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[ 18. Mar 2000 ]

Informationsmaterial zu Teilnehmern der Festakademie

AULA (folgende Teilnehmer an der Festakademie sind Aula-Autoren: Univ. Doz. Dr. Friedrich Romig, Brigadier Gunter Spath, Helmut Müller, Dr. Gerulf Stix)
Primar Dr. Otto Scrinzi, Abg. z. Nationalrat a.D.
Dr. Alfred Mechtersheimer, Abg. z. Europaparlament

 

Zur AULA


In der Aula No. 1/Jänner 2000 wurde die Festakademie offiziell angekündigt
Univ. Doz. Dr. Friedrich Romig, Brigadier Gunter Spath, Helmut MÃŒller, Dr. Gerulf Stix, beteiligte an der Festakademie als Referenten oder Teilnehmern am PodiumsGespräch, sind "AULA"-Autoren.

Univ. Doz. Dr. Reinhold Gärtner (Universität Innsbruck, Tel. 0512/507 zur Aula:

. Die "Aula" dient nach wir vor zahlreichen rechtsextremen Autoren als
Publikationsorgan. Daneben ist die "Aula" bemüht, auch andere, gemäßigte Positionen zu vertreten. Damit erfüllt die "Aula" eine zentrale BRückenfunktion zwischen Rechtsextremismus und Rechtskonservatismus.
. Mangelnde Distanz zum Rechtsextremismus zeigt die "Aula" nicht nur bei der Auswahl der Autoren, sondern auch z.B. bei der Auswahl von Inserenten, Nachdrucken oder rezensierten Büchern.
. Obwohl die Aula bemüht ist, in Österreich als Organ der "Neuen Rechten" aufzutreten, bleiben die "Alten Rechten" präsent.
. Die "Aula" bedient sich immer wieder rassistsicher Muster, speziell einer deutlich hierarchisch wertenden Sichtweise zwischen "Deutsch" und
"Nicht-Deutsch". In der "Aula" werden darüber hinaus rassistische und
fremdenfeindliche Publikationen beworben und vertrieben.
. Die "Aula" vermeidet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
Nationalsozialismus und Holocaust. Die "Aula" versucht vielmehr,
NS-Verbrechen zu relativieren und damit langfristig angeblich "positive"
Seiten des Nationalsozialismus herauszustreichen. Auch wird versucht, die Ursachen für den Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht bei den
Nationalsozialisten zu finden.

1999
NPD-Inserat in Aula
In der Aula 2/1999 findet sich ein Inserat der Deutschen Stimme, die vom Parteivorstand der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) herausgegeben wird. Der deutsche Verfassungsschutz stellt im
Verfassungsschutzbericht 1997 unter der Rubrik "Rechtsextremistische
Bestrebungen" fest, daß die NPD "die nationalsozialistische Herrschaft
insgesamt als positives Gegenstück zur freiheitlichen demokratischen
Grundordnung darstellt" und "in ihrer Agitation den demokratischen
Rechtsstaat in polemischer und verunglimpfender Weise angreift".
Im Dezember 1998 wurde die Aula in der Deutschen Stimme folgendermaßen
charakterisiert:
""Freiheit, Ehre, Vaterland", diese Losung der Deutschen Burschenschaft von 1815, die auch in der Moderne nichts an Aktualität eingebüßt hat, kann als Wahlspruch dieses Monatsmagazins aus Deutsch-Österreich gelten. Die professionell aufgemachte Zeitschrift steht der FPÖ und der korporierten [sic!] Studentenschaft nahe, ohne aber an geistiger Freiheit einzubüßen."

