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[ 01. Aug 2005 ]

Graffity-Days Klagenfurt von Pro-Graffity-Aktivisten gestört

BZÖ Logo an der Graffity Wand in Klagenfurt

In Klagenfurt / Celovec fanden von 29. bis 30. Juni numehr schon das zweite mal die "Graffity Days" statt. Die Veranstaltung gibt sich so, als würde die die Graffity-Kultur fördern, doch bei näherem hinsehen entpuppt sich das ganze als orwellsches Gebilde, das einteilt zwischen "guten" und "bösen" SpräherInnen.

 

Kapital daraus schlagen nicht etwa die SprÃŒherInnen, sondern die Jugendabteilung der Stadt mit Jugendreferent Christian Scheider (BZÖ) als Vorreiter. Aktivisten sTürten heute mit einer Aktion die Veranstaltung. Resummee - ein erklärungsbedürftiger Christian Scheider und der Versuch einer Festnahme durch die Polizei.

Um ca. 19.30 betrat eine Gruppe Aktivisten (in diesem Fall nur Männer) das Gelände vor der "Megapoint"-Halle, in der die "Graffity Days" stattfanden. Es war gerade eine Versteigerung der während der Graffity-Days von KünstlerInnen hergestellten Bilder statt (voriges Jahr kamen ja 6000 Euro zusammen). Die Aktivisten verteilten ein Flugblatt, das weiter unten im Text dokumentiert ist, sowie eine kleine Artikelsammlung namens "Zuckerbrot und Peitsche", in der die repressive Politik der stadt gegenüber SprayerInnen dokumentiert wird.
Auch der selbsternannte Retter der klagenfurter Jugend, BZÖ-Jugendstadtrat Christian Scheider bekam einen Flyer ab, worauf er kurzerhand zum Mikro griff und dem Publikum zu erklären versuchte, was für ein coller Typ er doch ist. So ist er dafür "diese Kultur zu fördern", kenn "kein Verständnis für Leute, die Straftaten begehen" (sprich: illegalisierte SprayerInnen) und unterstrich das Graffity-freundliche Image der Stadt und von ihm selber damit, dass ER es doch war, der ÖVP-bürgermeister Harald Scheucher davon abhielt, ein Kopfgeld gegen SprayerInnen auszusetzen, wie das vor Monaten in Villach/Beljak geschehen ist. Na, ist doch super, oder? ;-)

Ein Aktivist griff noch während Scheiders selbstbeweihräucherungs-Rede zu einem Artikel, in dem die Harald Scheucher die "Aktion Scharf" gegen SprayerInnen ankündigt und las ein bisschen was davon vor. Währenddessen fingen ein paar andere Aktivisten an, eine in der Nähe stehende legale Wand in der BZÖ-Farbe Orange anzustreichen. Daraufhin kamen zuerst einmal zwei Zivibullen, einer vom Suchtgiftdezernat (schließlich mussten alle TeilnehmerInnen der Graffity Days eine erklärung unterschreiben, keine Drogen zu nehmen sowie in ihren Bilder keine Inhalte wie Drogen zu thematisieren - trotzdem gab es gestern zumindest eine Polizeikontrolle der TeilnehmerInnen), mit der Dienstnummer 3123, der den "good cop" spielte, der andere Bulle (dienstnummer 3080) war wies ausschaut auf die Beobachtung von SprayerInnen aus und schrie rum, dass das bemalen der (legalen!) Wand "nicht erlaubt" sei. Als ihm Leute entgegneten, es handle sich um eine legale Wand, packte er einen Aktivisten und sagte ihm, er sei festgenommen. Weils grad so lustig war, wurde ein anderer Aktivist auch kurzerhand zum Festgenommenen erklärt. In wenigen Minuten waren ca. 15 Leute um die Bullen versammelten, die währenddessen uniformierte Verstärkung holten (die kamen mit Blaulicht!) und die Personalien einiger Personen aufnahmen. Einer der Bullen fragte dann kurzerhand bei Christian Scheider persönlich nach, ob die Wand denn legal sei, worauf die Sachlage klar war und die Leute in Ruhe gelassen wurden. Der Drogenbulle mit der Dienstnummer 3123 machte noch Fotos und Videos von der Menschentraube, ebenso wurden ALLE Personen, die noch bei der Versteigerung wielter abgefilmt.

Danach wurde die Wand (die übrigend auch zu Christian Scheiders "Megapoint"-Halle gehört) weiterbemalt (ganz orange :-)), ein großes BZÖ prangt auch drauf, daneben ganz oft der mit Schablone hingesprÃŒhte Christian Scheider. Der anstrich aus lügen, auf denen diese Veranstaltung basiert, wurde abgetragen und einfach das gezeigt, worum es sich eigentlich handeln - um eine Jugendwahlkampagne des BZÖ.

