Am Donnerstag, 20. Oktober 2005, wird in Wien eine Demonstration stattfinden, um gegen Abschiebungen, gegen die europäische Abschottungspolitik und die Morde an der Grenze zu protestieren.
Donnerstag, 20. Oktober 2005; Treffpunkt 15 Uhr, Spanische Botschaft, Theresianumgasse 21, 1040 Wien
In den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Marokko kam es in den letzten Wochen zu schweren Übergriffen von spanischer und marokkanischer Polizei gegen MigrantInnen. Mehrere Flüchtlinge wurden im Zuge ihrer Fluchtversuche getötet, viele an die Süd-Grenze Marokkos abgeschoben.
weitere Demonstrationen und Kundgebungen die zum Thema stattfinden oder schon stattgefunden haben:
Frankfurt Dienstag, 11.10., 17 Uhr, Spanisches Konsulat, Nibelungenplatz
Bremen Donnerstag, 13.10., 17 Uhr, Ziegenmarkt
Osnabrück 13.10., 16 Uhr, Hegertor
Madrid 13.10., 18 Uhr, Innenministerium
Lindau 13.10., 18.30 Uhr, Bismarckplatz, Lindau-Insel
Rabat 13.10., 20.30 Uhr, Plaza de Correos
Hamburg Freitag, 14.10., 16 Uhr, Spanisches Konsulat, Mittelweg 37
Paris 14.10., 17 Uhr, Marokkanische Botschaft
Hannover Samstag, 15.10., 11 Uhr, Spanisches Konsulat, Bödekerstr. 22
München 15.10, 10 Uhr, Spanisches Konsulat
Malaga 15.10., 12 Uhr, puertas de la subdelegación del gobierno
Brüssel 15.10., 15 Uhr, Marches de la Bourse
Barcelona 15.10., 17 Uhr, Pla Palau
Berlin Montag, 17.10., 14 Uhr, Spanische Botschaft Berlin, Lichtensteinallee 1, 10787 Berlin
Córdoba 17.10., 20 Uhr, frente a la Subdelegación del Gobierno
Wien 20.10., 15 Uhr, Spanische Botschaft
Sevilla 20.10., 19 Uhr, Pza. de la Encarnación
29.10.2005: :: Internationaler Aktionstag
Augenzeugen-Berichte von MigrantInnen in Marokko
übernommen von de.indymedia.org, Übersetzung aus dem Spanischen von indymedia Tanger
"Bis jetzt ist es unmöglich die Zahl der Vermissten festzustellen, aber wir wissen dass seit Samstag bis Mittwoch dieser Woche in ungefähr 60 Autobusse jeweils 40-60 Personen deportiert wurden, in ein Wüstengebiet, die Grenze zwischen Algerien und Marokko. Man kann sagen/ vermutet, dass in diesen Tagen mehr als 2400 Menschen deportiert worden sind.
Nach unterschiedliche Kontaktgruppen sind 36 Menschen tot und eine unbestimmte Zahl verschwunden."
Die Morde von Nador und die Deportationen in die Sahara
Im Folgenden transkribiere ich Euch eine Zeugenaussage, die die Vision der MigrantInnen von Nador über den Versuch, nach Melilla hereinzukommen, zusammenfasst und reflektiert. Offiziell geben die Marokkanischen Behörden die Existenz von 6 Toten zu.
"Gegen 2.30 morgens (marokkanische Zeit) sind wir am Stacheldrahtzaun angekommen. Wir haben 4 Hubschrauber gesehen, es scheint, 3 waren spanisch und einer marokkanisch. Wir haben den ersten Zaun nicht überquert und niemand hat uns berührt [wurden in Ruhe gelassen]... wir haben es bis dorthin geschafft. Sie begannen auf uns zu schießen und Tränengas zu werfen. Ich habe neben mir 2 Körper fallen gesehen. Die marokkanische Polizei hat sich uns von hinten genähert und von vorn die spanische Polizei, von denen sich einige auf marokkanischem Territorium befanden. Sie schossen von beiden Seiten, der spanischen und der marokkanischen Seite.
Ich selbst habe einen Verwundeten transportiert, mit einer Kugel im Fuss.
Im Krankenhaus von Nador war ein verwundeter Compañero von uns, der 7 Körper eintreffen gesehen hat, das heißt es gab 7 Tote. Hier im Wald bleiben auch viele Verwundete, die, denen keine medizinische Hilfe gegeben worden ist.
Es gibt auch 32 Verletzte, viele verletzt durch Kugeln. Es gibt gebrochene Füsse und Arme und hier ist noch keine Hilfe der Humanitären Organisationen angekommen., wie die Ärzte ohne Grenzen, weil sie uns komplett umzingelt haben.
Wir haben nicht 1000 Personen angegriffen, es ist unmöglich... Die Situation ist erstickend. Wenigstens bevor sie uns gefasst haben, war unser Leben nicht in Gefahr. Jetzt schicken sie Dich in die Sahara zurück und Du stirbst. Du musst wählen zwischen sterben in der Wüste oder sterben in einer Schiesserei am Stacheldraht" L.C.