FPÖ und NPD vereint in der AULA 1998
In der September-AULA findet sich auch eine illustre Runde von Autoren. So bezeichnet der deutsche Rechtsaussen Jörgen Schwab in seinem Artikel über "Nationalen Fundamentalismus" die Jugendorganisation der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD), die Jungen Nationaldemokraten (JN), als "vorbildliche Jugendorganisation". Im deutschen Verfassungsschutzbericht 1996 werden die JN als "Nahtstelle zwischen NDP, Neonazis und anderen rechtsextremen Gruppen" bezeichnet, wobei die "Neonazis bei den JN inzwischen in führende Funktionen gelangt sind und über beachtlichen Einfluß verfügen". Weiters präsentiert der Bundesvorsitzende der NPD, Udo Voigt, seine Ansichten über die Strategie seiner Partei. Auch ein Freiheitlicher zeichnet für einen Artikel verantwortlich: FPÖ-Nationalratsabgeordneter Gerhard Kurzmann befaßt sich
unter dem Titel "Freiheit der Kunst - die heilige Kuh der zeitgenÃŒssischen
Kulturschickeria" mit ebendieser.

November 1998
Aula-Publikation "1848 - Erbe und Neubeginn"

Der rechtsextreme Aula-Verlag schmÃŒckt sich mit der Autorenschaft des
Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, Kardinal Joseph Ratzinger.
In seinem Beitrag "Freiheit und Wahrheit" im eben erschienenen Aula-Werk
"1848 - Erbe und Auftrag" beschäftigt sich der Kardinal unter anderem mit
dem seiner Ansicht nach falschen Freiheitsbegriff der Gegenwart. "Ein
Verständnis von Freiheit, das als Befreiung nur immer weitere Auflösung von
Normen und die ständige Ausweitung individueller Freiheit bis hin zur
völligen Befreiung von aller Ordnung ansehen mag, ist falsch", klagt der
Theologe.
Als Herausgeber des Sammelbandes fungiert Aula-"Schriftleiter" Otto
Scrinzi, ehemaliger SA-Sturmführer, Ex-NSDAP-Mitglied und
-FPÖ-Nationalratsabgeordneter. Mitherausgeber ist der umtriebige deutsche
Rechtsextremist und Burschenschafter Jörgen Schwab, der Erwähnung im
Nordrhein-Westfälischen Verfassungsschutzbericht 1997 findet. Das Buch
stellt einen publizistischen Höhepunkt in den
Instrumentalisierungsversuchen der Revolution von 1848 seitens
deutsch-Österreichischer Rechtsextremisten dar.Schwab widmet sich in seinem
Artikel einmal mehr der angeblichen Zensur durch die "gegenwärtige
demokratische Meinungsdiktatur": "Kommunikationskontrolle findet in
modernen Demokratien vielfältig ("pluralistisch") statt: vom Vermieter und
dem Arbeitgeber angefangen, die aufgrund von Mediendenunziation
"Rechtsextremisten" PC-gemäß den Miet- bzw. Arbeitsvertrag kündigen, [...]
bis hin zum BRD "Verfassungsschutz" sowie dem sich im Anschein einer
Halbstaatlichkeit sonnenden "Dokumentationsarchiv des Österreichischen
Widerstan

"
ZUR ZEIT, Festkommers, Gaskammerleugnung im FPÖ-Umfeld

In der Wochenzeitung ZUR ZEIT fand sich im August 1999 der erste Artikel
über die Inhalte des geplanten Festkommerses in Innsbruck. Es hieß dort:
"Europa 2000": National-freiheitliche Richtungsweisung. Der
Jahrtausendkommers. Gegenkonzept der Couleurstudenten zu multikulturellen
Gesellschaftsexperimenten." und weiter: "Die EU tendiert zusehends zu einem
zentralistischen überwachungsstaat, der die bürger kontrolliert. Das
euorpaweit eingeführte Netz der "Antifa-KonzeptionO gilt ihnen hier als das
wohl nützlichste Instrument. Verwiesen sei hier nur auf die in Wien tätige
Europäische"Beobachtungsstelle für Rassismus und Xenophobie, oder auf das
für 1997 ausgerufene "Europische Jahr des Kampfes gegen RassismusO. Dies
sind nur einige Herausforderungen, Bedrohungen und Anliegen, die auf uns
zukommen."

Nachfolgendes soll die Wochenzeitung charakterisieren und die Nähe zur FPÖ
aufzeigen.

