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[ 13. Jul 2000 ]

Campen gegen Grenzen, 13.-19. Juli 2000, Polen

Von 13.7. bis 18.7.2000 fand in Ustrzyki Gorne in Polen ein Grenzcamp unter dem Motto "deportacje stop! - zaden czloviek nie jest nielegalny" (Stop den Deportationen - kein Mensch ist illegal) statt. Ustrzyki Gorne befindet sich imj südöstlichsten Eck Polens, direkt am Dreiländereck Polen, Slovakei, Ukraine. Organisiert wurden das Camp von der Anarchistischen Föderation Polens.

 

Im Vorfeld des Camps gab es Kritik an den VeranstalterInnen, weil ein Mann aus einer Teilgruppe der Anarchistischen Föderation ein sexistisches Wehrdienstverweigerungsplakat produziert hatte, von dem sich die Föderation nicht oder nur zu wenig distanzierte. Weiters wurde auch die Zusammenarbeit mit einer rechten Gruppe (die die Föderation als liberal-konservativ bezeichnete) kritisiert. Inwieweit diese Vorwürfe zutreffen können wir nur schwer sagen, da wir von diesen Diskussionen vor dem Camp nichts mitbekommen hatten. Die Diskussion über Sexismus steht aber sicherlich an.

Am Donnerstag 13. und Freitag 14. Juli kamen die meisten CampteilnehmerInnen in Ustrzyki Gorne an, schließlich waren es ca. 150. Die Leute kamen aus Polen, Slovakei, weissrussland, Rußland, Ukraine, Bulgarien, Finnland, Deutschland, Holland und Österreich.

Am Samstag, 15.7. fand eine Kundgebung vor dem zentralen GrenzüberwachungsGebäude dieser Region in einem Ort ca. 15 km von Ustrzyki Gorne entfernt statt. Symbolisch wurde ein Grenzbalken verbrannt. Es gab keine Zwischenfälle. Am Sonntag, 16.7. besuchte eine Gruppe von 40 CampteilnehmerInnen das Dreiländereck Polen, Ukraine, Slovakei in den Bergen in der Nähe von Urstrzyki Gorne. Bei strömendem Regen wurden die GrenzspaziergängerInnen am Berg von 60 GrenzschutzsoldatInnen erwartet. Ein skuriles Bild ? auf den Berg hinaufkommen und dort stundenlang wartende Soldaten treffen. Anscheinend dachten sie,daß hunderte AnarchistInnen aus ganz Europa die Grenze sTürmen würden. Nach Angaben der Soldaten waren 300 von ihnen auf dem Berg verteilt und 1200 in Bereitschaft im Tal. Nach kurzem Aufenthalt am Dreiländereck ging`s ohne Zwischenfälle zurück ins Tal. In Ustrzyki Gorne wird gerade mit EU-Geldern ein neues zentrales GrenzüberwachungsGebäude gebaut. Am Montag, 17.7. wurde der dazugehörige Funkturm ca. eine Stunde von 2 AktivistInnen besetzt und ein Transparent mit der Aufschrift "Offenes Europa" entrollt. Nach Ende der Aktion nahm die Polizei eine Person fest, die angeblich auf einen Wagen des Grenzschutzes getreten haben soll. Die Person wurde nach 2 Stunden wieder freigelassen wird aber wahrscheinlich eine Geldstrafe zu zahlen haben.

Einige Leute aus Weissrußland kündigten an, daß sie nächsten Sommer an der Grenze zwischen Litauen und Weissrußland vielleicht ein Grenzcamp organisieren werden.

Die Grenzregion zwischen Polen und Ukraine wird mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union zur neuen EU-aussengrenze. Schon jetzt steckt die EU viel Geld in die Ausrüstung der polnischen Grenzschutztruppen. Von technischem Equipment bis zum neue Gebäude in Ustrzyki Gorne. Auf den Autos der GrenzschätzerInnen waren Aufkleber mit dem Text "finanziert durch die EuropäischeUnion" angebracht. Seit 1. Juli 2000 besteht für Menschen aus der Ukraine und Weissrußland Visapflicht für die Reise nach Polen. Der über Jahrzehnte lebhafte Kleinhandel über die Grenze kommt damit völlig zum Erliegen und raubt den Menschen eine wichtige Möglichkeit Handel zu betreiben. Polen steht unter starkem Druck der EU die Grenzen gegen Osten bereits jetzt dicht zu machen und spielt dieses Spiel mit, will es doch brav die Kriterien für den EU-Beitritt erfüllen - nicht nur auf ökonomischem Gebiet sondern auch in bezug auf die Erweiterung und Abgrenzung der Festung Europa.

Interessante Punkte an diesem Camp waren die Kontakte zu Leuten aus vielen ostEuropäischen ländern und in der Realität zu erleben, wie sich das EuropäischeGrenzregime nach Osten ausweitet.

Kontakt:
federcja anarchisty/kolektyw rozbart
maciej rosak, pobox 5
60966 Poznan, Polska
Tel.: 0048-603247245 (Handy)
Email: roszak (at) artemida.amu.edu.pl