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[ 31. Jan 2013 ]

130 Flüchtlinge harren in Amsterdamer Kirche aus

Protest in der Vluchtkerk in Osdorp, Amsterdam, Jänner 2013.

AMSTERDAM - Weltstadt - Das andere Gesicht. Man muss sich in die Fluchtge- schichte der Menschen einfühlen können, die es geschafft haben, sich auf dem Kontinent EUROPA wiederzufinden. Menschen fliehen nicht ohne Grund. Menschen fliehen aus politischen oder ökonomischen Gründen in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

 

Man muss sich weiter hineinversetzen können, welche finanziellen Mittel sie für Fluchthelfer_innen aufbringen mussten und mit welchen Ängsten und Zweifeln sie während ihrer Flucht konfrontiert wurden. Jede Fluchtgeschichte ist anders, auch die Gründe, warum sie ihr Heimatland nur unter diesen schwierigen Umständen verlassen konnten. Heutzutage kann man den vielfältigen Medien entnehmen, wie es um die politische und ökonomische Lage in den jeweiligen Herkunftsländern der Flüchtlinge gestellt ist. Man kann den Medien auch entnehmen, mit welchem Interesse die jeweiligen Politiker_innen der Armutsländer mit den Politiker_innenn der sogenannten westlichen Welt zusammenarbeiten wollen. Sicher nicht, um den Menschen vor Ort in dem Armutsland zu helfen. Hat es sich nicht seit Jahrtausenden gezeigt, dass die Völkerwanderung die Menschen an die Orte zieht, wo sie ein besseres Leben haben?

130 Flüchtlinge in Amsterdam (Vluchtkerk). Alle leben ohne Papiere in Amsterdam, weil ihre Asylgründe nicht anerkannt wurden. Auf einmal standen sie alle auf der Straße, ohne Unterkunft, ohne Essen, nur die Kleidung auf ihrem Leib. Immer die Angst im Nacken, dass die Polizei kommt, sie mit zum Flughafen nimmt und in ihr Heimatland zurückschickt.

In Osdorp/Amsterdam haben holländische NGO's und andere es erreicht, dass die Flüchtlinge eine Unterkunft und Schutz in einem Zelt Camp bekamen. Von Oktober bis November 2012, siehe :: Zeltcamp in der Fluchtkirche. Fürsorglich wurden und werden sie bis heute von vielen kirchlichen Organisationen, NGO's und anderen Individuals unterstützt. Die Flüchtlinge haben ein Komitee gebildet, das ihre gemeinsamen Interessen solidarisch nach außen vertritt. Der Winter nahte und die einzige Möglichkeit, den Menschen gemeinsam Schutz zu geben war, dass eine - seit vielen Jahren leer stehende Kirche -, die St. Joseph church (Vluchtkerk) Erik de Roodestraat 14-16 in Amsterdam (Bos en Lomer) besetzt wurde.

Seit dem 30. November 2012 waren viele Menschen damit beschäftigt, in den Nischen der Kirche Schlafräume zu schaffen, Elektrizität zu installieren, Kochgelegenheiten zu installieren, Betten, Matratzen und warme Kleidung zu besorgen. Auch ist für das tägliche Essen gesorgt. Ebenfalls stehen jeden Tag Freiwillige zur Verfügung, die den Eingang der Kirche bewachen, um die Menschen vor irgendwelchen Überfällen von Polizei oder Rechtsradikalen zu schützen (siehe :: Bericht aus der Fluchtkirche, :: Filmbericht Youtube, :: Homepage Fluchtkirche)).

Winter 2012 / Januar 2013. Unsere Besuche in Absprache mit den Flüchtlingen in der Flucht Kirche hinterlassen grausame Gefühle. Es ist kalt, bitterkalt. Minus 5 Grad - und in der Nacht bis Minus 10 Grad. Fast jeder ist krank und hat einen grippalen Infekt. Das versprüht sich leicht, zum Beispiel in dem ca. 20 qm Raum, wo 13 Frauen Bett an Bett schlafen. Auch die hygienischen Zustände in den Sanitärräumen lassen nur erahnen, welche Keimzellen sich bilden können und verbreitet werden (4 Toiletten, 4 Duschen für ca. 80 Männer; für ca. 30 Frauen gibt es 1 Toilette und 1 Dusche). Manche Frauen liegen den ganzen Tag im Bett weil es kalt ist, bitterkalt. Oder einige werden getröstet, wenn sie ihren Kopf in den Händen gesenkt, vor sich hin weinen.