So, und weils grad so schön ist, hier noch der Text der Flugblattes, das von den AktivistInnen verteilt wurde.

AUFGEPASST!
Künstlerische Selbstverwirklichung ist etwas fördernswertes, je mehr räume dafür geöffnet werden, desdo mehr Möglichkeiten haben KünstlerInnen und solche, die es werden wollen, zu experimentieren. So scheint es auf der ersten Blick, als seien die Graffity-Days Klagenfurt/Celovec eine unterstützenswerte Veranstaltung, schließlich darf hier gesprÃŒht werden, was das Zeug hält. Blickt mensch jedoch nur ein klein wenig hinter die Kulissen dieses Events, wird klar, wofür er eigentlich da ist - nicht etwa für die freie SprÃŒherInnen-Szene und andere Kulturschaffende, sondern der klagenfurter Stadtregierung, insbesondere BZÖ-Jugendstadtrat Christian Scheider und einer Politik, die darauf zielt, subkulturen auf der einen Seite zu unterdrücken, auf der anderen Seite mit verschmitzem Zahnpastalächeln unter das eigene, diesmal schwarz-orange Dach zu bekommen.

Scheinheilig wird bei den GDays so getan, als wäre Klagenfurt/Celovec eine Stadt, die Graffity-Kunst akzeptiert und fürdert. Nicht erwähnt wird jedoch die "Harte Linie", die ÖVP-bürgermeister Harald Scheucher noch vor ein paar Monaten gegen illegale SprayerInnen gefordert hat, und die schon ihre ersten Opfer in die FÀnge der Polizei getrieben hat. Gleichzeitig überlegt der Gemeinderat über umfassende Videoüberwachung und mehr Polizei, Gruppen von Menschen, die am sogenannten "sozialen Rand" leben und leben müssen oder wollen, werden im Zuge der derzeit erfolgenden Stadtumstrukturierung zur "Einkaufsstadt Klagenfurt" zunehmend Opfer von Polizeiübergriffen. Jeder Tack, jeder schnell hingeschmierte Strich sind Widerstand gegen die Wahnvorstellung einer "sauberen Stadt" und Ausdruck selbstbestimmten Handelns zur Rückeroberung des Öffentlichen Raums.

"Was man in der Innenstadt auf den HausWänden sieht hat mit Graffiti nichts zu tun", das sagen die OrganisatorInnen dieser Veranstaltung. Damit werden SprayerInnen in "gute" und "böse" eingeteilt. Die bösen sin demnach diejenigen, die illegal sprÃŒhen, die "guten" diejenigen, die sich der legalen Wände bedienen.

Die Definitionsmacht darüber, was nun Kunst ist, liegt nicht mehr bei den KünstlerInnen selber, sondern bei denjenigen, die sie gleichzeitig kriminalisieren. Bei den Graffity-Days wird das zb. dadurch sichtbar, dass bestimmte Inhalte wie Drogenkonsum nicht thematisiert werden dürfen, alle TeilnehmerInnen haben zudem eine erklärung unterzeichnen müssen, keine drogen zu nehmen, trotzdem führte die Polizei Kontrollen durch.

Ein weiterer Punkt ist, dass bei den Graffity-Days die Graffity-kunst auf ihre Verwertbarkeit beschränkt wird. Ein paar LeinWände, damit auch alles seine Ordnung hat und schön ausschaut und hoffentlich springen dann wieder ein paar 1000 Euro für die Bilder raus, damit die Stadt "soziales" Image pflegen kann. Bilder, die also nicht in die von der Stadt vorgegebenen Kriterien der "Verwertbarkeit" passen, haben auf den GDays nichts zu suchen.

"Die besten SprayerInnen" sollen zusammenkommen - posing für die Medien anstatt eines Freiraumes, der SprÃŒherInnen, egal ob erfahrenen oder unerfahrenen die Möglichkeit gibt sich zu verwirklichen, frei von kommerzieller Verwertbarkeitslogik und Image-Aufpolierung für die Stadt.

Ihr nennt uns "illegal" und sperrt im Namen der "legalität" Leute in KÀfige. Eure "legalität" ist nichts anderes als graue BetonwÃŒsten, unser Widerstand ist Buntheit, auch auf DEINER Hausfasade! Wir wollen uns nicht spalten lassen in "gute" und "böse" SprayerInnen. Was Kunst ist, bestimmen immer noch wir und nicht irgendwelche PolitikerInnen, heissen sie nun Christian Scheider, Harald Scheucher oder sonstwie.

Das Geld, das bei dieser Versteigerung eingenommen wird, kommt einem "Einzelschicksal" zugute. Gut, dann fordern wir, dass dieses einzelschicksal ein/e von der Polizeirepression betroffener SprayerIn sein soll!!

Wir scheissen auf eure weissen Wände!
SPRAYBACK!!

Unkontrollierbare KünstlerInnen gegen Klagenfurter Zustände