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[ 21. Jan 2016 ]

Situation auf Samos - Ferries not Frontex

Das Internierungs- und Abschiebelager auf Samos

Samos ist eine griechische Insel in der Aegaeis, nahe der türkischen Küste. An der schmalsten Stelle beträgt die Entfernung zur Türkei nur ca. 1,8 km. Hier kommen täglich durchschnittlich 300 Geflüchtete in Booten an. Von den Geflüchteten, die von der Türkei aus aufs Meer starten, kommen 12 % auf Samos an.

 

Die Registrierung und Einteilung der Menschen nach Nationalitäten erfolgt in einem Camp im Hafen der Stadt Samos. Je nachdem, welcher Nationalität zugewiesen, bleiben die Menschen im Hafen oder gehen in ein weiteres Camp oberhalb der Stadt. Dieses Camp ist in einem Knast, dessen Betrieb vorübergehend für die Unterbringung der Geflüchteten eingestellt wurde. Der Knast ist für maximal 250 Menschen ausgelegt, zwischenzeitlich werden hier jedoch über 1000 Menschen eingepfercht, die auf ihre Registrierungspapiere warten müssen.


Unwürdige Unterbringung


Die Situation der sanitären Anlagen, medizinischer Hilfe und Ernährung ist katastrophal. Wie überall in Griechenland wird die Versorgung in keinster Weise vom Staat oder der EU gewährleistet., sondern komplett von selbstorganisierten Strukturen und den Ärzten ohne Grenzen sowie einigen engagierten Einzelpersonen übernommen. Einige Menschen auf der Insel unterstützen mit Ess- und Sachspenden und Informieren regelmäßig über die Situation Geflüchteter (z.B. Samos chronicles :: samoschronicles.wordpress.com).


Die tagesfüllende Aufgabe - das Kochen


Das Essen für das untere Camp wird von der Open Eyes Kitchen gekocht, die auch Anlaufpunkt für Neuankommende und Abreisende ist. Dieses notdürftig mit Zelten und Containern aufgestellte Camp existiert erst seit November 2015 und wird vom UNHCR betrieben.

Seit ungefähr einem Monat übernehmen wir, die No Border Kitchen, die Versorgung im oberen Camp. Bis dahin gab es nur eine unzureichende Mahlzeit am Tag, nun gibt es auch Frühstück und Abendessen. Wir kochen, schnibbeln und essen zusammen mit den Menschen aus dem Camp und sind auch Anlaufpunkt für die teilweise bis zu vier Wochen und länger verweilenden Geflüchteten.

Neben der Essensversorgung verteilen wir auch Kleidung, geben Informationen über die Fluchtrouten weiter, lernen Sprachen, tanzen und lachen zusammen.


Der Abschiebeknast


Einige der Geflüchteten, vor allem Menschen aus Marokko und Algerien, werden nicht in den Camps untergebracht, sondern grundlos inhaftiert. Die Haftbedingungen sind katastrophal, teilweise waren in einer 50 m² Zelle über 70 Menschen untergebracht, es gab nicht genug Decken für alle Personen und kein Putzmittel. Außerdem ist es den Inhaftierten nicht erlaubt zu telefonieren. Besuch dürfen sie nur von Angehörigen und in Ausnahme von NGOs empfangen.

Laut Berichten von Einzelpersonen soll es regelmäßig zu Abschiebungen in die Türkei kommen.

Mehr Infos auf der Website von der Open Eyes Kitchen (:: balkanroute.eu)


Die Errichtung des "Hot Spots"


Unterhalb des Camps wollten die Ärzte ohne Grenzen weitere Bauten mit sanitären Anlagen errichten, um die Situation im Camp auszugleichen. Sie hatten bereits damit begonnen das abschüssige Gelände zu begradigen, als ihnen die Weiterarbeit von städtischer Seite untersagt wurde. Stattdessen arbeitet seither das Militär auf dem Gelände. Es liegt die Vermutung nahe, dass dort der Hot Spot von Samos entstehen soll. Der erste Hot Spot in Griechenland wurde auf Lesvos im Oktober 2015 eröffnet und laut Frontex und EU sollen weitere auf Chios, Samos, Kos und Leros entstehen. Die sogenannten Hot Spots sind Registrierungscamps, wo Geflüchtete nach Fluchtgrund (politisch oder wirtschaftlich) und nach Nationalität eingeordnet werden. Dies wird von Übersetzenden überprüft. Die Menschen, die nicht in die von Frontex und der EU anerkannte Kategorien oder Nationalitäten passen werden "aussortiert" und warten in pre-removal camps auf ihre Rückführung oder Abschiebung.


Aussicht


Nach anfänglichem kraftraubenden Stress mit den griechischen Cops, die die Küche mit vorgeschobenen Gründen vertreiben wollten, ist hier momentan Ruhe. Es ist jedoch nicht abzusehen, wie sich die Situation hier auf Samos, sowie auf den anderen griechischen Inseln entwickeln wird. Nach unseren Informationen wird Frontex in Zukunft auf den Inseln im Aegaeis präsenter sein, so auch hier auf Samos. Frontex soll nicht nur die Registrierung der Geflüchteten kontrollieren und Patrouillen an den Grenzen bereithalten, sondern von dem was wir von anderen Inseln gehört haben, auch Aktive und Volunteers zuordnen und überprüfen können (Quelle :: ekathimerini.com).

Freedom of movement for everybody.

Artikel von No Border Kitchen Samos, zuerst veröffentlicht am 19. Jan 2016 auf :: linksunten.indymedia.org.