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[ 23. Sep 2004 ]

Kritik an der Caritas-Kampagne "Aids macht Waise"

Plakat zur Caritas-Kampagne

Seit einigen Wochen führt die Caritas Österreich eine Kampagne unter dem Titel "Aids macht Waise" durch. Der Aktivist Sidy Wane trat mit der Caritas in kritische Diskussion.

 

Seit einigen Wochen führt die Caritas Österreich eine Kampagne (Augustsammlung) unter dem Titel "Aids macht Waise" durch (http://www.caritas.at/aktionen/aktion1.html). Mit dieser Aktion will die Caritas Kinder in afrikanischen ländern unterstützen, deren Eltern durch AIDS gestorben sind. Durch diese Kampagne werden jedoch auch rassistische Stereotype reproduziert. Sidy Mamadou Wane trat deshalb mit der Caritas in Kontakt und führte mit der Pressesprecherin und zwei weiteren Verantwortlichen ein Gespräch, in dem er die Kampagne kritisierte. Nach Angaben der Caritas war nicht beabsichtigt das rassistische Bild "Aids/AfikanerInnen" durch Bilder und Plakate zu verstärken. Die Caritas machte auch den Vorschlag bei der nächsten Kampagne zu kooperieren.

Folgenden Text hat Sidy Wane zu diesem Gespräch geschrieben. Der Artikel wurde von no-racism.net redigiert.


Meine erklärung zur Caritas-Kampagne "Aids macht Waise"

1 - Das Plakat: Bildaufbau und Nachricht

2 - Vorurteile: Konsequenzen für Schwarze im Ausland und für Afrika

3 - Lösungen


1 - Das Plakat: Bildaufbau und Nachricht



Was Afrika betrifft, erreichen fast nur Plakate wegen Problemen (Kriegsopfer, Krankheiten, Armut, usw.) ein großes Publikum in Wien. Sie treffen uns an strategischen Werbungspunkten. Hinter dem Aufruf Geld zu spenden, prÀgen diese Plakate ein bestimmtes Bild von Afrika. Das ärgert die AfrikanerInnen, die sich sagen: "können sie die Werbungen nicht anders machen?".

Bis jetzt waren die Plakate nur "Szenen", das Plakat "Aids macht Waise" ist anders: es ist das Portrait einer großfamilie.

Die erste Eigenschaft eines Portraits ist seine repräsentative Funktion. Die Darsteller wissen es: wie sie sich bekleiden, positionieren und in einer korrekten Haltung bleiben, so schaffen sie einen Kompromiss mit der Gesellschaftsnorm, sind "gesellschaftsrepräsentativ"( für Afrika in diesem Fall). Die Anonymität dieser großfamilie bindet noch einmal, auf andere perfekte Weise, diese Funktion.

Zu diesem Plakat:
- an der Oberfläche bittet es um eine Spende für Aids-Opfer (ernstes Problem in Afrika)
- im ersten Untergrund benachrichtigt es uns, durch den Kontrast scharf und unscharf, dass alle, ausgenommen ein Kind, an Aids gestorben sind.
- im zweiten Untergrund, durch die Art des Bildes und der uns bekannten Funktionalität, bindet es die Konzepte AfrikanerInnen/Aids zusammen.

2 - Vorurteile: Konsequenzen für Schwarze im Ausland und für Afrika



Ein Vorurteil (AfrikanerInnen/Aids) ist damit subtil gebaut oder verstärkt (wie wir es aus der Geschichte kennen).

Das Vorurteil, dass AfrikanerInnen Unterklassemenschen sind, hat in der Zeit des Kolonialismus den Regierenden geholfen, dass sie ohne Protest der eigenen Bevölkerung die eroberten länder administrieren konnten. Man hat Gruppen von AfrikanerInnen in Zoos ausgestellt (unter dem Vorwand, andere völker zu präsentieren). Diese wurden auch aufgefordert "die blöden" zu spielen. Auch EuropäischeExperten haben diese Manipulation benannt.

Unbewusste Vorurteile wirken, ohne dass die, die sie in sich tragen, das bemerken. Aber sie tauchen in ihren Positionen wieder auf (z.B. dass sie Kolonialismus normal finden). Werbeleute haben eine Technik benutzt, nämlich: in einem Film über Autorennen, nicht bewusst wahrnehmbar, einen Hamburger zu zeigen. Der/die BetrachterIn denkt dann an einen Hamburger ohne zu wissen warum.

