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[ 23. Jul 2003 ]

Schwere Vorwürfe gegen Polizei und Rettung nach dem Tod von Seibane Wague

Nach dem Tod von Seibane Wague im Wiener Afrika-Kulturdorf im Stadtpark am 15.7. sind schwere Vorwürfe gegen Polizei und Rettung aufgetaucht.

 

Das Ergebnis der Obduktion von Seibane Wague aus Mauretanien, der am 15. Juli 2003 im Zuge eines Polizeieinsatzes gestorben war, lautet wenig aussagekräftig auf "Herztod". Polizei und Gericht haben sich vorläufig auf diese Sprachregelung geeinigt. Warum, begründete Karlheinz Ruisz vom Wiener Kriminalkommissariat Zentrum-Ost am Freitag, 18.7. so: "Ein schriftlicher Obduktionsbericht liegt noch nicht vor, Folgeuntersuchungen werden laut Gerichtsmedizin noch zwei Wochen dauern."

Nach dem Tod des 33-jährigen Seibane Wague im Wiener Afrika-Kulturdorf im Stadtpark sind auch schwere Vorwürfe gegen die Rettung aufgetaucht. Auf einem Video, das der Stadtzeitung "Falter" vorliegt, sei klar zu sehen, dass der Mann bereits mindestens fünf Minuten regungslos am Boden gelegen ist, bevor er in den Rettungswagen transferiert wurde. Die an dem Einsatz beteiligten Personen hätten keinerlei Erste-Hilfe-maßnahmen gesetzt.

Die Beschuldigten - die selber angaben, erst im Wagen mit der Reanimation begonnen zu haben - wurden am Freitag, 18. Juli, vom Dienst suspendiert.

Das sechsminütige Video zeigt dem "Falter" zufolge erschütternde Szenen:

Die Sanitäter seien mit beiden Beinen auf dem Mann gestanden, der zuständige Arzt habe das Geschehen teilnahmslos "mit den Händen in den Taschen" verfolgt. "Später ist er ihnen sogar von der Tragbahre gefallen", berichtete ein Redakteur der Zeitung.

Die gerichtsmedizinischen Folgeuntersuchung soll nun klären: Kann das verabreichte Neurolepticum Haldol in Verbindung mit der Herzerkrankung den Tod verursacht haben? Hat alles zusammen tödlichen Stress verursacht? Untersucht soll auch werden, ob Seibane Wague unter Drogeneinfluss stand.

Nach Zeugenaussagen wurde Seibane Wague außerdem bei seiner Verhaftung von BeamtInnen der Polizei massiv auf den Hinterkopf geschlagen. Diese Vorwürfe werden vorerst polizeiintern untersucht, die Staatsanwaltschaft erwartet eine Sachverhaltsdarstellung.

Der Chefarzt der Wiener Rettung, Dr. Alfred Kaff hat aufgrund von Ungereimtheiten und Widersprüchen in den Aussagen der am Einsatz beteiligten Personen Konsequenzen gezogen. Bis zur Aufklärung des Vorfalls werden die betroffenen MitarbeiterInnen vom Dienst frei gestellt. Auf Grund des derzeit vorliegenden Informationsstandes wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und eine magistratsinterne Überprüfung eingeleitet.

Auch bezüglich des Todes von Marcus Omofuma hatte die Wiener Gerichtsmedizin als mögliche Todesursache Herzversagen festgestellt. Ein deutscher Gutachter kam allerdings zu dem Ergebnis, dass der Mann aus Nigeria erstickt sei. Omofuma war am 1. Mai 1999 während seiner Abschiebung verstorben, nachdem er von drei Polizisten gefesselt und geknebelt worden war. Die Beamten wurden im April 2002 zu je acht Monaten bedingter Haft wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.