Vormals bei Schwarzen beliebter Innenstadt-Club betreibt neuerdings rassistische Türpolitik, Bericht von afrikanet.info, Aufruf zu Protestschreiben!
Das Floridita Tanzlokal im ersten Wiener Bezirk war immer ein Vorzeige Club für Schwarze in Wien. Abgewiesen von vielen anderen Clubs, war Floridita eine Insel, um wo man sich zu Hause fühlen konnte. In letzter Zeit berichten immer mehr schwarze Menschen von einer rassistischen Türsteherpolitik. Ein Redakteur von Afrikanet wollte testen was viele erzählt haben und erfuhr am eigenen Leib was das heisst, als Schwarzer den Eintritt in ein "internationales" Lokal verwehrt zu bekommen.
9. April 2004, 1h20. Michael Akon* ist in der Stadt unterwegs. Er geht immer sehr spät fort. Heute ist er um 24h von zuhause weggegangen. "Richtig" vorbereitet, um böse Überraschungen zu vermeiden. Sauberes Sakko, schwarze polierte Schuhe, ein seriöses Hemd. Aus eigener Erfahrung hat Michael schon erlebt, wie Türsteher ihm den Weg in Clubs blockierten, weil er nicht "gut angezogen" war. Heute will er auf der sicheren Seite sein.
Michael ist Student in Wien. Er verdienst sein Brot mit Studentenjobs. Als er vor mehreren Jahren nach Wien kam, konnte er sich selbst überzeugen, wie das Nachtleben für Schwarze Menschen sein kann. Als leidenschaftlicher Tänzer und Besucher von Clubs musste er schnell sein Verhalten aber schnell ändern. In vielen Wiener Clubs konnte er nicht hinein. Er hatte sogar an mehreren Testaktionen von NGOs gegen rassistischen Türsteherpolitik von Wiener Clubs teilgenommen. Floridita wird im ZARA Rassismus Report 2004 erwähnt, weil die Türsteher sich weigerten, zwei tunesischen Gästen den Eintritt zu erlauben. Michael hat sich aufgrund dieser Schikanen langsam aus dem Nachtleben verabschiedet. Er hat die Frequenz seiner Club Besuche stark reduziert, diese aber nicht ganz gestrichen.
In dieser Nacht von 8. auf 9. April 2007 befindet er sich derzeit auf der Kärtnerstrasse unterwegs zum Floridita, Johannesgasse 3 im ersten Wiener Bezirk. Ganz sicher geht er zur Tür. Er glaubt nicht mehr an die früheren Jahren, in denen er nicht in den Club eintreten konnte. Er denkt, dass die Zeiten sich verändert haben und dass es nicht möglich ist, im Jahre 2007 peinliche Erfahrungen zu haben. Ausserdem ist heute Freier Eintritt und für einen Studenten wie Michael Anlass zu besonderer Freude. Im Internet - floridita.at - steht auf dem Program das sogenannte "La Rueda de la Alegria" (Das Rad der Freude).
Michael kommt an die Tür. Der Portier sitzt mit einem Kollegen links und plaudert. Plötzlich steht der man auf und kommt zu Michael. Der Mann hat eine der Glatze (vielleicht kurzhaarig?). Michael will wissen ob er in die Disco rein kann. Nein, antwortet sein gegenüber. Warum nicht will der Mitarbeiter von Afrikanet wissen. Weil Sie kein Stammkunde hier sind, antwortet er. Die "Argumentation" kennt Michael. Michael: "Sind alle die hierher kommen Stammkunde?" "Ja! " "Kennen Sie alle die derzeit im Club sind?" "Ja, ich kenne Sie alle. Wirklich alle." Michael: "Ich hoffe, es geht nicht um meine Hautfarbe oder...?" Der Portier: " ....hmmm...Nein .Ich bin auch Ausländer wie Sie...." Michael: "Wie heißen Sie bitte?" "Ich bin der Igor. Ich bin auch ein Ausländer...in Österreich, Sie haben das sicher durch meiner Stimme bemerkt." "Ok vielen Dank.... "
An diesem Abend schien sich für Michael das Leben zu wiederholen. Na ja, was tun? Er dachte an eine Protestaktion per Mail gegen diese Art und Weise, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu verurteilen.
* Name von der Redaktion geändert
Zivilcourage zeigen und Protestemails schreiben
Schicken Sie bitte folgende Mail an die Leitung von Floridita:
relaciones.publicas (at) floridita.at
office (at) floridita.at
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund mehrerer Beschwerden von Schwarzen Menschen in Wien betreffend das rassistische Auswahlverfahren ihrer Gäste, fühle ich mich verpflichtet, meine Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen.
Nach dem Wiener Landesgesetzblatt vom 8. September 2004 (Wiener Antidiskriminierungsgesetz) ist mittelbare und unmittelbare Diskriminierung u.a., aus Gründen der Rasse oder ethnischen Herkunft, der Religion, der Weltanschauung, des Alters und der sexuellen Ausrichtung sowie die Anstiftung einer Person zu einer solchen Diskriminierung oder Belästigung verboten (§ 2).
Darüber hinaus ist es nicht zu akzeptieren, dass in Wien ein Lokal wie das ihre, ein internationales Lokal, in dem auch schwarze Künstler sehr oft auftreten und sogar schwarze MitarbeiterInnen ihr Geld verdienen, für so eine Politik steht.
Mit freundlichen Grüssen
Artikel von Simon Inou, www.afrikanet.info