In " Die Geschichte vom schwarzen Mohr" von Heinrich Hoffmann (Autor des "Struwwelpeter") findet man einen gleichen subtilen Prozess. Der Nikolaus, der als weiser Mann präsentiert ist, bestraft weisse Kinder, die sich über ein schwarzes Kind lustig machen da es einen Regenschirm bei schönem Wetter trägt, indem er sie auch schwarz macht. Die Eltern und ihre Kinder, die diese Geschichte lesen, bemerken die Oberflächennachricht: ein Weiser bestraft Kinder die sich schlecht benehmen. Aber der "Weise" verbreitet eine erste Unternachricht: "Er kann nichts dafür, dass er schwarz ist" und bereitet sie für die große Nachricht vor, die er mit seiner Strafe festigt: Schwarz sein ist schlecht.

Vorurteile und falsche Bilder verursachen für uns AfrikanerInnen Probleme. Der UNHCR scheint das verstanden zu haben, mit seiner Kampagne gegen Vorurteile gegenüber AsylwerberInnen (http://www.unhcr.at).

Wir AfrikanerInnen erleben ständig rassistische Probleme. Das Vorurteil "Aids/AfrikanerInnen " könnte die Wirkung haben, dass unsere Kinder mit dem Kopf nach unten leben.

Man muss auch bedenken, dass Österreich zu den "entwickelten ländern" gehört, die internationale Entscheidungen für unsere Welt treffen. Alle 6 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. hätten die "entwickelten länder der Welt" Respekt für alle Menschen, alle völker, wäre mit den Mitteln die wir heute in der Welt zur Verfügung haben (Kommunikation, Technik, Wissen, Transport und Organisation), die niederste Stufe der Armut (etwas zu essen) schon alte Geschichte. Aber sie interessiert nicht die Gerechtigkeit (wie auch die RÃŒmer mit Christus) sie interessiert nur ihre Macht. Ohne Respekt wird Afrika immer mehr "Hilfe" brauchen.

Mehr als Wunden zu pflegen interessiert uns, dass es keine mehr gibt.

Die Plakatserie "Aids macht Waise" der Caritas hat uns schwer verletzt. Sie bringt auch Verzweiflung und wirft schwerwiegende Fragen auf:

A - Gehört die Caritas zu denen, die glauben, dass die schwarze Rasse eine verstoßene Rasse ist (interpretiert auch die Caritas die Bibel so)?

B - Sorgt die Caritas für die Isolierung und Absperrung Afrikas, wie einige Personen die Politik in den reichen ländern verstehen?

C - Wie ist Aids überhaupt entstanden? Ist das eine im Laboratorium entwickelte, für Rassenkampf, ideologische oder religiöse Ziele verwendete Krankheit (um die Sünde "Sex" zu stoppen)?

D- Glaubt die Caritas, dass die kommende Weltordnung (Globalisierung) nur von den jetzt "entwickelten ländern" bestimmt werden soll und ist es deswegen notwendig die "Dritte Welt länder" in fundamentalen Schwierigkeiten zu halten?

E- Oder sind das alles falsche Fragen und die Wahrheit ist, dass die Caritas eine karitative Organisation ist, von dem wunderbaren Christus inspiriert? Dann bitten wir den allmächtigen Gott, dass die Caritas ihrer "Berufung ", den von Aids Betroffenen zu helfen, folgt. Aber dann kann sie nicht in der Art von G.W. Bush oder den Kolonialisten sagen: "Wir helfen". Eine solche Mission funktioniert nur mit Respekt und bleibt nur mit Respekt bestehen.

Mich interessiert nicht, die Caritas mit einer Anklage in Schwierigkeiten zu bringen. Mich interessiert auch nicht, dass die Polizistin, die im Stadtpark auf den körper meines Freundes gesprungen ist, Probleme hat. Mich interessiert, dass Gesetze oder Abmachungen geachtet werden, dass wir miteinander in gegenseitigem Respekt leben. Das ist der einzige Weg der dazu führen kann, dass wir für alle Menschen das Bedürfnis gut zu leben und in Ruhe zu sterben durchsetzen können.

3 - Lösungen:



A - Ich schlage den Organisationen in Wien die mir zurückgeschrieben haben vor, dass wir gemeinsam einen Brief an die Hilfsorganisationen schreiben. Einen Brief, in denen wir ihnen empfehlen, die Herausforderung anzunehmen und ihre Plakate und Werbungen so zu gestalten, dass sie keine falschen Bilder von Afrika vermitteln und
Vorurteile aufbauen.. Wir laden sie zur Diskussion darüber mit uns ein.

B - Ich werde eine Liste von KünstlerInnen veröffentlichen (die ich auch an die Hilfsorganisationen weiterleite) die bereit sind, mit den Werbeleuten der Hilfsorganisationen zusammen zu arbeiten, um diese Herausforderung zu meistern.

Hoffnungsvoll
Sidy Mamadou Wane