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[ 15. Jun 2007 // letzte änderung: 02. Jan 2008 ]

Tod eines Asylwerbers in Belgien

Demonstration für Legalisierung, 17. Juni 2007

Wie aus offiziellen Quellen bekannt wurde, ist ein 20-jähriger Schubhäftling in einem Anhaltezentrum in Ysoir (Belgien), das vom Roten Kreuz geführt wird, verstorben. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht von 14. auf 15. Juli 2007.

 

Nach der Auskunft eines Verantwortlichen des roten Kreuzes ist der leblose Körper des jungen Mannes in seinem Zimmer gefunden worden; die näheren Umstände sind noch unklar, sodass ein Gerichtsmediziner entschieden hat, die Gründe für den Tod des Asylwerbers genauer zu beleuchten. Wie gewöhnlich wurde die Verantwortung seitens der Polizei, die mit ihrer unmenschlichen Behandlung einen beträchtlichen Anteil zum Tod des jungen Mannes beigetragen hat, so gut wie nicht untersucht.

AsylwerberInnen in Belgien, die auf einen Bescheid der verantwortlichen Stellen warten, werden in Schubhaftgefängnissen interniert ohne jegliche Möglichkeit mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

Wenn der Bescheid über den Aufenthaltstitel negativ ausfällt, werden die betroffenen Personen mit Waffengewalt in ihr "Herkunftsland" abgeschoben.

Aber es formiert sich auch massiver Widerstand gegen Abschiebungen von "Sans-Papieres", der von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen mitgetragen wird.

Überdies hinaus wird von der offiziellen Politik die menschenverachtende Praxis der Abschiebung in Zweifel gezogen. So veröffentlichte die Bürgermeisterin von Mosrtel einen Brief, in dem sie verlautbarte, dass sie keine weiteren Anordnungen für Abschiebungen bezüglich Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung iniitieren werde.

In ihrem Brief bezieht sie sich auf eine Aussendung des belgischen Premierministers Guy Verhofastadt, der als Vorsitzender der Regierung die Politik der Abschiebung als egoistisch und unmenschlich bezeichnete.

Derzeit gibt es ungefähr 100.000 "sans-papiers" in Belgien. Es kam zu mehreren Kirchenbesetzungen dieser gesellschaftlich kriminalisierten Gruppe, die vehement eine Legalisierung ihres Aufenthaltsstatus forden. Bisher blieben aber diese Forderungen nicht sehr verwunderlich ohne Erfolg.

Die derzeitige Regierungskolation zeigt ebenfalls diesbezüglich so gut wie keine Ambitionen was die Regelung des Aufenthaltsstatus betrifft, einzig die frankophone Partei "Le Centre démocrate et humaniste" macht in dieser Causa Vorstöße.

Im Jahr 1998 hatte der Tod der 20-jährigen Nigeranerin :: Sémira Adamou eine heftige politische Debatte ausgelöst, im Zuge derer der damalige Innenminister zurücktreten musste. Die junge Frau wurde im Zuge ihrer Abschiebung von 6 Polizisten gewaltsam in ein Flugzeug gezerrt und mit einem Kissen erstickt.

Übersetzung eines Berichts aus dem Französischen, der am 16. Jul 2007 auf :: afriquenligne.fr erschien (und in der Folge auf :: thecaravan.org).