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[ 27. Sep 2015 ]

Eingreifen des Militärs in Opatovac beendet internationalen Hilfseinsatz

Die mobile Küche in Opatovac - vor dem Ende des Hilfseinsatzes vor Ort

Mitteilung vom 25. Sep 2015 und Updates. Militär verhindert Arbeit von Helfer_innen im Flüchtlingslager Opatovac, Notversorgung sollen sie trotzdem leisten, doch sie beenden ihren Einsatz vor Ort. Die Repression gegen Helfer_innen nimmt zu.

 

25. September 2015: Am Freitagabend vertrieb das kroatische Militär auf Anordnung von Innenminister Ranko Osojic NGOs und andere Freiwillige, die seit Tagen als Einzige die Tausenden im kroatischen Transitlager Opatovac ankommende Flüchtlinge mit warmem Essen, Wasser, Kleidung und Medikamenten versorgten (mehr dazu in der Pressemitteilung weiter unten).

26. September 2015: Die Mobile Küche (:: Soliconvoy) in Opatovac beendete ihren Einsatz. Dafür gab es mehrere Gründe: 1. Die Helfer_innen wollen sich nicht zu Erfüllungsgehilf_innen des Militärs machen. 2. Die Menschen, die ankommen wurden bereits in Bapska mit einer warmen Mahlzeit versorgt. 3. An die Menschen, die hier im Lager sitzen, ist kein direktes Rankommen mehr möglich, obwohl diese die Versorgung bräuchten.

26./27. Septebmer 2015: Die Mobile Küche machte sich auf den Weg, um einen neuen Einsatzort zu suchen und machte sich auf den Weg Richtung Botov. In der Nacht auf 27. September fuhren sie hinter einem Konvoi von 20 Bussen, voll mit Geflüchteten. Diese Busse wurden nach Barcs gebracht, wo ein Zug wartete, um die Leute nach Ungarn zu bringen.

27. Septebmer 2015: Am Sonntag Morgen konrollierte die Polizei den Soliconvoi und wollte ihn in der Folge aus dem Land eskortieren. Nach einiger Zeit ist klar, dass der Soliconvoi zwar Botovo verlassen muss, aber weiter in Kroation bleiben kann.

bordermonitoring.eu berichtete im :: Liveticker für Unterstützer_innen, dass sie mehrere Berichte erhielten, wonach die Polizei in Kroatien die freiwilligen (internationalen) Unterstützenden nun mehr kontrolliert als in den Tagen zuvor. Ein Hinweis darauf, dass die Behörden versuchen, die Bewegungsfreiheit der Migrant_innen und Flüchtlinge einzuschränken - und wohl keine (internationalen) Beobachter_innen dabei haben wollen. In den vergangen Wochen wurden immer wieder massive rassistische, gewalttätige Übergriffe durch Polizei und Militär beobachtet und dokumentiert.


Kroatiens humanitäre Katastrophe - Pressemitteilung vom 25. Sep 2015


Militär verhindert Arbeit von internationalen HelferInnen im Flüchtlingslager Opatovac, Notversorgung sollen sie trotzdem leisten.

Am frühen Freitagabend (25.09.15) vertrieb das kroatische Militär auf Anordnung des Innenministers Ranko Osojic NGOs und andere Freiwillige, die seit Tagen als Einzige die Tausenden im kroatischen Transitlager Opatovac ankommende Flüchtlinge mit warmem Essen, Wasser, Kleidung und Medikamenten versorgten. Unter Androhung von Gewalt und Strafe zwang das Militär sie, ihre Zelte an einem etwa einen Kilometer vom Lager entfernten Platz aufzubauen und verweigerte ihnen jeglichen Zugang zu den Geflüchteten. Viele reisten daraufhin ab, weil sie vor Ort nichts mehr tun konnten.

Noch am selben Abend, um etwa 21 Uhr forderten der Polizeichef und das kroatische Rote Kreuz die etwa 10 verbliebenen HelferInnen dann überraschend dazu auf, nun doch wieder zu kochen und in ihrem Zelt für die Versorgung der 4000 Geflüchteten im Lager zu sorgen. Heute und morgen erwarte man zudem insgesamt 10.000 Geflüchtete; neu Angekommene sollen in einer Art Schneise erst an dem Küchenzelt der UnterstützerInnen vorbei geleitet werden, dort etwas zu essen bekommen und dann erst ins Lager kommen. Der Zugang zum Lager bleibt für die Freiwilligen weiterhin gesperrt.

Die Versorgung der Geflüchteten im Lager war schon länger nicht mehr sicher gestellt, viele haben seit Tagen nichts mehr gegessen.

Insgesamt waren etwa zehn Nichtregierungsorganisationen und zahlreiche unabhängige Freiwillige vor Ort gewesen, darunter Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen, sowie zwei mobile Küchen. Während die ankommenden Geflüchteten vor dem Lager bei starkem Regen und Kälte in langen Schlangen stehen mussten, konnten sie durch die Helfenden mit warmem Essen, Wasser, Kleidung, Decken und Medikamenten versorgt werden. Militär, Polizei und das offiziell tätige Rote Kreuz verweigerten jedoch den Helfenden seit Tagen den Zutritt zum Lager. Deshalb hatten NGOs und Freiwillige ihre eigenen Zelte in der Nähe des Eingangs zum Lager aufgebaut. Diese Zelte mussten heute (Freitag) unter Androhung von Gewalt durch das Militär geräumt werden.

Seit Tagen war die humanitäre Versorgung der ankommenden Geflüchteten in Kroatien zu großen Teilen von NGOs und unabhängigen Unterstützenden geleistet worden. Nachdem Serbien und Kroatien nach schweren diplomatischen Konflikten in der Nacht zum Freitag offenbar für einige Stunden die Grenze geöffnet hatten, kamen in der Nacht mehr als 4000 Menschen im kroatischen Transitlager Opatovac an. Als Nahrung und Wasser daraufhin im Lager knapp wurden, wurde den internationalen HelferInnen kurzzeitig der Zutritt gestattet. Am Donnerstag entschuldigte sich der Leiter des kroatischen Roten Kreuzes für die katastrophale Situation und dankte den Freiwilligen für ihre Arbeit.

Durch das Eingreifen des Militärs am Freitag ist diese Arbeit erschwert worden bzw. unmöglich geworden.

Noch immer kommen täglich tausende Menschen in das Lager Opatovac, in dem sie laut offiziellen Angaben höchstens 36 Stunden bleiben sollen. Danach werden sie meist mit Bussen an die ungarische Grenze gefahren, wo sie erneut sich selbst überlassen sind. Die Situation in den ungarischen Grenzorten Beremend und Hegyeshalom spitzt sich laut Angaben der internationalen Hilfskräfte ebenfalls zu. Es fehlt an Wasser, Essen und Regenkleidung. Die Vervollständigung des Grenzzaunes zwischen Ungarn und Kroatien wird diese Situation noch weiter verschärfen. Dann könnte für bis zu 10.000 Menschen Kroatien zur Sackgasse auf dem Weg in einen sicheren Zufluchtsort werden.

Tausende Geflüchtete wählten in den vergangenen Tagen den Weg von Serbien über Kroatien nach Ungarn, nachdem Ungarn vor etwa einer Woche seinen Grenzzaun zu Serbien fertiggestellt hatte, und mit militärischen Mitteln die Geflüchteten am Grenzübertritt hindert.

Aktuelle Infos auf :: balkanroute.bordermonitoring.eu und :: Twitter soliconvoy.