In der Ausgabe 23/99 (4.-10. Juni 1999) der Wochenzeitung Zur Zeit werden
nationalsozialistische Verbrechen geleugnet und grob verharmlost. Hans
Gamlich nennt in seinem Beitrag "Zweifel, Vater der Erkenntnis" (S. 11)
Adolf Hitler einen "großen Sozialrevolutionär(s)", dessen Stellvertreter
Rudolf Höß einen "kühnen Idealisten". Die Schuld Nazi-Deutschlands am
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird durchwegs geleugnet; nicht die
NS-Führung, sondern Churchill habe laut Gamlich "Europa in die Katastrophe"
gesTürzt. Der Überfallg auf die Sowjetunion, der am Beginn des rassistisch
und antisemitisch motivierten Vernichtungskrieges stand, wird bei Gamlich
zu einer "notwehrhaften Präventivaktion" "zum Schutz Europas". Den
Holocaust und die Anzahl der sechs Millionen Opfer desselben bezeichnet
Gamlich abwechselnd als "Dogma" und "Mythos", welcher "im größten
SchauProzeß der Weltgeschichte in NÃŒrnberg institutionalisiert" wurde und
"sich nur mehr quasireligiös begründen" lasse. Neben der quantitativen
Verharmlosung dieses
Behauptungen als "Meilenstein auf dem Weg zur Wahrheit" (Aula 7-8/1994, S.
15) bezeichnet worden waren.Mit dem Abdruck des Gamlich-Artikels, welcher
seitens des DÖW am 8. 6. 1999 bei der Staatsanwaltschaft Wien zur Anzeige
gebracht wurde, liefert die von Andreas Mölzer herausgegebene Zur Zeit
einen weiteren Beleg für ihre rechtsextreme Tendenz. daß der für Gamlichs
Ausfälle gegen die historische Wahrheit verantwortliche Mölzer unlÀngst zum
kulturpolitischen Berater des Kärntner Landeshauptmannes Haider
aufgestiegen ist, überrascht angesichts der Gemeinsamkeiten in der
Weltanschauung nicht. daß Mölzer aber mittlerweile auch als Kommentator in
mehreren nicht-rechtsextremen Medien werkt, muß als Ausdruck des Erfolges
rechtsextremer Durchdringungsstrategien gewertet werden.



Dr. Alfred Mechtersheimer

Referent am Freitag, 12. Mai 2000, 19.30h, Stadtsaal Innsbruck
Vortrag zu: "Die EU-Osterweiterung, ihre ökonomischen, kulturellen und
sicherheitspolitischen Auswirkungen auf das zukünftige Europa."

