien. Im Sigmund-Freud-Park wurde ein Protestcamp errichtet.
Mit zwei Stunden Verspätung ist am Samstag, 24. November die Demonstration der Geflüchteten von Traiskirchen nach Wien um ca. 11 Uhr losgezogen. Kurz nach 18 Uhr erreichte der mit Unterstützer_innen inzwischen auf mehr als 300 Teilnehmer_innen angewachsene Protestzug den Asylgerichtshof in Wien, wo er von rund 300 weiteren solidarischen Personen bereits erwartet und willkommen geheißen wurde. Gemeinsam wurde dann zum bereits den ganzen Tag vorbereiteten Refugee-Camp im Sigmund-Freud-Park gezogen. Kurz vor dem Ziel schlossen auch noch Teilnehmer_innen einer antifaschistischen Kundgebung gegen einen Kommers deutschnationaler Burschenschaften im Rathaus dem Marsch der Geflüchteten an.
Verzögerungen gab es am Morgen, nachdem die Asylwerber_innen einige Zeit am Verlassen des Lagers gehindert worden waren. Die Behörden dementierten freilich die ihnen vorgeworfene Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Anderen Informationen nach soll es Interventionen des Innenministeriums bedurft haben, dass die Lagerleitung den Asylwerber_innen nun doch erlaubt, an der Demo teilzunehmen.
Freitag hatten die Behörden kurzfristig für Samstagvormittag eine sogenannte Standeskontrolle im Lager Traiskirchen angekündigt. Wer nicht angetroffen werde, werde abgemeldet und aus der Bundesbetreuung ausgeschlossen, wurde gedroht. Die nächste derartige Kontrolle wurde mittlerweile für morgen Sonntag angekündigt.
Insgesamt nahmen an der Demonstration in Traiskirchen ca 250–300 Personen teil, darunter rund 150 Asylwerber_innen aus der Betreuungsstelle Traiskirchen. Ursprünglich wollten weit mehr Geflüchtete teilnehmen. Viele fühlten sich letztlich jedoch durch Drohungen, bei Abwesenheit aus der Bundesbetreuung ausgeschlossen zu werden, zu sehr eingeschüchtert. Einzelnen soll wegen unzureichender Kleidung oder schlechtem Schuhwerk das Verlassen des Lagers verboten worden sein. Nach Guntramsdorf fiel die Teilnehmer_innenzahl unter 200. Je näher die Demo Wien kam, umso mehr Demonstrant_innen wurden es wieder. Aus Vösendorf wurden 350 Teilnehmer_innen gemeldet.
Der Marsch selbst verlief abgesehen von einzelnen rassistischen Provokationen durch Passant_innen und polizeilichen Eskalierungsversuchen in Wien – hier wurde der Marsch immer wieder durch Polizeiketten ohne ersichtlichen Grund längere Zeit aufgehalten – problemlos. Immer wieder, sogar in Wien, wurden die Teilnehmer_innen mit Applaus von Passant_innen begrüßt.
Für Verunsicherung sorgte die Ankündigung einer neuerlichen Standeskontrolle mit Anwesenheitspflicht am Sonntagmorgen, und einer weiteren sogar noch am Samstag um 21.00 Uhr. Nach Intervention der Grünen ließ das Innenministerium ausrichten, dass zumindest am Samstagabend keine mehr stattfinden werde.
Für jene Asylwerber_innen, die zurück nach Traiskirchen wollten, wurde ein Bus organisiert. Die meisten entschlossen sich, trotz aller Verunsicherung und Gefahren im Refugee-Camp im Sigmund-Freud-Platz zu bleiben.
Das Refugeecamp im Sigmund-Freud-Park braucht Unterstützung: Wenn möglich, bitte Zeit nehmen, hinkommen und am besten bleiben.
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