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[ 24. Mar 2004 ]

Bericht von der antirassistischen Kundgebung in WÃŒllersdorf

Etwa 40 AktivistInnen fanden sich am 21. März 2004 am Hauptplatz in WÃŒllersdorf ein, um an einer "Kundgebung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" teilzunehmen.

 

(Bericht übernommen von TATblatt +209)

21. März 2004: WÃŒllersdorf an einem Sonntag im März

Etwa 40 AktivistInnen haben sich heute gegen 11 Uhr am Hauptplatz in WÃŒllersdorf eingefunden, um an einer "Kundgebung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" teilzunehmen.

In dem nahe Wiener Neustadt gelegenen WÃŒllersdorf hatte sich in den letzten Tagen eine breite "bürgerinitiative" gegen die geplante Verwendung einer ehemaligen Kaserne als Flüchtlingslager gegründet. Nicht etwa das Vorhaben von Rotem Kreuz und Innenministerium Flüchtlinge einfach zu kasernieren, statt für Unterkünfte zu sorgen, die eine soziale Isolation und Marginalisierung von Flüchtlingen verstärken, erregte dabei den Unmut der Bevölkerung. Im Gegenteil, unterstützt vom SP-bürgermeister Schneider wurde im Namen der "Sicherheit" und des "Wirtschaftsstandortes" gegen MigrantInnen Stimmung gemacht. Binnen weniger Tage waren 2.400 Unterschriften gesammelt worden, für Sonntag, den 21. März waren in den drei Ortsteilen gar "SchweigemÀrsche" geplant, eine Blockade der Autobahn wurde von der bürgerInneninitiative nicht ausgeschlossen.

Auch wenn diese SchweigemÀrsche Mitte letzter Woche abgesagt worden waren, war dies doch Grund genug für einige kritischen AktivistInnen aus der Umgebung sowie aus Wien nach WÃŒllersdorf zu reisen. Die aus Wien angereisten wurden schon beim Umsteigen am Bahnhof Wr. Neustadt von Gendarmen argwÃŒhnisch beÀugt. Ihre überforderung mit der Situation entsprechend, reagierten diese auf ein Foto, das ein Aktivist von einem am Bahnsteig stehenden Uniformierten zu machen wagte, recht nervÃŒs und mit EinschÃŒchterungen. Nachdem die Personalien des Fotografen aufgenommen worden waren, das Löschen des Fotos war zuvor verweigert worden, konnte es auch für diese Gruppe mit dem Regionalzug weiter nach WÃŒllersdorf gehen.

Dort angekommen, wurden Anreisende wiederum von uniformierten Beamten und etwa zehn besorgten bürgerInnen, die mit Fotoapparaten und Digitalkameras bestückt, alle am Bahnhof Ankommenden abfilmten. Vom Bahnhof ging es nun, unter Polizeischutz, sowie unter den Augen unangenehm berÃŒhrter EinwohnerInnen, weiter entlang der Hauptstrasse zum Hauptplatz, wo die Kundgebung stattfinden sollte.

Trotz einer, zumindest zeitweisen überzahl an EinwohnerInnen, die dem bunt zusammengewürfelten HÀufchen DemonstrantInnen auf der anderen Seite des Hauptplatzes gegenüberstanden, blieb die Situation während der gesamten Kundgebung entspannt. Zur guten Laune der KundgebungsteilnehmerInnen dürfte aber nicht nur das Wetter beigetragen haben, sondern, dass auch durchwegs interessante Redebeiträge, die an der lokalen Situation in WÃŒllersdorf orientiert waren und einmal nicht die "Welt erklären" wollten, dominierten, was alles andere als selbstverständlich ist. Das dürfte wohl auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die anwesenden WÃŒllersdorferInnen zeitweise sehr aufmerksam verfolgten, was denn da gesagt wurde.

Alles in allem war die Kundgebung in WÃŒllersdorf also insofern gelungen, als sie die lokale Bevölkerung merklich verstÀrte und das rassistische Selbstbild der WÃŒllersdorferInnen nicht nur oberflächlich ankratzte.

Ach ja, auch in anderen Orten in Österreich wurde versucht aufgelassene Kasernen zur Unterbringung von Flüchtlingen zu benützen, auch in anderen Gemeinden werden in dem Zusammenhang rassistische Vorurteile gepflegt und von der SPÖ- massgeblich mitgetragen. In Stockerau wurde erst in den letzten Tagen im Gemeinderat eine Resolution verabschiedet, mit der sich alle Fraktionen gegen ein Flüchtlingsquartier in der Prinz Eugen-Kaserne aussprachen.