ZARA berichtet alljährlich im Rassismus Report über rassistische Übergriffe und Vorkommnisse in Österreich. Er ist eine wichtige Informationsquelle und noch immer die einzige qualitative Datenquelle in Österreich. Die ausgewählten, detailliert dargestellten und anonymisierten Einzelberichte repräsentieren die Qualität und Strukturen des rassistischen österreichischen Alltags.
Im Jahr 2018 haben Zeug*innen und Betroffene fast 2000 rassistische Vorfälle an ZARA gemeldet. Ein Großteil der Meldungen von Rassismus betraf das Internet. Rund 60% aller das Internet betreffenden Meldungen kamen von Facebook User*innen. Viele User*innen bewiesen somit, dass Rassismus nicht einfach hingenommen wird, sondern dass es viele Menschen gibt, die dem entgegentreten und Anti-Rassismus-Arbeit aktiv unterstützen.
Für diese Ausgabe des Rassismus Reports hat ZARA einen inhaltlichen Schwerpunkt auf vorurteilsbehaftetes Handeln der Polizei gelegt. In nur 8 von 82 rassistischen Vorfällen durch die Polizei konnten formale Beschwerden eingebracht werden; in allen weiteren Fällen konzentrierte sich die ZARA-Leistung auf Entlastungsgespräch, intensive Beratung und Dokumentation. Massive Hürden stellen unter anderem mangelnde Erfolgsaussichten, Angst vor sekundärer Viktimisierung durch die Polizei und ein nicht unerheblicher Aufwand an Kosten, Zeit und Nerven dar.
Es braucht viel Zivilcourage, sodass im Hinblick auf den uns umgebenden Alltagsrassismus mehr als nur die Spitze des Eisbergs sichtbar werden kann.
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:: Der Rassismus Report 2018 als PDF
Aus dem Editorial
"ZARA steht 2019 im zwanzigsten Jahr seiner Existenz, und Anti-Rassismus-Arbeit hat in dieser Zeit leider weder an Aktualität noch an schierer Notwendigkeit eingebüßt. Positiv ist, dass immer mehr Menschen zu ZARA finden und es auf sich nehmen, ihre Beobachtungen von oder Erlebnisse mit Rassismus im Alltag mitzuteilen und sich dadurch aktiv dagegen stellen.
Sie halten nun wieder unsere wichtigste jährliche Publikation in Händen (:: hier als PDF), in der wir durch konkrete Beispiele von Vorfällen, die uns gemeldet wurden, zeigen, wie rassistische Erlebnisse in den verschiedensten Lebenswelten aussehen, wie sehr alle Bereiche des Lebens davon nach wie vor durchdrungen sind. Sie lesen, wie Ausgrenzung, Hass und Gewalt von einem Geist der Über- und Unterordnung getragen sind, die auf nichts als Ignoranz, tradierten Stereotypen und Blindheit gegenüber Privilegien gründen und wie das dem Zusammenhalt in unserer Gesellschaft schadet.
Dies ist an sich also keine schöne, angenehme Dokumentation, aber sie ist eine wichtige, weil sie aufzeigt, dass Handlungsbedarf besteht, wenn wir uns zukunftsfähig entwickeln wollen. Sie veranschaulicht, dass es die Barrieren in unseren Köpfen und Herzen sind, die uns auseinander halten, Spannungen erzeugen und Nachteile für alle bringen.
Wir weisen hier aber auch darauf hin, dass wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben, in dem – eingebettet in ein internationales und transnationales Rechtsschutzsystem – viele Formen des so genannten „Alltagsrassismus“ verboten sind und es Sinn macht, sich an unsere Beratungsstellen zu wenden, um konkrete Schritte dagegen zu setzen und dem Recht auch zum Durchbruch zu verhelfen. Da sind wir auch weiterhin stark gefordert, nicht nur die bestehenden Rechtssysteme zu nutzen und ihre Wirksamkeit zu verstärken, sondern auch unsere eigene Glaubwürdigkeit und niedrigschwellige Verfügbarkeit weiter zu erhöhen, damit mehr Menschen, die direkt von Rassismus betroffen sind, oder solchen wahrnehmen, den Weg zu uns auch auf sich nehmen, weil sie darauf vertrauen, dass das nützt und den Aufwand wert ist.
Für diese Ausgabe des Rassismus Reports haben wir einen inhaltlichen Schwerpunkt auf vorurteilsbehaftetes Handeln der Polizei gelegt. Das haben wir vor allem in dem Wissen darüber getan, dass, gerade in diesem so zentralen Bereich der Sicherheitsverwaltung, einerseits bei Unrechtserfahrung besonders große Verunsicherung und Fremdheitsgefühle entstehen und andererseits ein so großer Apparat aber auch über viele Möglichkeiten verfügt, die Situation nachhaltig zu verbessern und in eine andere Richtung zu lenken. Hier wollen wir unterstützen und Vorschläge machen. Man könnte auch sagen: Wir werden hier lästig bleiben. Weil es so wichtig ist und weil alle derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Untersuchungen ganz klar einen großen Veränderungsbedarf nachweisen, der sich mit unseren Erfahrungen deckt. Dabei versuchen wir die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und uns nicht selbst blind zu zeigen für die vielen wahrlich gewaltigen Herausforderungen, die die tägliche Arbeit der Polizei mit sich bringen.
Werte Leser*innen, wir wünschen uns, dass diese Publikation Sie anspricht – in dem Sinne, dass sie Ihnen tatsächlich etwas sagt über rassistische Vorfälle in Österreich und Sie aber nicht vorrangig schockiert und traurig macht, sondern Ihre Überzeugung stärkt, dass Rassismus ein Problem ist, das unsere fortgesetzte Aufmerksamkeit verdient und gegen das ein gemeinsames Vorgehen sinnvoll und wirksam ist. Nehmen Sie unsere Angebote in Anspruch und nutzen Sie ZARA für Ihren persönlichen Beitrag dafür!"
Quelle: ZARA, :: zara.or.at, :: Der Rassismus Report 2018 als PDF