1999
Mechtersheimer, RFJ, großdeutsches "Jugendtreffen"

Der Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) lÀdt gemeinsam mit der
Deutschland-Bewegung des deutschen Rechtsextremisten Alfred Mechtersheimer
zu einem "deutsch-Österreichischen Jugendtreffen" am 26. und 27. Juni in
Schärding ein. Der FPÖ-Nachwuchs will dort u. a. "zeigen, daß die
patriotische Jugend nicht auf nationalstaatliche Kategorien fixiert ist",
sondern das ganze "Deutschland" im Blick hat. gemäß der freiheitlichen
Sprachregelung kommt diese großdeutsche Orientierung heute jedoch als
"europäische" daher. Eröffnet wird die Tagung der jungen Nationalen mit
einem Vortrag des oberÖsterreichischen FPÖ-Landtagsabgeordneten Lutz
Weinzinger. Darauf folgt ein "Impulsreferat" des Mitveranstalters
Mechtersheimer. Zu folgenden Themen sollen sich dann Arbeitskreise bilden:
"Demographischer Wandel: Stirbt die deutschsprachige Bevölkerung aus?"
(Thomas Moritz), "Globalisierung und Sozialstaat" (Michael Wiesberg),
"Entwicklung von Musik und Zeitgeist in den 90ern" (Holger STürenburg),
"Effizent arbeiten mit dem Internetz" (
Reihe Deutsche Geschichte, lieferte STürenburg ebenfalls einen Beitrag ab.
Baldur Springmann, Jahrgang 1912, ist seit den 70er Jahren führend in der
rechtsextremen Szene, Abteilung deutsch-völkischer und naturreligiöser
Obskurantismus, aktiv. So etwa bei der Deutschen Unitarier
Religionsgemeinschaft (DUR), einer Gründung von ehemaligen
Nationalsozialisten in der Nachfolge der Deutschen Glaubensgemeinschaft.
Oder beim deutschen Weltbund zum Schutz des Lebens (WSL), welcher 1985
aufgrund seiner rechtsextremen Ausrichtung aus dem internationalen WSL
ausgeschlossen wurde. 1982 spaltete sich Springmann gemeinsam mit Herbert
Gruhl und anderen als Ökologisch-Demokratische Partei (öDP) von den
deutschen Grünen ab. Bald entbrannte auch innerhalb der öDP ein
Richtungsstreit, in dessen Verlauf sich der rechte Flügel um Springmann als
Unabhängige Ökologen Deutschlands (UöD) abspaltete. Die Öko-rassistischen
UD treten gegen eine "multikulturelle Vermassung" auf und verfügen als
parteiunabhängige Gruppe über beste Kontak

Dr. Alfred Mechtersheimer

Alfred Mechtersheimer, Jahrgang 1939, wurde 1981 aus der CSU ausgeschlossen
und schloß sich danach dem nationalistischen Flügel der deutschen
Friedensbewegung an. Nach einem kurzen Zwischenspiel als
Bundestagsabgeordneter der Grünen Ende der 80er Jahre machte sich
Mechtersheimer zunächst mit dem Friedenskomitee 2000, dann mit der
Deutschland-Bewegung selbständig. Bei Wahlen unterstützt Mechtersheimer,
der sich auch als Autor in der Jungen Freiheit (JF) betätigt, mittlerweile
die Republikaner. Der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
attestiert Mechtersheimer in seinem Bericht über das Jahr 1997, er habe
sich in jüngster Zeit "zu einem der wichtigsten Protagonisten
rechtsextremistischer Bestrebungen" gemausert. über Mechtersheimers
publizistische tätigkeit in der JF heißt es dort, diese drücke eine
"Gegnerschaft zum demokratischen Rechtsstaat" aus.

"
SCRINZI, Dr. Otto
Leiter der Pdoumsdiskussion am Samstag, 13. Mai 2000, Kongreßhaus, an der
auch DDr. Herwig van Staa, bürgermeister der Stadt Innsbruck teilnehmen
wird.