Der Compañero aus Kamerun hat recht. Bis jetzt ist es unmöglich die Zahl der Vermissten festzustellen, aber wir wissen dass seit Samstag bis Mittwoch dieser Woche in ungefähr 60 Autobusse jeweils 40-60 Personen deportiert wurden, in ein Wüstengebiet, die Grenze zwischen Algerien und Marokko. Man kann sagen/ vermutet, dass in diesen Tagen mehr als 2400 Menschen deportiert worden sind. Es ist das Gebiet des Korridors, wo die Grenze nicht definiert ist und wo die territorialen Konflikte zwischen Algerien und Marokko beginnen.
Unterschiedliche Kontaktgruppen haben uns berichtet, das 36 Menschen tot und eine unbestimmte Zahl verschwunden sind.
Die Besorgnis über diese Ereignisse ist latent unter allen Afrikanern und in den Herkunftsländern wird den ganzen Tag im Fernsehen und Radio davon gesprochen. In Schwarzafrika wird von Genozid gesprochen und von der Schwarzen Jagd.
Wir haben bestätigt, dass wirklich mindestens ungefähr 30 Asylantragsteller abgeschoben worden sind. Wenigstens konnten wir mit 3 Bürgern sprechen, einem Senegalesen und einem Kameruner, deren Papiere mit dem Staat Marokko in Ordnung sind.
Mindestens wurde die Abschiebung von 10 Frauen mit Kleinkindern/Babies und um die 50, die nach eigenen Angaben schwanger sind, bestätigt.
Das Thema der Frauen macht uns besonders Sorgen, weil sie verletzlicher gegenüber der Gewalt sind, vor allem der sexuellen Gewalt, die ebenfalls gegen sie angewandt worden ist während der Abschiebungen.
Einer der Zeugen erklärt und fasst den Verlauf der Abschiebung durch die marokkanischen Behörden zusammen.
"Ich war in Spanien. Die Nacht, in der wir versucht haben, nach Ceuta hineinzukommen. Ich hatte die beiden Zäune überwunden und dann hat mich die Guardia Civil gefunden, die mich zum Umkehren gezwungen haben mit einer starken Brutalität, von der ich nie geglaubt hätte, sie in einem demokratischen Land zu vorzufinden. Sie lieferten mich an das marokkanische Militär ab, zusammen mit 155 Personen, die unverletzt waren und etwas mehr als 20 Verletzte unterschiedlichen Grades. Beide haben mit scharfer Munition geschossen, die Marokkaner und die Spanier, die Spanier während wir oben auf dem Zaun waren und die Körper fielen herunter. Ich denke an die Toten und ich sterbe von innen.
Die marokkanischen Behörden überführten uns in die Stadt Oujda, wie immer. Als ich dort ankam, traf ich auf eine Menge Afrikaner aus anderen Orten Marokkos. Ich sah viele mit Asylpapieren, ausgestellt von UNHCR und das heißt, dass sie unter dem Schutz der Vereinten Nationen stehen. Ich sah auch Compañeros, die ein Visum für Marokko hatten oder in ihrem Pass einen Stempel der Einreise, der noch nicht abgelaufen war. Ich sah Frauen und Babies, ich sah schwangere Frauen.
Sie steckten uns in Busse. Ich glaubte, dass sie uns wie immer bis 20 km von der Grenze von Oujda bringen würden. Es waren 40 Busse, aber sie haben uns in den Süden geleitet, ich schätze ungefähr 600 km von Oujda. Dann hielten die Busse und es kamen Militär-Lkws und Jeeps, die uns in kleine Gruppen aufgeteilt und uns in die Wüste gebracht haben. Sie ließen uns dort ohne Wasser und ohne Essen.
In der Ferne gab es Lichter, von Algerien, sagten die Marokkaner. Wir sind die ganze Nacht zu den Lichtern hin gelaufen, mit einigen sind wir dort angekommen und wir haben gesehen, dass es ein Algerisches Militär-Lager war. Die Militärs gaben uns Wasser und Essen. Compañeros haben es geschafft, anzukommen, andere sind nicht angekommen. Wir haben sie in der Wüste verloren. Ich versichere Euch, dass jene, die nicht angekommen sind, in Wahrheit gestorben sind.
Die Algerier haben uns in diesem Moment nicht schlecht behandelt. Sie haben uns geleitet und einen Weg gezeigt, um nicht auf das marokkanische Militär-Lager zu stoßen, die uns in Jeeps oder Lkws gebracht haben.
Das Problem ist, wenn Du wieder die marokkanischen Militärs triffst, weil sie Dich wieder deportieren und Du kehrst zum Anfang zurück.
Es gibt Deportationen von Verwundeten, mit kaputten/gebrochenen Beinen, die nicht laufen konnten und die in der Wüste geblieben sind. Wir denken nicht an jene, denen es gut geht, sondern an jene, die inmitten der Wüste geblieben sind. Wir bitten, dass Sie sie mit Hubschraubern suchen, bitte, die Stunden zählen."