Ist es nicht skandalös für ein "reiches" Land wie die Niederlande, das die universalen Menschenrechte 1948 mit unterzeichnet hat, die Präambel aber einfach ignoriert? Ein "reiches" Land wie die Niederlande setzt die Menschen auf die Straße, ohne Essen, Unterkunft und Kleidung. So ist es für die Polizei leichter, wenn sie auf Hetzjagd geht, um Menschen ohne Papiere einzufangen.

Am Beispiel VLUCHTKERK und vielen anderen Aktionen in Europa muss sich jede Regierung der Abschottungspolitik im Klaren sein, dass es in ganz Europa Gruppen in der eigenen Bevölkerung gibt, die sich den Flüchtlingen zuwenden: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Wie damals in der Nazizeit sind diese Gruppen notwendig, um Menschenleben zu schützen. DAMALS. Durch den selbstlosen und auch riskanten Einsatz verhalfen damals individuelle Menschen in vielfältiger Weise, dass die Juden nicht durch den Regierungsterror von Hitler ums Leben gebracht wurden. DAMALS.

Heute, im 21 Jahrhundert, sollte man meinen, dass es in den demokratisch gewählten Ländern in Europa keine Hetzjagden mehr auf Menschen gibt. Doch seit Jahrzehnten setzen sich NGO's und andere individuelle Menschen dafür ein, um die Flüchtlinge in Europa vor der rigiden Abschottungs- und Ausgrenzungspolitik zu schützen. Durch die unermüdlichen Einsätze der NGO's und anderer konnten unzählige Menschenleben 'gerettet' werden.

Wo hat die Europa Politik dazugelernt? Rühmen sie sich damit, dass die Entwicklungsgelder in die weit entfernten armen Länder fließen, wo sie letztendlich doch in die Hände der korrupten Politiker landen. Rühmen sich die Europäischen Regierungen doch damit, dass sie die GEBERSTAATEN sind, wenn es um humanitäre Hilfe geht. Doch in Europa schaffen sie Gesetze für Flüchtlinge, die, wenn sie sich in Europa registrieren, eigentlich schon Formular zur Ausweisung mit unterschreiben könnten.

Europa - Befürworter der Abschottungspolitik - hat nichts dazu gelernt wenn es um den Schutz der Flüchtlinge in Europa geht.

Müssen sich die Politiker_innen nicht fragen, warum es so viele NGOs und andere Institutionen, Organisationen und individuelle Menschen in ihrem eigenen Land gibt, die sich gegen ihre Abschottungspolitik wehren? Ist es nicht beschämend, dass wir in Europa des 21. Jahrhunderts wieder Menschen verstecken, oder ihnen anderweitig Hilfe Schutz geben müssen? Können sich die Europa Politiker des 21 Jahrhunderts vorstellen, dass diese "Europa NGO's u. a." nur deshalb in EUROPA notwendig sind, weil diese - wie in Terrorstaaten - ein Korrektiv zur Regierung sind, um Schlimmeres zu verhindern?

Wie in der VLUCHTKERK Amsterdam /Niederlande stellen sich die NGO's u. a. der menschenverachtenden und menschenunwürdigen Politik entgegen, siehe :: Bericht auf bbc.co.uk.

Wir kämpfen solidarisch mit dem Komitee der Flüchtlinge in der VLUCHTKERK und allen anderen Gruppen, dass Niederland eine positive Lösung findet.


For more information :: devluchtkerk.nl (Die Flüchtlingskirche)

Verein Menschlichkeit e. V. - humanity - e-mail: humanityfirst (at) hotmail.com

Solidaritätsschreiben an das Komitee in der VLUCHTKERK erwünscht:

Committee Mr. Ahmed
St. Josephkerk
Erik de Roodestraat 16
1056 AM Amsterdam, Niederlande

Artikel von Regina Andresen, bearbeitet übernommen vom Flüchtlingsrat Niedersachsen, :: nds-fluerat.org, 30. Jan 2013.