Am Freitag, 16. Oct 2015 um 24 Uhr machte die ungarische Regierung ernst und setzte die Ankündigung durch als erstes Land eine EU Binnengrenze zu schließen.
Die 300 km lange grüne Grenzen wurde im Ort Zákány, über den seit mehren Wochen täglich tausende Menschen nach Ungarn einreisten, dicht gemacht. Der letzte Zug der abfuhr war deutlich länger als sonst ohne dabei mit mehr Menschen gefüllt zu sein. Dies bezweckte wohl der anwesenden Presse die erwarteten Bilder zu liefern.
Vor der Grenzschließung war die Situation folgende: Die Menschen wurden aus Tovarnik mit Zügen zur ungarischen Grenze gebracht, überquerten diese zu Fuß (auf kroatischer Seite auf einer extra angelegten Schotterpiste, auf ungarischer Seite ca. 500 Meter über einer Schlammpiste) und wurden dann, unter Aufsicht eines massiven Polizei sowie Soldatenaufgebots in eine Zug verfrachtet, der sie nach Hegyeshalom/Nickelsdorf brachte (1400 pro Zug, mehrere Züge am Tag). Den Unterstützer_innen wurde kurz vor der Abfahrt die Möglichkeit gegeben, den Menschen Essen und Wasser in den Zug zu reichen. Oft konnten nicht alle Menschen adäquat versorgt werden, die Unterstützer_innen bekamen nur wenig Schlaf. Anwesend war eine ungarische Unterstützer_innengruppe (SOS Budapest – Bamako) sowie eine internationale, antiautoritäre und selbstorganisierte Gruppe mit einer Küche von Food for Action aus Berlin. Auch das Rote Kreuz und Leute vom UNHCR waren anwesend. Die Helfer_innen die zu keiner NGO gehörten beklagten sich oft über diese. So schien es dem Roten Kreuz vorrangig darum zu gehen, sich den Medien positiv zu präsentieren, anstatt wirklich die optimal Hilfe für die Menschen zu gewährleisten oder mit den anderen Gruppen zu kooperieren. Wie ein_e Unterstützer_in es gut ausdrückte: "Sie sollten den Menschen helfen anstatt irgendeinen komischen Wettbewerb mit uns zu führen." Zur Untätigkeit der NGOs siehe diesen lesenswerten Bericht :: Wann schaut die Welt auf diesen Ort? - Bericht aus #Presevo (Serbien).
Nachdem die Grenze geschlossen wurde scheint es nun so, dass die Menschen aus Tovarnik per Zug ins kroatische Čakovec gebracht werden, von wo sie in Bussen den Weg zu verschieden Orten an der slowenischen Grenze zurücklegen um dann auf slowenischer Seite registriert zu werden. Danach werden Sie wieder mit Bussen an die österreichische Grenze gebracht. Die Unterstützer_innen aus Zákány, die sich am Samstag zu Orten Čakovec und Petišovci aufmachten mussten erfahren, dass sie und ihre Küche an beiden Orten nicht erwünscht seien. Allerdings nicht weil die Menschen bereits gut versorgt würden, sondern völlig grundlos. Auf Nachfrage im slowenischen Petišovci beim Roten Kreuz, ob es möglich sei während des zweistündigen Aufenthalts der Menschen für diese zu kochen, wurde dieser Vorschlag von einigen Mitarbeiter_innen des Roten Kreuzes zwar zunächst positiv aufgenommen, die befragte Chefin wiegelte dann aber mit einem strikten Nein ab, ohne vorher auch nur ein Wort mit den Unterstützer_innen zu wechseln. Schließlich wurde das Kochzelt einfach unbürokratisch in der Nähe aufgebaut und damit begonnen für die Menschen Essen zu zubereiten. Das ist die aktuelle Situation.
Mensch kann sagen, dass auf der gesamten Balkanroute immer Leute zum Helfen gebraucht werden. Fahrt hin und unterstützt die Menschen die vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Armut fliehen mussten - sowie die überlasteten Unterstützer_innen. Besonders knapp sind Plastikteller und Besteck. Solltet ihr etwas mitbringen wollen, kontaktiert aber am besten immer die Unterstützer_innen vor Ort.
Für weitere Informationen siehe :: Updates von den Grenzen - kommentierte Linkliste und Chronologie der Berichte auf no-racism.net.
Artikel von No Borders, zuerst veröffentlicht am 19. Oct 2015 auf :: linksunten.indymedia.org/de/node/156337, hier bearbeitet von no-racism.net.