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[ 28. Oct 2005 // letzte änderung: 14. Nov 2005 ]

dubV - Veranstaltung zum Tod Seibane Wagues durch eine Amtshandlung

Rassismus tötet!

Vienna Video gnuldnahreV
Freitag, 28. Oktober 2005 ab 20:00 Uhr
im EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
+ weitere Veranstaltungen

 

Seibane Wague starb am 15. Juli 2003 im Wiener Stadtpark, am Rande des Afrikakulturdorfes durch eine Amtshandlung von Rettung und Polizei. Zwei Jahre später stehen sechs PolizistInnen, drei Sanitäter und ein Notarzt vor Gericht. Die Anklage lautet: Fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen.

Am 4. November 2005 soll der Prozess laut Straflandesgericht abgeschlossen werden. An den folgend angeführten Verhandlungsterminen werden weitere ZeugInnen verhört. Unterstützende Anwesenheit an folgenden Tagen ist erwünscht:

28., 31. Oktober 2005, sowie 2., 3. und 4. November 2005 um jeweils 9 Uhr im großen Schwurgerichtssaal (Erdgeschoss), Landesgericht für Strafsachen, Wickenburggasse 18-20, 1080 Wien.


dubV


ist eine Veranstaltungsreihe, die parallel zur Verhandlung läuft: KünstlerInnen aller Sparten, Organisationen und Individuen die in den Fall impliziert sind, verbinden sich im Rahmen von Produktionen. Die erste gale/dubV fand von :: 19. bis 21. Juli 2005 im WUK statt.

Die Veranstaltung zum Tod Seibane Wagues im Rahmen einer Amtshandlung am 28. Oktober 2005 im EKH thematisiert den Prozess im Kontext institutioneller und medialer Rassismen.

Die Vienna Video gnuldnahreV besteht aus verschiedenen Teilen, deren Inhalte kollektiv zusammengetragen wurden:

  • Installation "Füße über Waffen" (von Gudrun und Sidy), www.gale.at
  • Eröffnungsrede ist ein Solotrommel (Cheikh - Tam-Tam d'Afrique)
  • Rassismus tötet! Ein Verhandlungsfilterreport (Volxtheater Favoriten), www.volxtheater.at
  • Performance "Menschenrechtsbeirat" (von Gudrun und Sidy), www.gale.at
  • live Reggae: Monomania, www.monomania.at
  • Ragga Soundsystem: Good Vibration, www.goodvibration.at

Freitag, 28 Oktober 2005 ab 20:00 Uhr
im EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien

www.med-user.net/ekh


Das Programm im Detail:


Füße über Waffen
Installation am Eingang
Menschen mit Waffen erlauben sich über unbewaffnete Menschen (wie Seibane) zu trampeln. "Füße über Waffen" ist die Antwort - und hoffentlich ein zukünftiges Prinzip.
von Gudrun und Sidy

Eröffnungsrede: Solotrommel
Mit einer Trommel ist es möglich:
- einen Standardrythmus als traurig oder fröhlich anerkannt zu produzieren,
- Lautsprecher für die Rede nicht menschlicher Wesen zu sein,
- in einer anderen Dimension mit den Leuten zu reden.
Cheickh Mboup (Tam-Tam d'Afrique) ist ein Trommelmeister, der das Afrikakulturdorf gleichzeitig mit Seibane erlebt hat.
dubV stellt ihm Bilder von damals gegenüber.

Ein Stück Holz
In Afrika wird ein Holzstück oft verwendet, um einen Menschen zu ersetzen, als Abstrahierung. Diese Abstrahierung dient dem Respekt, als Generalisierung; aber vor allem als Schutz, weil das Individuum verschwindet dann einfach im Generellen und ist ungreifbar für extranormale Kräfte. Deswegen, wenn man in Afrika viel von einem Menschen spricht oder ihn lobt, greift dieser ein Holz an. Auch wenn man Menschen zählt, zählt man oft lieber "Stückholz".
Deswegen ist ein "Stückholz" in der vom Volxtheater Favoriten konzipierten und umgesetzten Performance verwendet.

Rassismus tötet! - ein Verhandlungsfilterreport
Ausgehend von der Idee, die Situation im Gerichtssaal zu reflektieren und einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren, wurde das Stück kollektiv erarbeitet.
Die Mitschriften der unabhängigen ProzessbeobachterInnen wurden analysiert. Daraus ergaben sich die Texte der Angeklagten. Die Ablesung vom Blatt soll die vermeintliche Abgesprochenheit verdeutlichen. Die Sichtung der Medienberichte zeigt die Vorverurteilung Seibane Wagues, die in den Aussagen vor Gericht fortgesetzt werden. Rassismus wird ausgeblendet und damit auch die Absicht, die hinter einer rassistischen Handlung stecken könnte; die Sonderbehandlung aufgrund rassistischer Vorurteile wird legitimiert. In der Folge werden TäterInnen zu Opfern und die/der Tote ist für ihren/seinen Tod selbst verantwortlich.
Die verschiedenen Schauplätze sind in unterschiedliche Ebenen unterteilt, um zeitlich verschobene Geschehnisse gleichzeitig zu behandeln. Schlagzeilen beeinflussen die öffentliche Meinung und verschwimmen ineinander. Die Tat selbst steht im Vordergrund - auf Video und nachgestellt im Gerichtssaal. Trotz dieser Verdoppelung erregt die tötliche Amtshandlung kaum Aufmerksamkeit. Sie wird verdrängt, um den gegenseitigen Schuldzuweisungen Platz zu machen. Die Autorität des Richters steht über den Aussagen, die die mediale Berichterstattung wiederspiegeln. Kritische Fragen aus dem Publikum werden nicht abgehandelt.
Rassistische Übergriffe durch die Polizei sind zum Alltag geworden. Nahezu ohne Konsequenzen werden Menschen umgebracht. Mord gilt als politisches Kalkül. Der Tod von Seibane Wague ist kein Einzelfall!
Ein Projekt des Volxtheater Favoriten

Performance Menschenrechtsbeirat
Der Menschenrechtsbeirat wurde 1999 vom Innenministerium kreiert. Danach sind die Opfer der Operation Spring im Gefängnis geblieben und die Liste der Toten ist länger geworden.
Das ist ein alter Trick, dass der Vergifter der Einzige sein will, der das Heilmittel besitzt.
Einen Menschenrechtsbeirat gibt es noch nicht. Die Strukturen, die so eine Bezeichnung, "Menschenrechtsbeirat", verdienen, wie z.B. das EKH, sind offiziell noch nicht als solches anerkannt.
Das Schreien, Weinen und Lachen das hier verwendet wird, ist aus Performances, wie sie in Afrika gemacht werden, entnommen.
Von Sidy




Weitere Veranstaltungen im Rahmen von dubV am Samstag, 29. Oktober 2005 in der Arena, sowie am Freitag, 4. November 2005 und Mittwoch, 9. November 2005 im Amerlinghaus :: siehe Programm.