Klagenfurt
Geb. 5. 2. 1918, Primararzt.
Vor 1945: Ehemaliger SA-Sturmführer, Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer
7897561)
Nach 1945:
1949-1956 Abgeordneter zum Kärntner Landtag und Klubobmann sowie
Landesobmann des VdU
1966-1979 FPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat
Seit 1966 regelmäßige Besuche bei dem NS-Kriegsverbrecher Walter Reder in
Gaeta
1976 Referat an der Wiener Universität über die "Minderheitenfrage" führt
zu Tumulten
1977 Referent bei der "Gästewoche" der "Deutschen Kulturgemeinschaft"
Referent bei der 12. Politischen Akademie der AFP in Klagenfurt
1978 Unterzeichner des Aufrufs der "Deutschen National-Zeitung" (Nr. 45, 3.
11. 1978) für eine
Generalamnestie für NS-Verbrechen
1980 Fordert nach der Bundespräsidentenwahl eine Neuformierung des Dritten
Lagers in
Österreich; persönliche Angriffe gegen FPÖ-Obmann Dr. Norbert Steger;
Referate bei der
AFP-Tagung und im "Neuen Klub"
1981 Referat bei der "Aktion Deutsche Einheit" (AKON) in München gemeinsam
mit dem
präsidenten der Österreichischen Ärztekammer; Gründung der Gruppe "Aktion
für Österreich"
1982, 1983 und 1984 Teilnahme an Veranstaltungen der "Deutschen Volksunion"
(DVU) in
Passau
Erhält von der DVU den "Andreas-Hofer-Preis"
1984 Gründung der Partei "Nationalfreiheitliche Aktion" (NFA)
Redner bei der 19. Politischen Akademie der AFP
1985 Vortrag bei der AFP-Wien
1986 Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahlen
zurücklegung der FPÖ-Mitgliedschaft (laut Kurt Piringer, Chronologie der
FPÖ. Daten und
Fakten, Bd. 2: 1980-1986, Wien 1993)
1987 Teilnahme an einer Veranstaltung der "Deutschen Volksunion" (DVU) in
Passau
1988 soll Mitglied der DVU-Aktionsgemeinschaften "Volksbewegung für
Generalamnestie"
(VOGA) und "Aktion Deutsche Einheit" (AKON) sein (laut "Deutscher
National-Zeitung", Nr. 6,
5. 2. 1988)
1990 Teilnahme an einer Veranstaltung der "Deutschen Volksunion" (DVU) in
Passau
1992 Vorsitzender des "Österreichischen Kulturwerkes"
1993 Zum 75. Geburtstag Herausgabe einer Festschrift durch das
"Freiheitliche Bildungswerk"
Beiträge in: "Kärntner Nachrichten", "Deutsche National-Zeitung", "Deutsche
Wochen-Zeitung", "Neue Freie Zeitung", "Neue Ordnung", "Aula", "Fakten"

März 1999
Dr. Otto Scrinzi, HALT, Pedro Varela und Gerd Honsik
Der 1992 nach Spanien geflohene Neonazi Gerd Honsik widmete die jüngste
Ausgabe seiner Zeitschrift HALT (Nr. 94) dem behördlichen Vorgehen gegen
Pedro Varela, der im November 1998 von einem Gericht in Barcelona zu einer
fünfjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Grundlage des Prozesses war ein
1996 verabschiedetes Gesetz, das Holocaustleugnung auch in Spanien unter
Strafe stellte. Bereits im Dezember 1996 durchsuchten spanische Behörden
die Buchhandlung Varelas in Barcelona. Dabei konnten mehr als 2.000 Bücher,
zahllose Nazistika und Unterlagen beschlagnahmt werden.
Varela gilt als zentrale Figur im internationalen Neonazi-Netzwerk. Sein
C"­rculo Espanol des Amigos de Europa (CEDADE), eine von SS-Ideologen und
nach Spanien geflohenen NS-Schergen wie Otto Scorzeny oder Leon Degrelle
inspirierte Kadertruppe, war fest eingebunden in die Strukturen der
internationalen Neonaziszene. Neben der Gesetzeslage bis 1996 waren vor
allem die Aktivitäten der CEDADE dafür verantwortlich, daß auch das
nachfaschistische Spanien zum Rückzugsgebiet europäischer Neonazis werden
konnte. So wie Honsik, der sich einer 18monatigen Haftstrafe in Österreich
entzog, fanden einige deutsche NS-Kader Unterschlupf bei der CEDADE. 1991
nahm Varela an der "Politischen Akademie" der Arbeitsgemeinschaft für
demokratische Politik (AFP) in Weyer teil und lobte in seinem Referat
Hitler wörtlich als "zweiten ErlÃŒser der Menschheit". Als der spanische
Neonazi ein Jahr später an der "Gästewoche" des von Dr. Otto Scrinzi
geführten Österreichischen Kulturwerkes in Kärnten teilnehmen wollte, wurde
er verhaftet.

