Forderungen und UnterstützerInnenliste
Wir fordern die Österreichische Bundesregierung auf:
- Nehmen Sie den "Integrationsvertrag" zurück!
- Treten Sie in Gespräche und Verhandlungen mit den Integrationseinrichtungen und repräsentativen Vertretungen von nicht-EU-ausländischen Bevölkerungsgruppen in Österreich zur Erhebung der Bedarfslage und Gestaltung von Integrationsmaßnahmen ein!
- Enthalten Sie sich jeder weiteren pauschalen Herabsetzung unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger!
- Machen Sie eine Integrationspolitik, die diesen Namen auch verdient!
- Setzen Sie intelligente Akte anstatt die ins Land geholten Billigarbeitskräfte, die in der globalen Weltwirtschaft ausgedient haben, zu bekriegen!
Dieser Aufruf an die Österreichische Bundesregierung wird unterstützt von
Peter Rosei, Gerhard Ruiss, Robert Schindel, Gerhard Kofler, Margret Kreidl, Lucas Cejpek, Martin Krusche, Barbara Stuewe-Essl, Juliane Alton, Heinz Lunzer, Werner Richter, Brigitte Rapp, Peter Paul Skrepek, Sebastian Weissenbacher, Sylvia Treudl, Johanna Künig, Hahnrei Wolf KÀfer, Barbara Neuwirth, Gabi Gerbasits, Hilde Berger, Zuzana Brejcha, Martin Wassermair, Daniela Koweindl, Heidi Pataki, Josef Haslinger, Peter Paul Wiplinger, Ludwig Laher, Helmuth A. Niederle, Gerhard Altmann, Maria Anna Kollmann, Gerald Raunig, Adele J. Gindlstrasser, Tomas Friedmann, GyÃŒrgy Dalos, Doris Kloimstein, Ilse Kilic, Helga Anderle, Gaby G. Blattl, Jörg Stelling, Sabine Gruber, Eva Brenner, Kurt Brazda, Manfred Chobot, Alois Eder, Doron Rabinovici, Ursula Kubes-Hofmann, Peter Turrini, Silke Hassler, Claudia Bosse, Karin Ballauff, Martina Kropf, Vera Zwiauer, Jörgen Lagger, Traude Korosa, Utta Roy-Seifert, Walter Kohl, Eva Rossmann, Lore Heuermann, Brigitte Ratzer, Alexander Barasits, Elfriede Jelinek, Andrea Hummer, Bernhard Hummer, Rosmarie ThÃŒminger, Anita Kaya ...
IG Autorinnen Autoren, Grazer Autorenversammlung, IG Freie Theaterarbeit, Dokumentationsstelle für neuere Österreichische Literatur, Literaturhaus, übersetzergemeinschaft, IG Bildende Kunst, Musikergilde, IG Kultur Österreich, Dachverband Filmschaffende, konsortium.Netz.kultur, IG Architektur, Kulturpolitische Kommission, Literaturhaus Eizenbergerhof Salzburg, VOICE - Verein der Sprecher und Darsteller, Experimental Theater, Verband der Kameraleute, Rosa-Mayreder-College, Sic! Forum für Feministische Gangarten, ULNö - Unabhängiges Literaturhaus Nö, Theatercombinat, Milena Verlag, Radio FRO
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Diese Liste der UnterstützerInnen wurde zuletzt am 10. März 2002 aktualisiert.
Ein Integrationsvertrag, der keiner ist, dubiose Deutschkurse und ein defekter Bevölkerungsbegriff
""Die Kritik der Caritas und der Diakonie ist nichts wert." Andreas Khol, VP-Klubchef, läßt sich den Integrationsvertrag von den Kirchen nicht vermiesen." (Tiroler Tageszeitung, 7.3.2002)
Es ist schlecht bestellt um die Rechtsstaatlichkeit in Österreich, wenn die Vertreter des Staates nicht mehr wissen, daß der Staat keine Verträge anbietet, sondern Gesetze und Verordnungen erläßt. Es ist schlecht bestellt um das Österreichische Bildungswesen, wenn der Staat auf Zwangsmaßnahmen und ZwangsbeglÃŒckung statt auf Bildungspolitik und Motivation setzt. Es ist schlecht bestellt um das Rechtsempfinden in Österreich, wenn der Staat eine auferlegte Zahlungsverpflichtung mit einem von ihm festgestellten "Bildungserfolg" für eine Integrationsmaßnahme hält.
Wir legen keinen Wert darauf, als die bei der Vorstellung des "Integrationspakets" von Innenminister Strasser so apostrophierte "Elite" (ORF-Nachrichten, 4.3.) zu gelten, wenn wir aber schon mit diesem Begriff belegt werden, so wollen wir mit aller Deutlichkeit feststellen, daß sich, genauso wie sich keine Elite ihr Volk und kein Volk seine Elite, sich auch keine Politik ihr Volk und ihre Elite aussuchen kann. Wenn wir den "Integrationspaketarchitekten" Westenthaler und Innenminister Strasser richtig verstanden haben, so wird mit dem "Integrationspaket" weder dem Willen einer "dumpfen Volksmeinung" noch den Ansprüchen einer "Elite" Ausdruck verliehen. Wir bezweifeln mit aller Deutlichkeit, daß das "Integrationsvertragspaket" Innenminister Strassers und des "Integrationspaketarchitekten" Westenthaler die Meinung und den Willen eines von ihnen herbeizitierten Volkes widerspiegelt, sondern sehen vielmehr einen Argumentationsnotstand, der mit der Stimme des "wahren Österreichers" zu uns sprechen will.
Dieser "Integrationsvertrag" ist nicht der Ausdruck einer Politik, die nach Lösungen, sondern Ausdruck einer Politik, die dringend nach Erfolgen sucht, er hat keinen anderen Inhalt, als ein "Ergebnis" zu liefern. Und um zu diesem "Ergebnis" zu kommen, ist jede KRücke recht.
Wir lehnen dieses Ergebnis eines als Erlernen der deutschen Sprache getarnten Druckmittels ab, wir verwahren uns gegen diesen mißbrauch im Umgang mit Sprache und dagegen, daß es um das Erlernen von Sprache gehen soll, während es lediglich um eine Möglichkeit der sozialen Repression geht. Wir machen darauf aufmerksam, daß eine große Zahl der in Österreich lebenden Intellektuellen aus "Ausländern" besteht, die nicht aus EU-ländern stammen und deren Ausbildungsstand und Kenntnisse nicht selten die von Angehörigen der Österreichischen politischen Elite übertreffen. Wir verwahren uns auf das Entschiedenste gegen die wiederholten und auch in diesem Zusammenhang wieder auftretenden Beleidigungen der zahlreichen in Österreich lebenden Schriftsteller/innen, Künstler/innen und Wissenschaftler/innen, die nicht aus Österreich oder aus den EU-ländern stammen, sondern nach Österreich zugezogen sind und gemeinsam mit den in Österreich geborenen oder aus den EU-ländern stammenden Kolleginnen und Kollegen seit vielen Jahrzehnten Österreich einen Ruf verleihen, den die Österreichische Regierung nicht einmal ansatzweise herzustellen in der Lage ist.
Wien, März 2002
Koordination: Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
PS: Es gibt noch andere Indizien dafür, daß es hier nicht um das Erlernen der deutschen Sprache geht. So wurden Förderungen von Deutschkursen für Ausländer gestrichen, wodurch beispielsweise der Wiener "Club CI" am Yppenplatz seine Deutschkurse einstellen mußte, die insbesondere für schwache Einkommensgruppen konzipiert waren.