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[ 09. Mar 2013 ]

Black Community: Entsetzen und Zorn nach Fehlurteil gegen rassistischen Gewalttäter!

Tatort U Bahn Station Taborstraße

Einmal mehr wurde die Black Community vom österreichischen Justizsystem bitter enttäuscht: Das Urteil im Verfahren gegen den Gewalttäter, der eine schwarze Frau vor die U-Bahn gestossen hatte, lautet 12 Monate bedingt.

 

Presseaussendung der :: Black Community Vienna vom 08.03.2013


Fassungslosigkeit herrscht in der Wiener Black Community
nach dem gestrigen Fehlurteil am Wiener Landesgericht. Eine Frau wird
vor die U-Bahn gestoßen, wird fast von der U-Bahn überfahren und der
rassistische Gewalttäter erhält nur 12 Monate bedingte Haft! Für die
Betroffenen und viele Angehörige ist klar: In diesem Prozess hat die
Hautfarbe eine entscheidende Rolle gespielt. Gerechtigkeit gibt es
für Menschen mit afrikanischen Wurzeln in diesem Justizsystem nicht.

Während Polizei und Justiz Menschen mit afrikanischen Wurzeln bei
jeder Kleinigkeit die volle Härte des Gesetzes spüren lassen, werden
rassistische Gewalttäter mit Samthandschuhen angefasst. Typisch dafür
war der Aufmarsch der Polizeieinheit WEGA während des Prozesses um
die Black Community einzuschüchtern. Während drinnen der rassistische
Gewalttäter mit Samthandschuhen angefasst wurde, kam es vor dem
Gerichtsaal zur Verhaftung eines schwarzen Aktivisten weil dieser
gegen das Skandalurteil protestierte.

Nyherovwo Erhema ist Vorsitzender der Niger-Delta Initiative Austria,
in seinem Verein sind viele Menschen aus Afrika aktiv. Er hat den
Prozess beobachtet und bringt die Stimmung auf den Punkt: 'Zuerst
wurde der rassistische Gewalttäter von der U2-Station Taborstraße
nicht wegen versuchten Mordes angeklagt und dann noch ein extrem
mildes Urteil? Gibt es für uns keine Gerechtigkeit?'. Auch der
Verlauf des Prozesses hat viele erschüttert. Ein Angehöriger des
Opfers berichtet: 'Die Stimmung im Gerichtssaal war von
Respektlosigkeit geprägt. Das Opfer ist immer noch schwer verletzt,
traumatisiert und wurde von der Richterin mehrmals schroff
unterbrochen. Justizangestellte telefonierten während des Prozesses
und das Opfer wurde wie ein kleines Kind behandelt. Wir alle haben
den Eindruck, dass das österreichische Justizsystem zutiefst
rassistisch ist'

Die schwarze Gemeinde Wiens wird dieses Urteil nicht tatenlos
hinnehmen. 'Viele von uns mussten vor Diktatur und Bürgerkrieg
fliehen, wir gehen arbeiten, haben Familien und viele von uns sind
bereits österreichische StaatsbürgerInnen. Dieses Justizsystem wird
auch durch unsere Steuergelder finanziert und eine solche Behandlung
lassen wir uns nicht gefallen. Protestaktionen sind geplant' so
Obmann Erhema abschliessend.