September 99
Dr. Otto Scrinzi, AULA und Antisemitismus im FPÖ-Vorfeld

Bewerbung von holocaustleugnenden Publikationen, wohlwollende Berichte über
deutsche Neonazis, offene NS-Apologie - die von den Freiheitlichen
Akademikerverbänden herausgegebene Aula legte nach dem Abgang von Andreas
Mölzer und Jörgen Hatzenbichler jede taktische Rücksichtnahme ab. Otto
Scrinzi, der als "Schriftleiter" für den neuen Kurs maßgeblich
verantwortlich zeichnet, steuerte für die jüngste Ausgabe einen Artikel
bei, welcher aufgrund seines prototypischen Charakters nähere
Aufmerksamkeit verdient.
Unter dem Titel "Vom Volk der Denker zu dem der "Banker"" zeichnet Scrinzi
ein Bild der Degeneration "Deutschlands". Wie stets in den
rechtsextrem-paranoiden Untergangsszenarien sind die Verantwortlichen für
die Misere rasch ausgemacht: die Juden. Im Antisemitismus nach Auschwitz
werden diese aber nicht explizit genannt, sondern mit CodewÃŒrtern
umschrieben. Scrinzi setzt hier wie so viele Rechtsextremisten auf die
Identifikation von Juden und Geld oder (groß-)Banken: "In keiner Epoche der
uns bekannten Weltgeschichte galt so wörtlich wie heute: Geld regiert die
Welt. Nicht die Jelzins, Clintons oder Schröders ziehen die FÀden, sondern
die großen Banker und Spekulanten: Greenspans, Soros, Beresowskys." (Aula
7-8/1999, S. 28)

Im Suchen und Erkennen von verborgenen Wahrheiten liegt der quasi-religiöse
Gehalt antisemitischer Verschwörungstheorien. Diese falsche Sinnstiftung
macht ihre Beharrlichkeit gegenüber rationalen Argumenten aus. Nach der
Entlarvung angeblicher Hintermänner - der "internationalen Geldherren" -
werden diese von Scrinzi auch noch benannt. Die Erwähnung von Namen, die im
Alltagsdiskurs sofort als "typisch jüdisch" erkannt werden, hat eine
ähnliche Funktion wie die Verwendung von Codes: Man kann über Juden
sprechen, ohne diese Bezeichnung überhaupt verwenden zu müssen. Scrinzi
führt dann einen weiteren beliebten antisemitischen Kunstgriff vor - den
als Distanzierung gekleideten Vorwurf: "Nicht das monetÀre Talent dieser
Geldjongleure sei hier angeprangert, noch ihre Volkszugehörigkeit." Von ihm
angeprangert werden hingegen jene "deutschen Politiker", die sich dem "Gott
Mammon" unterworfen hätten. Als Einschnitt präsentiert Scrinzi das Jahr
1945, als "Deutschland" "von Kreuzzüglern eines neuen demokratischen und c

Die Bezeichnung der von "Deutschen" und ihren Helfern ermordeten Juden als
"Opfer des letzten Krieges" hat System, können so konkrete Taten und Täter
im allgemeinen Kriegsgreuel aufgelöst werden. Die eigentlichen "Opfer" sind
ohnehin die "Deutschen": Durch die Umerziehung jeder Widerstandskraft
beraubt und von den Versprechungen der Konsumgesellschaft geblendet, hätten
sie sich den "Bankern" ausgeliefert. Unter deren "Herrschaft" seien sie
zwar "reich geworden", jedoch "geistig-kulturell" verarmt. Aus Scrinzis
"Volk der Denker" ist mit dem Ende des Nationalsozialismus ein "versTürtes
und verdummtes Volk" geworden, das sich von "Massenfluchten und
-wanderungen" überrollen, als "Zahlmeister der halben Welt" ausbeuten und
von "Jazz-Orgien" und dem "Geheule der Pop-Stars" berieseln lasse.

