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[ 30. Dec 2005 ]

Mehrere Tote bei Angriff auf Flüchtlingscamp in Kairo

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Mit einem Blutbad endete in Kairo die gewaltsame Auflösung eines seit drei Monaten anhaltenden Protestes sudanesischer Flüchtlinge. Dabei sind am Freitag zwischen 10 und 15 Menschen ums Leben gekommen.

 

Die Protestaktion vor dem Gebäude des UNHCR in Kairo hatte Ende September begonnen, nachdem das UNHCR beschlossen hatte, den Flüchtlingen aus Dafour wegen des Abschlusses eines Friedensvertrages keinen Flüchtlingsstatus mehr zu gewähren. Da sich die Flüchtlinge in Ägypten nach eigenen Angaben zunehmender Gewalt ausgesetzt sehen, forderten sie den UNHCR auf in Drittländer wie die USA, Kanada und Australien ausreisen zu dürfen. Durch die Aberkennung des Flüchtlings-Status durch den UNHCR, wird eine Ausreise jedoch verunmöglicht. Viele SudanesInnen sind vor dem Bürgerkrieg nach Ägypten geflohen, knapp eine Viertelmillion in den Tschad. Insgesamt sind etwa zwei Millionen Menschen wegen der Verfolgungen in der westsudanesischen Region Darfour auf der Flucht. In dem improvisierten Camp vor dem UNO-Sitz in Kairo protestierten rund 3500 SudanesInnen, die den UNHCR aufforderten ihre Gesuche zu bearbeiten. Das Hochkommissariat weigerte sich bis zuletzt, den Forderungen der Flüchtlinge nachzukommen.

In den frühen Morgenstunden des 30. Dezember marschiert ein Großaufgebot von 4000 PolizistInnen vor dem Protest-Camp auf, die die Flüchtlinge aufforderten, ihren Protest zu beenden und in bereit stehende Busse zu steigen. Kurz vor Sonnenaufgang stürmten AugenzeugInnen zur Folge etwa 2000 PolizistInnen das Protest-Camp. Sie griffen die Flüchtlinge mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Knüppeln an. ReporterInnen der Nachrichtenagentur AP beobachteten, wie Beamte mit Gummiknüppeln auf die Flüchtlinge einschlugen. In vielen Fällen schlugen die PolizistInnen selbst dann noch zu, als die LagerbewohnerInnen zu Bussen gezerrt wurden, um sie abzutransportieren. Das ägyptische Innenministerium bestätigte die Zahl von zehn Toten. Ein Sprecher des Protest-Camps sprach von 15 Toten, darunter zwei Kinder.

Das Ministerium wies den Flüchtlingen die Schuld zu. "Versuche, die Flüchtlinge zum Verlassen des Geländes aufzufordern, scheiterten", erklärte das Innenministerium. Die Anführer hätten zu Angriffen gegen die Sicherheitskräfte angestachelt. Als Folge der Zusammenstöße sei es unter den Flüchtlingen zu einer Massenpanik gekommen und sie seien davongerannt. Dabei seien 30 zumeist ältere Leute und Kinder verletzt worden, von denen zehn später in Krankenhäusern gestorben seien, berichtete das Innenministerium. AP-Mitarbeiter sahen hingegen nichts von einer Massenpanik. Die Flüchtlinge konnten nicht davonrennen, weil das Lager von der Polizei vollständig umzingelt war.

Das UNHCR bezeichnete die Todesfälle als Tragödie und kritisierte das Vorgehen der Behörden. "Es gibt keine Rechtfertigung für eine solche Gewalt und den Verlust von Menschenleben", erklärte der Flüchtlings-Hochkommissar Antonio Guterres. Eine Mitverantwortung für die Ereignisse räumte das UNHCR nicht ein. Die sudanesische Regierung stellte sich unterdessen auf die Seite Ägyptens. Es sei durchaus das Recht der ägyptischen Regierung gewesen, die Ordnung wieder herzustellen, wird ein Regierungsvertreter von Reuters zitiert.

Quellen: Reuters, AP, APA, Tagesschau