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[ 09. Jun 2005 ]

Erneuter Widerstand im Lager Bramsche-Hesepe

Das Lager muss weg!

Am 08.06.2005 organisierten ca. 70 Flüchtlinge des Lagers Bramsche - Hesepe, BRD, eine Protestaktion gegen den Besuch einer Delegation niedersächsischer Behörden, um auf ihre ummenschlichen Lebensumstände hinzuweisen und forderten die Schließung des Lagers.

 

"Schei-ße La-ger, schei-ße La-ger!" Mit diesem Spruch bedankten sich Flüchtlingskinder aus der ZAAB Bramsche bei einer Delegation bestehend aus Angehörigen niedersächsischer Behörden für die derzeitige Lagerpolitik der BRD und ihre Folgen.

Die Protestaktion im Lager Bramsche-Hesepe begann am Morgen des 8. Juni 2005 um 9.00 Uhr. Es versammelten sich ca. 70 Flüchtlinge verschiedenster Herkunft um auf die Missstände im Lager aufmerksam zu machen. Grund für die Aktion war der Besuch einer Delegation, bestehend aus MitarbeiterInnen der ZAAB Oldenburg und Braunschweig, sowie Angehörigen des Innenministeriums und der Polizei. Die Delegation war von Lagerleiter Bramm zu einer Infoveranstaltung und einer Begehung des Lagers eingeladen worden, um sich des vermeintlich hervorragenden Zustandes der ZAAB zu vergewissern.

Doch die Flüchtlinge zeigten durch ihren Protest deutlich, dass die Präsentation des Lagers nach aussen nicht der inneren Wirklichkeit entspricht, obwohl heute sonst alles gestriegelt und geschniegelt war. Nach einer kraftvollen und entschlossenen Demo durch das Lager versammelten sie sich vor der Tür des Gebäudes, wo die Infoveranstaltung stattfand, und verliehen mit Sprechchören ihrer Forderung nach der Schließung des Lagers Ausdruck. Mehrere Versuche die Infoveranstaltung zu besuchen, wurden durch das Lagerpersonal und vier Angehörige der politischen Polizei verhindert. Hier kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, die nach Aussprache einiger Drohungen durch die Polizei wieder beendet wurden. Zwischenzeitlich waren vier bis fünf Streifenwagen der Polizei vorgefahren.

Zur Mittagspause wurde den Angehörigen der Delegation ein reichhaltiges Buffet serviert; zynischerweise vor den Augen der Flüchtlinge, die sonst oft nur Kartoffeln, Makkaroni oder Reis vorgesetzt bekommen. Dies wurde missbilligend quittiert. Doch auch das Essen der Flüchtlinge war heute, am großen Schautag, nicht das schlechteste. Lagerleiter Bramm hat sich die Präsentation seines "HolidayParks" einiges kosten lassen.

Im Laufe des Versuchs durch den Hintereingang der Küche zum schmackhaften Buffet zu gelangen, wurde erneut Polizei eingesetzt. Auch hier kam es zu ungerechtfertigten Handgreiflichkeiten von seiten der Polizei, die sich fälschlicher Weise bei Kameraaufnahmen auf das Recht am Bild berief.

Im Anschluss an diese Aktion wurde zwei "deutschen" Gästen der Flüchtlinge, die den ganzen Protestaktionen passiv beiwohnten, Hausverbot durch Herrn Bramm erteilt. Allerdings blieb Lagerleiter Bramm den Gästen eine nachvollziehbare Begründung schuldig.

Dieser Protest war erneut verbunden mit der Forderung nach der Schließung des Lagers und zeigt, dass der sebstorganisierte Widerstand durch die Flüchtlinge funktioniert. Ziel von allen AntirassistInnen muss es nun sein, die alltägliche Repression gegen Flüchtlinge durch solidarität und Schaffung von kritischer Gegenöffentlichkeit ins Leere laufen zu lassen. Nur gemeinsam können wir es schaffen: DAS LAGER MUSS WEG!

Dieser Text wurde zuerst am 8. Juni 2005 auf de.indymedia.org veröffentlicht.