Scrinzis "Kulturtage" 1998

Das Österreichische Kulturwerk - Landesgruppe Kärnten des rechtsextremen
Alt-Aktivisten Otto Scrinzi lud auch dieses Jahr wieder zu seinen
"Kulturtagen" ins Kärntner Sirnitz. Zwischen 30. September und 3. Oktober
tauschte man sich über "Freiheit und Ordnung" aus. Neben Scrinzi selbst und
Jörgen Schwab referierten Martin Pabst, die ehemalige Europaabgeordnete der
Republikaner, Johanna Grund, General a. D. Reinhard Uhle-Wettler und
Wolfgang Strauß. Pabst war zwischen 1990 und 1994 Vorsitzender des
Hilfskomitees südliches Afrika (HSA), einer rechtsextremen Lobby deutscher
Apartheids-Befürworter. Daneben trat er als Vortragender bei der deutschen
Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) und Autor in zahlreichen
rechtsextremen Medien in Erscheinung. Gleiches läßt sich von Uhle-Wettler
und Strauß sagen. Grund und Strauß sind hierzulande neben ihrer
Vortragstätigkeit bei der Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik
(AFP) und Scrinzis Kulturwerk v. a. durch Artikel in der Aula bekannt
geworden.Apropos Scrinzi:

5. Kulturtage von Otto Scrinzi, Kulturwerk Österreich, Jahresbericht des
Innenministeriums

Die 5. Kulturtage von Otto Scrinzis Kulturwerk Österreich, Landesgruppe
Kärnten, finden heuer vom 4.-8. September 1996 in Gnesau/Gurktal in Kärnten
statt. Der Jahreslagebericht des Innenministeriums aus dem Jahr 1994 hält
zum Kulturwerk fest: "Bei den jährlichen Veranstaltungen, die als
"Kulturtage" bezeichnet werden, wurde in der Vergangenheit gegen spanische,
deutsche und Schweizer Rechtsextremisten und Revisionisten behördlich
vorgegangen." Neben Österreichischen Vortragenden wie Walter Marinovic und
dem ehemaligen FPÖ-Grundsatzdenker und heutigen Chefredakteur der Jungen
Freiheit (JF), Andreas Mölzer, sind vor allem Referenten aus der BRD
vertreten. Angekündigt sind u. a.:
oWalter Post, Dozent am Geschwister-Scholl-Institut für Politische
Wissenschaften an der Münchner Universität, der als Autor des Buches
"Unternehmen Barbarossa. Deutsche und sowjetische Angriffspläne" in der
internationalen "Revisionisten"-Szene Bekanntheit erlangte und schon 1992
als Referent bei den Tagen Deutscher Kultur (Veranstalter ist das
rechtsextreme bundesdeutsche Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes)
aufschien. 1993 erhielt er von der "revisionistischen" Zeitgeschichtlichen
Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) eine Ehrengabe für
Zeitgeschichtsforschung.
oImke Thomas, die im Umfeld des deutschen Neonazis Jörgen Rieger
anzusiedeln ist. Die Autorin in den Huttenbriefen fungierte des Öfteren als
Referentin bei den Gästewochen des Deutschen Kulturwerks Europäischen
Geistes und nahm 1991 und 1993 an der Hetendorfer Tagungswoche teil
(Veranstalter u. a.: Artgemeinschaft e. V., Familienwerk e. V.,
Freundeskreis Filmkunst e. V., Gesellschaft für biologische Anthropologie,
Eugenik und Verhaltensforschung e. V., Gesellschaft für freie Publizistik -
Arbeitskreis Hamburg, Heide- Heim e. V., Heinrich-Anacker-Kreis e. V.,
Nordischer Ring e. V., Northern League).
oWitikobund-Mitglied Richard W. Eichler, regelmäßiger Autor in den
rechtsextremen Zeitschriften Nation und Europa, Junge Freiheit, Deutschland
in Geschichte und Gegenwart und Deutsche Geschichte, Referent bei
Veranstaltungen des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes, des Vereins
Dichterstein Offenhausen, der Arbeitsgemeinschaft für demokratische
Politik, und des Studentenbundes Schlesien (SBS) - letzterer unterhält enge
Kontakte zur Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und zu den
Jungen Nationaldemokraten (JN). Eichler ist Verfasser der in der Reihe
Eckartschriften (Hrsg.: Österreichische Landsmannschaft) erschienenen
Broschören "Wahre Kunst für ein freies Volk" (Nr. 117) und "Die Zukunft der
deutschen Sprache" (Nr. 127).