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[ 09. Apr 2008 ]

Braune Koalitionen gegen die EU

nazis

Mit kräftiger publizistischer Hilfe der Kronen Zeitung formiert sich derzeit ein Bündnis gegen den EU-Vertrag, das es wahrlich in sich hat. :: Mit Bildergalerie

 

Denn was hier bei der Demonstrationen am 29. März aufmarschiert ist, stellt eine rechts/rechtsextreme Mischung dar, die in dieser Größenordnung in Österreich schon lange nicht mehr zusammengekommen ist.

Von FP-Chef Strache über BZÖ-Boss Peter Westenthaler über diverse ObskurantInnengruppen spannt sich das TeilnehmerInnenfeld bis in die offene Neonaziszene. Weder einschlägige Transparente - so wurde unter anderem die Freilassung von dem wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung derzeit einsitzenden Gerd Honsik gefordert - oder Sprechchören a la "Hier marschiert der nationale Widerstand" führten auch nur zur leisesten Distanzierung der OrganisatorInnen vom mitgeschleiften braunen Sumpf.

Wenn es um die vermeintliche "Rettung Österreichs" geht, ist offenbar jeder Bündnispartner willkommen. Selbst an stolz zur Schau getragenen Tattoos mit der Aufschrift "Arier" störten sich die Kronen-Zeitungs-bewegten Anti-EU-AktivistInnen in keinster Weise. Insgesamt konnten so alleine am 29. März weit über 100 Neonazis in mehreren Gruppen an der Demonstration teilnehmen. Mitten drinnen auch einiges an Prominenz aus der Szene: So marschierten zwei der zentralen Figuren der Neonaziszene der Achtziger und Neunziger Jahre, der ehemalige Führer der "Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition" (VAPO), Gottfried Küssel, und der ebenfalls einst in der VAPO aktive Franz Radl jun. wiedervereint Seite an Seite.

Ebenfalls mit dabei aber auch die etwas jüngere Abteilung des österreichischen Neonazismus: Hinter dem Transparent "Für Familie, Volk und Vaterland", versammelte sich das Umfeld des primär in Oberösterreich agierenden "Bund freier Jugend" (BFJ). Dieser hat derzeit ja bekanntlich mit noch ganz anderen Problemen als mit dem "Diktat aus Brüssel" zu kämpfen. Mehrere der BFJ-AktivistInnen sehen sich momentan mit einem Verfahren wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung konfrontiert.

Nur wenige Tage später, am 4. April, dann wieder ein ähnliches Bild: Eine Anti-EU-Veranstaltung am Wiener Ballhausplatz, dieses mal organisiert von der FPÖ. Im Publikum wieder zahlreiche Neonazis, bestens im Gespräch mit den KameradInnen aus Strache-Partei. Von NS-Black-Metal-Fans bis zu "klassischen" Nazi-Skins spannte sich dieses Mal der Bogen. Wieder war einiges an eindeutiger Symbolik zu sehen - vom Thors Hammer über SS-Totenköpfe bis zum unvermeidlichen "88" (Nazi-Code für "Heil Hitler"). Zumindest die Nähe zur FPÖ kann nicht wirklich überraschen, sind doch ähnliche "KameradInnen" so etwas wie StammgästInnen bei Straches Ansprachen.

Während die eigene Akzeptanz bei den Anti-EU-Demos in den einschlägigen Internet-Medien der Neonaziszene gefeiert wird, übt man sich an anderer Stelle in einer der traditionsreichsten österreichischen "Tugenden": Dem Leugnen der Realität. So lässt die Kronen Zeitung über ihre LeserInnenbriefseite ausrichten, dass es sich bei der Teilnahme von Neonazis an den Protesten um eine reine Erfindung der EU-BefürworterInnen handelt, mit der diese den "berechtigten Volkszorn" anpatzen wollen. Eine Behauptung, die sich mit den folgenden Bildern leicht widerlegen lässt, bleibt bloß die Frage, ob man dieser unangenehmen Wahrheit überhaupt interessiert ist.