Nach dem Tod in Schubhaft von Yankuba Ceesay in Linz veranstalten die Black Community in Oberösterreich sowie die Plattform Zivilcourage eine Demonstration in Linz am Samstag 15.10.2005 ab 13 Uhr - Schillerpark.
Heute Dienstag, 10. Oktober, fand in Linz eine Pressekonferenz von "Plattform Zivilcourage", Volkshilfe Oberösterreich und der Black Community in Oberösterreich zum Tod von Yankuba Cessay statt. Sie sprachen von "massiven Versäumnissen" der Behörden. Was den Behörden angeblich nicht möglich war, sei der "Plattform Zivilcourage" binnen zwei Tagen gelungen: Die Identität des in der Schubhaft gestorbenen Mannes zu klären und seinen in Deutschland lebenden Bruder ausfindig zu machen.
Der Bruder von Yankuba Ceesay zeigte sich in der Pressekonferenz betroffen. Die Polizei habe sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu informieren. Er habe die Leiche bisher nicht gesehen und den Toten nur anhand eines Bildes identifiziert.
Die Sprecherin der "Plattform Zivilcourage", Gülcan Gigl, kritisierte die mangelnde Auskunftsbereitschaft der Polizei. So habe sich in der Bundespolizeidirektion Linz niemand um die Anfragen der Organisationen bemüht. Es sei nicht zu erfahren gewesen, wann die Leiche des 18-Jährigen zur Bestattung freigegeben wird. Für die muslimische Familie des Toten sei eine baldige Bestattung aus religiösen Gründen aber sehr wichtig.
Ike Okafor von der "Black Community", dem Dachverband aller afrikanischen Initiativen in OÖ: "Es ist nicht das erste Mal, dass ein Schubhäftling schwarzer Hautfarbe in Polizeigewahrsam gestorben ist. Man bekommt den Eindruck, dass es kein Zufall ist." Seine Organisation fordere eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls, mehr Transparenz und eine Änderung des Asylgesetzes. Er sei "empört und enttäuscht" vom System und fordere eine "offizielle Entschuldigung" von der Republik Österreich und von der Polizei.
Der Leiter der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung, Christian Schörkhuber, stellte in Frage, ob der 18-jährige Yankuba Ceesay überhaupt zu Recht in Schubhaft war. Nach seiner Festnahme habe man den jungen Mann, mit der Begründung, seine Identität sei unklar, in Schubhaft genommen. Dabei hätte sich diese für die Behörden leicht feststellen lassen, so Schörkhuber.
"Wir werden diese unfassbaren Zustände auch im Menschenrechtsbeirat auf den Tisch bringen", versprach der Vorsitzende der Volkshilfe Oberösterreich, Josef Weidenholzer. Er habe in der Sache bereits einen Rechtsanwalt beauftragt.
Für Sonja Abdouraman von der Plattform afrikanischer Organisationen in Oberösterreich sind die Umstände des Todes des Schubhäftlings noch "nicht restlos" geklärt. Für kommenden Samstag wurden eine Demonstration und eine Trauerkundgebung in der Linzer Innenstadt angekündigt.
Yankuba Cessay war heuer in Wien wegen eines Drogendelikts verurteilt und im September 2005 bedingt aus der Haft entlassen worden. Da nach Abgaben der Polizei seine Identität nicht bekannt war, kam er in Schubhaft und wurde aus Platzgründen nach Linz überstellt. Er verweigerte seit 28. September 2005 die Aufnahme von fester Nahrung. Er trank lediglich. Er wurde nach Angaben der Polizei von MitarbeiterInnn des "Vereins Menschenrechte Österreich" betreut und regelmäßig von ÄrztInnen untersucht.
Kurze Chronologie von :: afrikanet.info:
Am 4. Oktober 2005 starb ein junger schwarzer Schubhäftling in einer Isolationszelle im Gefangenenhaus Linz. Nach seinem Tod erinnert die Medienberichterstattung an Marus Omofuma (1999)und Seibane Wague (2003). Angebliche Todesursache: Herzversagen. Und natürlich war er vor seinem Tod "agressiv".
Am 5. Oktober 2005 fand die Obduktion statt. Natürlich war der Mann nicht an Misshandlungen und Körperverletzungen gestorben, sondern an den Folgen einer "Elektrolytischen Verschiebung". Was das bedeutet? Eine Verschiebung des Mineralstoff-Haushalts im Blut. Yankuba war kräftiger Natur bestätigt die Polizei - Chefärztin Michaela Pfleger-de Comtes: „Er hat nicht kraftlos gewirkt, sondern war körperlich gut durchtrainiert“. (Volksblatt)
Am 6. Oktober 2005 berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten über einen möglichen labortechnischen Fehler im AKH Linz, auf Grund dessen die Ergebnisse, die seinen Zustand als "nicht alarmierend" diagnostizieren, nicht verwertbar waren (dixit Heinz Brock, AKH Ärztlicher Leiter). Nach einwöchigem Hungerstreik war der Verstorbene laut Medien zwei bis drei Stunden vor seinem Tod im Spital untersucht worden.
Zur Situation von ausländischen Gefangenen im Linzer Gefängnis schreibt der Bericht des Europäischen Komitees zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT) im April 2004 u.a.:
"71- Was die Justizanstalt Linz betrifft, hat die Delegation praktisch keine Vorwürfe einer Misshandlung von Insassen durch das Personal erhalten und beobachtet, dass die Atmosphäre in der Anstalt allgemein entspannt gewesen ist. Dennoch haben sich einige ausländische Häftlinge über ein gelegentliches rüdes Verhalten von bestimmten Mitgliedern des Personals beschwert. In Ansehung des hohen Anteils von ausländischen Häftlingen in der Anstalt ist eine größere Anstrengung erforderlich, um ein positives Verhältnis zu Ihnen zu schaffen."**
Quellen:
orf.at
afrikanet.info