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[ 16. Dec 2015 ]

Dänemark verletzt Menschenrechte! Fähren statt Grenzschikane!

Am 25. November 2015 kamen zwei Familien zum Infostand des nara [ki] - netzwerk antirassistische aktion Kiel, der seit Monaten Flüchtende am Kieler Hauptbahnhof informiert und versorgt. Dort berichteten von ihren Erlebnissen in Dänemark.

 

Die beiden Familien hatten versucht, auf der Flensburg-Dänemark-Route Schweden zu erreichen. Sie baten darum, ihren Berichtet von dem Horror, der ihnen in Dänemark widerfahren war zu verbreiten und zu veröffentlichen:


"Wir fuhren mit einem der Busse [die täglich mehrere hundert Flüchtende durch Dänemark nach Schweden bringen] von Flensburg aus. Direkt nach dem Überqueren der dänischen Grenze wurde unser Bus von der dänischen Polizei gestoppt. Die Polizisten sind in den Bus gekommen und haben immer wieder geschrien, wer Asyl in Dänemark beantragen wolle. Sie haben wiederholt damit gedroht, dass alle, die dies nicht wollten, ins Gefängnis kämen. Wir hatten aber alle das Ziel Schweden.
Alle Menschen ohne gültiges Reisedokument mussten dann aussteigen. Uns wurden alle Dokumente, Handys, Geld usw abgenommen und wir wurden gezwungen Fingerabdrücke abzugeben. Eine Frau weigerte sich, daraufhin wurde ihr Finger festgehalten, während die Abdrücke genommen wurden. Wir wurden [vermutlich in eine naheliegende Polizeiwache gebracht und dort] mit ca. 30-35 Menschen zusammen in eine etwa 3m x 1,5m große Zelle gesperrt. Es war so unglaublich eng, dass wir Angst hatten zu ersticken. Kein Fenster konnte geöffnet werden und wir erhielten nicht die Möglichkeit zu den Polizeibediensteten Kontakt aufzunehmen. Es waren auch viele Kinder, insbesondere 2 Säuglinge von 3 und 12 Monaten dabei. Der eine Säugling war sehr krank und hat sich immer wieder übergeben, dennoch hat die Mutter keinen Zugang zu Versorgung bekommen. Die Kinder haben ununterbrochen geschrien wie in Todesangst. In diesem Zustand mussten wir ungefähr 5 Stunden in der Zelle zusammengepfercht ausharren. Dann wurden wurden wir familienweise herausgeholt und interviewt.

Die Polizisten haben immer und immer wieder gesagt, wir sollen Asyl in Dänemark beantragen und wenn wir dies nicht täten, kämen wir für 2 Tage ins Gefängnis. Als alle interviewt waren, wurden die Familien getrennt. Die Frauen und Kinder wurden in eine Art Hotel mitten in einem Wald gebracht. Es war sehr unheimlich dort und sie wurden nicht informiert, was mit ihnen geschehen soll und wo ihre Männer hingebracht werden. Alle hatten große Angst und die Kinder haben noch immer ununterbrochen geschrien. Ihnen wurde dort Essen und andere Versorgung gebracht. Uns Männern wurde gesagt, wir würden in ein Hotel gebracht. Das Gebäude befand sich ca. 25km vor Kolding und es war in Wahrheit ein Gefängnis. Es gab metallene, verriegelte Türen und überall liefen Wächter herum. Bei der Aufnahme mussten wir uns komplett vor den Gefängnisbediensteten entkleiden und standen dort nackt vor ihnen. Es war sehr erniedrigend. Immerhin bekamen wir Brot. Am nächsten Tag mittags brachte man uns zurück zu unseren Frauen und Kindern. Wir bekamen unsere Wertsachen wieder. Dann wurden wir alle zusammen zurück zur deutschen Grenze gebracht und dort der Bundespolizei übergeben."


Eine der Familien hatte keine Pässe. Sie waren sehr eingeschüchtert und hätten sich nicht getraut, nochmal zu versuchen, Dänemark zu durchqueren. Ohne Pässe haben sie momentan keine Möglichkeit auf eine der sehr viel sicheren Fähren, die täglich von Kiel, Lübeck und Rostock direkt nach Schweden fahren, zu gelangen. Sie haben sich daraufhin gezwungener Maßen in Neumünster registrieren lassen, werden also in Deutschland bleiben und ihr Wunschziel Schweden, wo sie vermuteten, bessere Chancen auf Asyl zu haben, nie erreichen.

Die andere Familie hatte Pässe und konnte am nächsten Tag von Lübeck aus mit der Fähre nach Schweden gelangen. Sie haben dort Verwandte.

Artikel von nara [ki] - netzwerk antirassistische aktion kiel, zuerst veröffentlicht am 01. Dec 2015 auf :: linksunten.indymedia.org.